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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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festgestellt hatten, daß Insekten eine Resistenz gegen chemische Pestizide entwickeln. Mit einem ernsten Nicken bestätigte Bob eine Tatsache, die ihm bereits bekannt war, eine Tatsache, die einen der Ecksteine seiner Idee bilden sollte.
    Seiner Ansicht nach war der Rest von Mrs. Liftons Vortrag ein einziges brillantes Argument, eine Chronik der Wahrheit, die da lautete, daß seit 1912 die Menschheit in heillosem Durcheinander bergab raste, ihrem eigenen gruseligen, unorganischen Tod entgegen, in dem sinnlosen Versuch, Insekten chemisch zu bekämpfen.
    Nach der Vorlesung überquerte Bob gerade den Hof, als er die Schreie hörte.
    «Cortland Street!» Die körperlose Stimme des Zuges drang in Bobs Erinnerungen ein. Er sah sich um und stellte fest, daß die fünf Anzüge durch Typen aus SoHo und dem Village ersetzt worden waren, unterwegs zu ihrer täglichen Wanderung den Broadway hoch, die immer um diese Zeit stattfand.
    Als der Zug anfuhr, kehrte Bob zu diesem Augenblick vor vielen Jahren zurück, als er den Campus überquerte, nicht ahnend, daß er im Begriff war, seiner zukünftigen Frau zu begegnen.
    Ungefähr zur gleichen Zeit, als Bob aus Mrs. Liftons Vorlesung kam, hatte Mary das Betriebswirtschaftsgebäude verlassen. Sie trug einen konservativen, marineblauen Anzug, womit sie versuchte, wie viele Frauen in den achtziger Jahren, männlicher auszusehen.
    Mary hatte gerade ein Referat vor ihrer Marketing-Klasse gehalten, und ihre Arme waren mit Diagrammen, Schaubildern, Tabellen und einem Werbe-Display für das Abführmittel beladen, mit dem zu arbeiten sie den Auftrag hatte.
    Sie beeilte sich, um noch den Lexington Avenue Express zu erwischen, als mehrere Honigbienen (Apis mellifera) ihr Parfüm offensichtlich mit einem Sexualpheromon verwechselten und auszuschwärmen begannen. Da ihre beiden Arme mit MarketingMaterial beladen waren, das, wie sie fand, zu kostbar war, um es fallen zu lassen, hatte Mary nichts zur Verfügung, womit sie nach den liebestollen Insekten schlagen konnte, und so begann sie, beinahe panisch zu schreien und in einem ziemlich unregelmäßigen Kreis herumzurennen.
    Als er das Geschrei hörte und die Dame in Not sah, stürzte Bob zur Rettung herbei und erwischte zwei Bienen mitten in der Luft, wonach sie unter seinen Schuhen eines schnellen Todes starben. Die anderen flohen, um Bobs unnatürlich flinken Händen zu entkommen. Ungestochen und dankbar für die heroische Tat, nahm Mary seine Einladung zu einer Tasse Kaffee an.
    Sie war verheiratet, als sie sich kennenlernten, stand aber kurz vor der Scheidung; das behauptete sie jedenfalls, während sie ihren Espresso schlürfte. Nichts davon war jedoch wahr; Mary erzählte die Geschichte bloß, damit die Typen beim Anbaggern nicht zu übermütig wurden. Gleichzeitig gab sie sich damit das Prädikat «Nicht zu haben», was sie paradoxerweise für männliche Interessenten noch anziehender machte. Später sollte Bob dieses seltsame Prinzip menschlichen Werbeverhaltens mit einigen der bizarreren Paarungsrituale der Insekten vergleichen.
    Vom ersten Moment an, da er Mary begegnet war, hatte es Bob voll erwischt - vielleicht hatte ihr Parfüm bei ihm die gleiche Wirkung gehabt wie bei den Bienen. Egal, Bob glaubte, daß es mehr als ein Zufall war, daß er zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um diese wunderschöne Frau von den bösen stachelbewehrten Insekten zu erretten. Und obwohl er nichts von Vorahnung hielt, fand Bob, daß diese wunderschöne Frau dazu bestimmt war, seine Frau zu werden - oder wenigstens mit ihm ins Bett zu gehen.
    Monatelang verfolgte er Mary unentwegt, ging mit ihr aus, rief regelmäßig an und schrieb ihr manchmal lange sehnsuchtsvolle Briefe, in denen er seine Liebe wortgewaltig beteuerte. Er verfaßte sogar hin und wieder ein Gedicht für sie, womit er sie endgültig rumkriegte.
    Mary konnte sich noch an das allererste Gedicht erinnern, das Bob ihr geschickt hatte. Er hatte es auf die Rückseite eines Prüfungsbogens geschrieben. Bob hatte den Test brillant bestanden und nur eine Frage nicht beantwortet, daher das Gedicht:
    Es war bloß ein Test, ein Test war's, sei's drum, Für den ich büffelte wie selten zuvor.
    Aber es ging nicht um Bienen, die machen Summsumm, Und so war ich wirklich der letzte Tor.
    Ich verwechselte 'n Falter mit einem Flügelpaar Mit einem, der hat zwei. Doch wichtig
    Ist das nicht, sondern nur - und das ist wahr Daß ich Dich liebe, und zwar richtig!
    Später gab Bob zu, daß er sich einen

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