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Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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seinem Notizblock, als suche er irgend etwas.
    »Der Leichnam kann nicht sehr tief gelegen haben«, sagte ich. »In Anbetracht der Umstände ist er sehr sauber. Er hat keine postmortalen Verletzungen. Soweit ich draußen gesehen habe, hieven die Raupenbagger Müllballen von den Lastern und zerquetschen sie. Sie verteilen den Müll am Boden, damit der Kompaktor ihn zusammenschieben, zerkleinern und komprimieren kann.«
    »Stimmt haargenau.« Kitchen sah mich interessiert an. »Suchen Sie einen Job?«
    Mir gingen Bilder von Erdbewegungsmaschinen durch den Kopf, die aussahen wie mechanische Dinosaurier und die ihre Klauen in plastikumhüllte Ballen auf Lkws schlugen. Die Verletzungen der bisherigen Opfer, dieser zerquetschten und zerfetzten menschlichen Überreste, kannte ich in- und auswendig. Abgesehen von dem, was der Mörder ihm angetan hatte, war dieses Opfer unverletzt.
    »Es ist schwer, fähige Frauen zu finden«, sagte Kitchen.
    »Das können Sie laut sagen, mein Lieber«, erwiderte Ring, während Grigg ihn mit wachsendem Abscheu beobachtete.
    »Klingt logisch«, sagte Grigg. »Wenn die Leiche schon länger auf dem Gelände gelegen hätte, wäre sie ziemlich hinüber.«
    »Die ersten vier sahen wirklich übel aus«, sagte Ring. »Das reinste Hackfleisch.« Er schaute mich an. »Macht die hier den Eindruck, als sei sie in eine Müllpresse geraten?«
    »Der Leichnam sieht nicht zerquetscht aus«, antwortete ich.
    »Hm, das ist interessant«, sinnierte er. »Wieso nicht?«
    »Sie kommt halt nicht aus einer Transferstation, wo der Müll zu Ballen gepreßt wird«, sagte Kitchen, »sondern aus einem Müllcontainer, der von dem Transporter geleert wurde.«
    »Aber auch im Transporter wird der Müll doch gepreßt«, wandte Ring ein.
    »Es kommt darauf an, wo genau im Wagen die Leiche sich befand, als der Müll komprimiert wurde«, sagte ich. »Es kommt auf alle möglichen Dinge an.«
    »Oder ob der Müll überhaupt komprimiert wurde, je nachdem, wie voll der Laster war«, sagte Kitchen. »Wenn Sie mich fragen, wo genau die Leiche nun herkam, würde ich sagen, sie stammt von dem Transporter. Höchstens noch von einem der beiden Laster davor.«
    »Ich schätze, dann brauche ich die Namen der Fahrer dieser Lastwagen und ihren Herkunftsort«, sagte Ring. »Wir müssen die Fahrer vernehmen.«
    »Sie betrachten also die Fahrer als Tatverdächtige«, sagte Grigg kühl. »Ziemlich originell, das muss ich Ihnen lassen. So wie ich das sehe, stammt der Müll nicht von ihnen. Er stammt von den Leuten, die ihn weggeworfen haben. Und ich gehe davon aus, daß einer von denen derjenige ist, den wir suchen.«
    Ring sah ihn völlig ungerührt an. »Ich möchte mir nur anhören, was die Fahrer zu sagen haben. Man kann nie wissen.
    Vielleicht ist das Ganze nur inszeniert. Man lädt eine Leiche an einem Ort ab, der auf der eigenen Route liegt, und sorgt dafür, daß man sie selbst auf die Deponie bringt.
    Oder man wirft sie gleich auf den eigenen Laster. Dann wird man von niemandem verdächtigt, stimmt's?«
    Grigg stieß seinen Stuhl zurück. Er löste seinen Kragen, und sein Kiefer mahlte, als schmerze er. Sein Hals knackte, dann seine Fingerknöchel. Schließlich knallte er sein Notizbuch auf den Tisch, und alle Blicke richteten sich auf ihn, während er Ring wütend anstarrte.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich diese Sache bearbeite?« fauchte er den jungen Ermittlungsbeamten an. »Mir ist sehr daran gelegen, den Job zu machen, für den ich bezahlt werde. Und ich glaube, das hier ist mein Fall und nicht Ihrer.«
    »Ich bin nur hier, um zu helfen«, sagte Ring gelassen und zuckte wieder mit den Schultern.
    »Ich wusste nicht, daß ich Hilfe brauche«, erwiderte Grigg.
    »Als der zweite Rumpf in einem anderen County gefunden wurde als der erste, hat die Polizei von Virginia eine überregionale Sonderkommission gebildet«, sagte Ring. »Sie sind ein bisschen spät dran, mein Lieber. Sieht so aus, als könnten Sie ein paar Informationen von jemandem gebrauchen, der schon länger dabei ist.«
    Aber Grigg hörte schon gar nicht mehr hin, sondern sagte zu Kitchen: »Die Fahrzeugdaten hätte ich auch gern.«
    »Wie wär's, wenn ich sicherheitshalber die Daten der letzten fünf Lkws besorge, die oben waren?« sagte Kitchen in die Runde.
    »Das wäre eine große Hilfe«, sagte ich und stand vom Tisch auf. »Je eher Sie dazu kommen, desto besser.«
    »Um wieviel Uhr fangen Sie morgen damit an?« fragte mich Ring, der auf seinem Stuhl sitzen blieb,

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