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Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Titel: Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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angeordnet hatte, gestattet. Wenn ein Mordverdächtiger eine Pistole auf eine Geisel richtete, konnte man von Notwehr ausgehen. Es würde, dachte er, keine Schwierigkeiten geben.
    Und wenn schon. Er hatte andere Probleme – die Beteiligung des Onkels.
    Ein eifriger Staatsanwalt würde Dutzende Ordnungswidrigkeiten und Gesetzesverstöße entdecken. Nicht das geringste Vergehen: Ehringer hatte nicht versucht, Marx davon abzuhalten, Selbstjustiz zu üben. Man konnte sein Verhalten sogar als Komplizenschaft deuten.
    Doch Ehringer hatte noch immer Freunde in hohen Positionen, und darin lag das größte Problem.
    Er bittet dich doch nur, ihn mal anzurufen, Lorenz!, hatte er am Vorabend gesagt, als Adamek ihn erneut im Krankenhaus besucht hatte.
    Er ist Senator!
    Leider kein guter.
    Du willst dich wirklich aus der Verantwortung stehlen, indem …
    Du wirst schon wieder unverschämt.
    Verärgert war Adamek aufgestanden. Keine Deals.
    Wer spricht von Deals, verdammt?
    Ich muss jetzt heim, ich bin müde.
    Mein eigener Neffe will mich ins Gefängnis bringen!
    Ach, Bullshit, Richard!
    Wenigstens war Ehringer nicht schwer verletzt. Eine leichte Gehirnerschütterung, ein paar Prellungen, eine Quetschung. Er hatte weitaus mehr Glück als Verstand gehabt.
    Am Ende hatte er Adamek beinahe leid getan. Er hatte sich darauf gefreut, Thomas Ćavar und Jelena wiederzusehen, und war untröstlich gewesen, als er erfuhr, dass sie bereits wieder in Hamburg waren.
    Was? Ohne mich zu besuchen?
    Richard, sie haben schlimme Tage hinter sich, und sie …
    Schöne Freunde sind das.
    Sie kommen ja wieder.
    Er hatte Ćavar nach Hause geschickt, damit er sich erholte. Mitte der Woche würde er wieder nach Berlin kommen, um auszusagen. Eines hatte er schon klargemacht: Er werde für Den Haag nicht als Zeuge zur Verfügung stehen. Die beiden Mörder von Zadolje lebten nicht mehr, und ob die Tötungen oder Vertreibungen ganz oben geplant worden seien oder nicht, wisse er nicht.
    Es muss endlich vorbei sein, hatte er gesagt.
    Und Adamek verstand ihn.
    Er streckte sich. Im Becken krachte es.
    »Det hört sich ja scheiße an«, sagte Kallmann.
    »Es fühlt sich auch scheiße an.«
    Er dachte an Elfriede Münzinger, die ihm den Schmerz weggeknetet hatte. Die versprochen hatte, ihn wieder ganz zu machen. Es musste auch eine Berliner Ausgabe von ihr existieren …
    Kallmann schnippte die Zigarette von sich. »Zurück zu die Papiere.«
    An der Schleuse blieben sie stehen, der Kollege hinter der Scheibe winkte mit einer zusammengefalteten Zeitung.
    »Ick les nur Boulevard«, sagte Kallmann.
    »Euer Fall«, sagte der Kollege über den Lautsprecher.
    Adamek ließ sich die Zeitung geben. Die Schlagzeile lautete KRIEGSVERBRECHEN IN KROATIEN – DER DEUTSCHE MÖRDER .

58
    SAMSTAG, 23. OKTOBER 2010
    ROTTWEIL
    Nach fünfzehn Jahren zum ersten Mal wieder am helllichten Tag durch Rottweil gehen. Keine seltenen Besuche mehr mitten in der Nacht oder irgendwo draußen auf dem Land, wo ihn niemand kannte. Man kam, wann man kommen wollte, ging, wohin man gehen wollte. Die Glükhergasse hinauf, zweimal ums Eck, die Hauptstraße hoch zum Schwarzen Tor.
    Er war ohne Jelena und Lilly nach Rottweil gekommen. Die Hamburger Herbstferien waren vorbei, die Schule hatte am Montag begonnen. Sie wollten zur Normalität zurückkehren, so schnell wie möglich.
    Eine Beerdigung passte da nicht.
    Zusammen mit Milo hatte er Mägges Bachmeier am Vortag auf der letzten Reise begleitet.
    Später wollte er auf den Hof, mit Theresa sprechen. Von seiner Zeit mit Mägges erzählen. Dem Welpen Methusalem. Allem anderen. Wenn sie es hören konnte.
    Milo hatte für die Tage, in denen er in Rottweil war, Urlaub genommen. Sie machten lange Spaziergänge, redeten viel. Manchmal kam der Vater mit. Ohne ihn war es einfacher, wie früher.
    Er war über Berlin gefahren. Den ganzen Mittwoch hatte er mit Adamek, dessen Kollegen und einem Staatsanwalt verbracht. Hatte erzählt, was zu erzählen war. Am Donnerstag war er weitergefahren. Ab Hof wieder die Erinnerungen, es war dieselbe Strecke wie auf der Rückfahrt von Bautzen.
    Jelena, er und der Granada.
    Vielleicht die glücklichsten Stunden mit ihr, zwischen hier und dort, gestern und morgen. In der Schwebe zwischen allem.
    Er war nach links abgebogen, näherte sich der Glükhergasse von Süden.
    Der Stadtgraben, die Kämpfe mit den Ustaschensöhnen. Kurz entschlossen ging er die Stufen hinunter. Auf halbem Weg zur Brücke kam ihm ein Mann entgegen. Er

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