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Der Kirchendieb

Der Kirchendieb

Titel: Der Kirchendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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auf dem Boden
     und auf Johannas Backe traf eine schallende Ohrfeige.
    »Du tölpelhaftes Gör! Jetzt sieh dir diesen Saustall an. Kannst du nicht aufpassen!«, keifte Theres. Johanna ging auf die
     Knie und sammelte stumm die Küchenabfälle auf.
    »Und überhaupt! Was fällt dir ein, dich in einem derart unverschämten Ton mit dem Sohn deines Herren zu unterhalten. Sowieso
     hast du ihn nur anzusprechen, wenn du von ihm etwas gefragt wirst. Und ich wüsste nicht, warum dies geschehen sollte«, fügte
     sie schnippisch hinzu.
    Nun platzte Johanna der Kragen. »Nicht
ich
habe ihn angesprochen, sondern
er
mich. Noch dazu hatte er mir gedroht«, schrie sie empört zurück.
    Doch dass jemand den Sohn ihres treuen Herrenbeschimpfte, war zu viel für die alte Magd. Aufgeregt schnappte sie nach Luft. »Zur Strafe wirst du heute ohne Essen zu Bett
     gehen.« Und ohne ein weiteres Wort rauschte Theres Richtung Küche davon.
    Andreas, der alles beobachtet hatte, ging sofort zu Johanna hinüber und half ihr beim Aufsammeln. »Tut mir leid!«, stammelte
     er. »Das wollte ich nun auch nicht. Ich meine, dir das Leben zur Hölle machen. Ich wollte dir nur etwas Angst einjagen.«
    Johanna schwieg.
    »Diese Bandenkämpfe sind eine Sache. Das macht ja auch irgendwie Spaß, oder?« Verunsichert grinste er Johanna an.
    Diese blickte nun endlich auf. Andreas hatte blondes, schulterlanges Haar und lustige Sommersprossen im Gesicht. Vermutlich
     war er im gleichen Alter. Wie er so neben ihr kniete und lächelte, wirkte er wie ein richtig netter Junge, mit dem man gerne
     befreundet ist.
    Johanna musste nun auch lächeln. »Du hast recht. Wenn man als Bande der gegnerischen Bande eins auswischen kann, ist es ganz
     witzig. Außer man geht etwas zu weit.« Johanna sah Andreas vorwurfsvoll an. »Mit faulen Eiern werfen oder die Hosen runterziehen
     ist vielleicht lustig, ein abgemagertes Kindmit Regenwürmern vollzustopfen und sich über seinen Hunger lustig zu machen ist gemein.«
    »Ob du es glaubst oder nicht«, sagte Andreas, »aber ich habe meine Lektion gelernt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie mich
     die Leute beschimpft haben, als ich neulich nach Schweinestall stinkend durch die Gassen ging. Ein Büttel hat mich sogar aufgegriffen
     – ich hätte als
stinkendes Bettelgör
nichts im Stadtteil der feinen Leute zu suchen! Ob ich wohl zum Stehlen hier herumschleichen würde.«
    Johanna konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Sie hatte so etwas selbst schon häufig erlebt.
    »Wie hast du es dann nach Hause geschafft?«, wollte sie wissen.
    »Ein Hausangestellter hat mich mit dem Büttel gesehen und sich für mich verbürgt.«
    Johanna war von Andreas’ Ehrlichkeit beeindruckt. Bis eben war er ihr ärgster Gegenspieler gewesen und nun streckte er ihr
     entschuldigend die Hand entgegen.
    »Tut mir leid, wenn ich dir das Leben in unserem Haus noch schwerer gemacht habe. Hast du heute überhaupt schon etwas gegessen?«
    Johanna schüttelte den Kopf. Sie war zwar daran gewöhnt, an manchen Tagen nichts oder nur wenigzu essen, aber nach dem harten Arbeitstag schrie ihr Magen förmlich nach etwas Essbarem.
    »Ich werde später in die Küche gehen und mir von Theres etwas Leckeres geben lassen«, meinte Andreas.
    »Warum soll sie dir für mich was geben?«, fragte Johanna ungläubig.
    »Nicht für dich! Für mich. Ich werde einfach sagen, ich habe noch Hunger. Dem Jüngsten ihres heiß geliebten Herren schlägt
     die alte Magd nichts ab. Das wirst du schon sehen«.
    Der Kaufmannssohn grinste verschmitzt. Bei dem Gedanken, die Theres hereinzulegen, begannen seine Sommersprossen förmlich
     zu hüpfen. »Sobald niemand mehr in der Küche ist, schleiche ich mich zu dir. Wo ist dein Zimmer?«
    »Die Kammer unter der Treppe«, antwortete Johanna knapp.
    »Unter der Treppe? Da ist Platz für eine Kammer?« Andreas war sichtlich verwirrt.
    Johanna dagegen nickte strahlend. Es war ihr erstes echtes Lächeln heute. So wie es aussah, hatte sie einen Freund gefunden.

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    Ein Traum geht in Erfüllung

    Andreas hielt an diesem Abend Wort. Mit einer Kerze in der Hand kam er wie ein Dieb in die Küche geschlichen. Sein Gesicht
     glühte im Schein der Flamme rot vor Aufregung. In der anderen Hand trug er einen Korb, der randvoll mit Leckereien gefüllt
     war. Johanna glaubte sich im Paradies.
    »Da ist ja wirklich unter der Treppe eine Kammer«, flüsterte Andreas erstaunt. »Die ist mir bisher nicht aufgefallen. Lass
     mal sehen!« Neugierig

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