Der Kampf der Insekten
dies sein?« flüsterte er.
»Joao, mein Sohn«, sagte seines Vaters Stimme.
Joao schaute in das vertraute Gesicht auf. Es war sein Vater, kein Zweifel, bis zur feinsten Runzel im Augenwinkel. »Aber … dein Herz«, sagte Joao.
»Meine Pumpe«, sagte der alte Mann. »Sieh her.« Er entzog ihm die Hand, schlug seine Jacke zurück und öffnete sein Hemd. Eine ölig aussehende gelbe Oberfläche pulsierte dort. Ihre Ränder schienen durch irgendeine gummiartige Substanz mit der Haut verbunden zu sein.
Joao sah die haarfeine Schuppenstruktur der Oberfläche, die vielen Einzelkörper darunter, die das Pulsieren zu erzeugen schienen. Er schauderte zurück.
Also war es eine Nachahmung, einer von ihren Tricks.
Der alte Mann schloß Hemd und Jacke, und Joao konnte nicht umhin, den fröhlich-verschmitzten Ausdruck der Augen zu erkennen. Sie waren nicht facettiert, diese Augen.
»Die alte Pumpe versagte, und sie gaben mir eine neue«, sagte sein Vater. »Sie teilt mein Blut und lebt von mir. Sie wird mir noch ein paar nützliche Jahre geben. Was, glaubst du, werden unsere Mediziner dazu sagen?«
»Du bist es wirklich!« keuchte Joao.
»Bis auf die Pumpe«, sagte der alte Mann. »Aber du, du einfältiger Dummkopf! Was hast du aus dir und dieser armen Frau gemacht.«
»Rhin«, flüsterte Joao.
»Eure Herzen und Teile eurer Lungen hast du herausgeblasen«, sagte sein Vater. »Sie mußten euch zweien nicht nur neue Herzen, sondern ganz neue Blutsysteme geben!«
Joao hob seine Hand und starrte die grüne Haut an. Er war verwirrt. Alles nahm sich wie ein seltsamer Traum aus, eine phantastische Verirrung in unwirkliche Bereiche.
»Sie kennen medizinische Methoden und Tricks, von denen wir uns nichts träumen lassen«, sagte sein Vater. »Seit meiner Kindheit war ich nicht so aufgeregt. Ich kann kaum erwarten, zurückzugehen und den Leuten zu zeigen … Joao! Was hast du?«
Joao stemmte seinen Oberkörper hoch. Sein Gesicht zuckte. »Wir sind nicht mehr menschlich!« brach es aus ihm hervor. »Wir sind keine Menschen mehr, wenn …«
»Oh, sei still!« sagte sein Vater.
»Wenn das so ist, haben sie die Kontrolle!« ächzte Joao. Er zwang seinen Blick zu dem Riesengesicht hinter seinem Vater. »Sie werden uns regieren!«
Er sank keuchend zurück.
»Wir werden ihre Sklaven sein«, flüsterte er.
»So ein Unsinn«, dröhnte die fremde Stimme.
»Er hatte immer einen Hang zum Dramatischen«, sagte der ältere Martinho. »Dieses scheußliche Blutbad, das er dort draußen am Fluß angerichtet hat! Natürlich warst du daran nicht ganz unschuldig. Wenn du nur auf mich gehört und mir vertraut hättest.«
»Nun haben wir eine Geisel«, grollte das Gehirn. »Nun können wir dir vertrauen.«
»Ihr hattet eine Geißel, seit ihr diese Pumpe in mich stecktet«, sagte der alte Mann.
»Ich verstand nicht den Wert, den ihr der individuellen Einheit beimeßt«, sagte das Gehirn.
Joao versuchte hinter das Riesengesicht zu sehen, wo die Stimme ihren Ursprung hatte. Er sah eine grünliche Masse von ungefähr vier Metern Durchmesser, die mit einem pulsierenden gelben Sack verbunden war. Flügellose Insekten krabbelten auf ihr herum, verschwanden in den zahlreichen Spalten und Furchen, die unregelmäßig die Oberfläche durchzogen, kamen wieder zum Vorschein. Das Gesicht über dieser Masse wurde von Dutzenden fleischig aussehender Stengel getragen.
Die Realität der Situation begann Joaos Schock zu durchdringen.
»Rhin?« flüsterte er.
»Deine Begleiterin ist in Sicherheit«, dröhnte das Gehirn. »Verändert wie du, aber sicher.«
Joao hatte den Eindruck, daß die Stimme aus dem pulsierenden gelben Sack kam.
»Ich sehe, daß deine Aufmerksamkeit unserer Methode gilt, der Bedrohung durch euch zu begegnen«, sagte das Gehirn. »Dies ist unser Gehirn. Es ist verwundbar, aber stark.«
Joao unterdrückte ein Schaudern.
»Sag mir«, fuhr das Gehirn fort, »was ein Sklave ist.«
»Ich bin jetzt ein Sklave«, flüsterte Joao. »Ich bin dir hörig. Ich muß dir gehorchen, oder du kannst mich töten.«
»Aber du versuchtest selbst, dich zu töten«, sagte das Gehirn. »Ein Sklave ist einer, der für einen anderen Reichtum produzieren muß. Es gibt nur einen wahren Reichtum in dieser Welt. Ich habe dir etwas davon gegeben. Ich habe deinem Vater und deiner Begleiterin davon gegeben. Und deinen Freunden. Dieser Reichtum ist Lebenszeit. Zeit. Seid ihr Sklaven, weil wir euch mehr Zeit zum Leben gegeben haben? Wir haben euer aller Leben
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