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Der Koch

Der Koch

Titel: Der Koch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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»Ich glaube schon - warum?«
    »Könntest du etwas ins Essen tun, das ihm zu einer Erektion verhilft?«
    »Nicht sofort. Aber mit der Zeit schon.«
    »Es müsste aber sofort sein.«
    Maravan hob bedauernd die Schultern.
    »Es gibt Produkte, die wirken in einer halben Stunde.«
    »Solche Produkte habe ich nicht.«
    »Aber ich«, sagte Makeda.
    Als sie eine Viertelstunde später die Wohnung verließ, lag neben dem Teeservice eine Tablettenfolie mit vier Pillen.
     
    Mitten in der Nacht schreckte Maravan aus dem Schlaf. Er hatte vor einer grünen Wand gestanden, dicht, dunkelgrün und regennass - Dschungel. Plötzlich brachen Panzer aus dem Dickicht, wendeten, pflügten neue Schneisen, verschwanden, bis ihre Dieselmotoren kaum mehr zu hören waren. Dann kamen sie wieder, wendeten und verschwanden, kamen wieder, wendeten und verschwanden, bis nichts mehr übrig war vom Grün des Dschungels. Dahinter sah er jetzt den dunklen, gleichmütigen Ozean.
    Maravan war jetzt wach und machte Licht. Reglos wie erschrockene Lebewesen verharrten die Currybäumchen neben seinem Bett.
    Er sah auf die Uhr. Drei. Wenn er jetzt nicht aufstand und sich eine heiße Milch mit Kardamom und Gelbwurz machte, würde er bis zum Morgengrauen nicht mehr einschlafen können.
    Während er in der Küche wartete, bis die Milch heiß war, dachte er über Makedas Vorschlag nach.
    Die Milch war lauwarm geworden, als er zu seinem Entschluss kam.
     

49
    »Im Archiv der Bundesanwaltschaft? Einfach so? Willst du mich verarschen?« Dalmann saß, bereits für das Abendessen gekleidet, in seinem Arbeitszimmer hinter dem Schreibtisch mit den Messingbeschlägen und dem grünen Tischplattenbezug aus goldverziertem Leder. Das Cateringteam war schon den ganzen Nachmittag im Haus, und er hatte sich noch einen kleinen Sherry genehmigen wollen, bevor Makeda kam. Plötzlich stand Schaeffer unangemeldet auf dem Teppich und hatte etwas Dringendes.
    Und es war wirklich dringend. Die Pfuscher von der Bundesanwaltschaft hatten einen ganzen Satz Kopien der sogenannten Atomschmuggel-Akten, die der Bundesrat in ausnahmsweise weiser Voraussicht und auf Druck der CIA  hatte vernichten lassen, in irgendeinem Archiv rumstehen. Und anstatt diese diskret zu schreddern, wie es jeder halbwegs vernünftige Mensch getan hätte, hängten sie es an die große Glocke.
    »Weiß man, ob es alle sind? Ich meine, sind sie vollständig? Ach, Quatsch: Kommt die scheiß Palucron vor?«
    »Darüber ist mir nichts bekannt. Aber es ist damit zu rechnen. Ich weiß nur, dass Fachleute der Internationalen Atomkommission die Papiere bereits vor Tagen bewertet und das Hochbrisante vom Harmloseren getrennt haben.«
    »Die Palucron wird wohl nicht zum Hochbrisanten zählen.«
    »Davon wollen wir jetzt einmal ausgehen.«
    »Dann sollen die Atomfritzen das Hochbrisante mitnehmen - und ab in den Schredder mit dem Rest.«
    »Ich fürchte, es ist eher das Hochbrisante, das geschreddert wird.«
    Dalmann nahm ihm die Richtigstellung übel. »Und was hast du vor, Schaeffer?« Er sah seinen Mitarbeiter vorwurfsvoll an, als erwarte er von ihm die sofortige Wiedergutmachung eines unverzeihlichen Fehlers.
    »Es ist noch zu früh für eine Prognose. Ich wollte nur, dass du auf dem Laufenden bist. Und ich wollte die Sache nicht am Telefon besprechen, du verstehst.«
    »Sag bloß, ich werde bereits abgehört.«
    »Wo die Geheimdienste involviert sind, kann man nicht vorsichtig genug sein.«
    Es klingelte.
    »Das wird mein Besuch sein. Sonst noch was?«
    Schaeffer erhob sich. »Ich wünsche dir trotz allem einen schönen Abend. Entspann dich. Ich glaube, die Sache wird glimpflich verlaufen.«
    »Das will ich dir auch geraten haben«, brummte Dalmann, halb im Ernst. Auch er stand auf und begleitete Schaeffer in die Halle, wo Lourdes gerade dabei war, Makeda aus dem Mantel zu helfen. Auch Schaeffer schien zu bemerken, wie umwerfend sie aussah.
     
    Schon den ganzen Nachmittag stand Maravan in der unpraktischen Küche dieses geräumigen und doch spießigen Hauses. Er arbeitete mit Sorgfalt und Konzentration. Ulagu und Nangay befanden sich im Raum, er spürte es ganz deutlich. Sie sahen ihm zu, wie er das Messer über die aufgeschnittenen entkernten Tomaten rattern ließ, wie er weiße Zwiebeln in Berge winziger Würfelchen verwandelte, wie er mit zwei Schnitten die grünen Triebe aus den Knoblauchzehen löste, wie er Koriander, Kreuzkümmel, Chili und Tamarinde zu einer feinen Paste verarbeitete. Er zeigte ihnen die neuen

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