Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
Vom Netzwerk:
Teil der Struktur aus einem Gedicht über Kamele ausgeliehen hatte, das sein Lieblingsdichter Ogden Nash geschrieben hatte.
    Mary hatte jeden Brief und jedes Gedicht, das Bob ihr geschrieben hatte, aufbewahrt. Sie waren in einer Truhe verschlossen, die auf dem Dachboden des Hauses ihrer Mutter stand, die im Norden des Staates New York lebte.
    Bei all ihren darauffolgenden Rendezvous schaffte Bob es immer, das Gespräch auf das Thema Insekten zu lenken. Er redete mit großer Begeisterung und Überzeugung über sein Vorhaben, eine neue, umweltfreundliche Methode zu entwickeln, Schädlinge zu bekämpfen. Mary war von diesem Typen mit der Frisur a la «verrückter ProfeSSOr» und dem dazu passenden Traum verzaubert, selbst wenn er seine Gedichtstruktur plagiiert hatte. Während ihres letzten Jahres im College verabredeten sie sich regelmäßig, bevor sie heirateten. Ein Jahr später kam Katy.
    In Canal Street zwängten sich noch Umsteiger von den Linien 4, 6 und J in Bobs Wagen. Mehrere chinesische Immigranten warfen argwöhnische Blicke auf zwei pakistanische Geschäftsleute mit Turban, während ein iranisches Paar widerwillig die Bank mit einem Schwarzen, seiner weißen Freundin und einem vietnamesischen Jungen teilte. Nachdem die Vereinten Nationen auf diese Weise Platz genommen hatten, ging es weiter den Broadway hoch und zurück in Erinnerungsschwelgerei.
    Während der zehn Jahre nach Katys Geburt begann Mary; sich die Leiter Richtung Glasdach hochzuarbeiten, und Bob schuftete sporadisch als Biologielehrer an einer High-School sowie für mehrere Schädlingsvernichtungsbetriebe, wobei er stets seinen Traum verfolgte, eine vollbiologische Methode der Schädlingsvernichtung zu entwickeln.
    Das, was für Mary einem Traum am nächsten kam, war der Wunsch, eine gute Kreditwürdigkeit zu behalten. Das hieß nicht, daß sie die Schönheit und Intensität von Bobs Plänen nicht schätzte, aber sie war praktisch veranlagt.
    An der 8th Street sprang die Studentin aus dem Zug und wurde durch einen der vielen Gründe ersetzt, warum Bob und Mary New York verlassen wollten: ein bärtiger Verrückter in einer Armeejacke. Es war ein offenes Geheimnis, daß dieser Typ so verdreht war wie ein Türknauf.
    Der Mann fixierte Bob und brüllte: «Bloß nix Henry erzählen!
    Ich fahr nach Acapulco!» Dann stürzte er in den nächsten Wagen.
    Das furchterregende Starren des Irren machte Bob nervös, und so behielt er die Tür im Auge, während sich der Zug Richtung Innenstadt schlängelte, am Union Square vorbei, 23rd, 28th, 34th Street. Bob war erleichtert, als der Spinner schließlich am Times Square ausstieg und jemanden auf dem Bahnsteig bedrohte.
    Noch fünf Stationen und Bob war zu Hause. Fünf Stationen, um sich zu überlegen, wie er Mary überzeugen konnte, daß jetzt der ideale Zeitpunkt war, sein Unternehmen zu starten, obwohl das Gegenteil der Fall zu sein schien. Vielleicht würde er sie rumkriegen, wenn er ihr von seiner neu erworbenen Ladung von Fadenbeinwanzen (Emesa brevicosa) erzählte.
    Die Körperform der Fadenbeinwanzen unterschied sich vollkommen von der der anderen Mordwanzen, die Teil von Bobs Experiment waren. Sie hatten lange schlanke Körper, mit einem Prothorax, der vom Mesothorax nicht erkennbar getrennt war. Für das ungeübte Auge sahen sie genau wie harmlose Stabheuschrecken aus, tatsächlich waren sie aber genauso tödlich wie alles andere, womit Bob arbeitete.
    Die Fadenbeinwanze kroch wie der Sensenmann herum, und mit ihren langen, knochigen, aber erstaunlich kräftigen Beinen zog sie ihre sich windenden Opfer aus den Spalten, in denen sie sich versteckten. Mit ihrer extrem verlängerten Coxa und ihrem makabren dornigen dritten Beinglied griff die Fadenbeinwanze furchtlos andere Insekten sowie verschiedene Spinnenarten an und verspeiste sie.
    Bob hoffte, das würde Mary beeindrucken. Aber selbst dann schien es eher unwahrscheinlich, daß sie darin das entscheidende Argument für den sofortigen Start von Bobs Vollbiologischem Schädlingsvernichtungsunternehmen sehen würde. Doch was konnte er ihr erzählen, was sie nicht schon wußte?
    «Lexington Avenue!»
    Sie hatte erkannt, daß Bobs Idee ungeheures Potential hatte, das sprach also zu seinen Gunsten. Eins zu null für Bob.
    Aber Mary wußte auch, daß Bob seine Methode noch nicht perfektioniert hatte, das sprach also dagegen. Eins zu eins unentschieden.
    «Queensboro Plaza, umsteigen zur Linie 7!»
    Immerhin, sie hatte ewige Unterstützung geschworen, in

Weitere Kostenlose Bücher