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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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INCIPIT LIBER PRIMUS
     
     
     
     
    KAPITEL 1
     
     
    Montags, mittwochs und
freitags gab es Gotische Kanzleischrift und Summulae Logicales, an den übrigen
Wochentagen waren Organon, Repetition und Astrologie dran. Die Gouvernante
geriet stets mit ihrem Astrolabium durcheinander, und wenn sie besonders
durcheinander war, ließ sie es an Wart aus, indem sie ihm auf die Finger
schlug. Kay schlug sie nie auf die Finger, denn Kay würde, wenn er einmal älter
war, Sir Kay sein, der Herr der Burg und des Besitzes. Wart wurde Wart (»die
Warze«) genannt, weil sich das recht und schlecht auf Art reimte, die Kurzform
seines eigentlichen Namens. Kay hatte ihm den Spitznamen gegeben. Kay wurde nie
anders als Kay genannt; er war zu würdevoll für einen Spitznamen, und er wäre
in Wut geraten, wenn jemand versucht hätte, ihm einen anzuhängen. Die Gouvernante
hatte rote Haare und irgendeine geheimnisvolle Wunde, aus der sie
beträchtliches Prestige zog, indem sie sie, hinter verschlossenen Türen, allen
Frauen des Schlosses zeigte. Man nahm an, diese Wunde befinde sich an dem
Körperteil, den man zum Sitzen braucht, und sei dadurch entstanden, daß die
Dame sich bei einem Picknick versehentlich auf einer Rüstung niedergelassen
habe. Schließlich erbot sie sich, sie Sir Ector zu zeigen, der Kays Vater war,
bekam einen hysterischen Anfall und wurde fortgeschickt. Später fand man
heraus, daß sie drei Jahre lang im Irrenhaus gewesen war.
    An den Nachmittagen sah das Programm folgendermaßen
aus: montags und freitags Lanzenstechen und Reitkunst, dienstags Falkenbeiz,
mittwochs Fechten, donnerstags Bogenschießen, samstags Theorie des Rittertums
nebst Anweisungen für alle Lebenslagen, Waidmannssprache und Jagd-Etikette.
Wer sich zum Beispiel beim mort, dem Totsignal, oder beim Ausweiden falsch benahm,
wurde über den Körper des erbeuteten Tieres gelegt und bekam eins mit dem
flachen Schwertblatt verpaßt. Dies hieß man: Blattgold auftragen. Ein grober
Scherz, rauh und herzlich wie die Äquatortaufe. Kay bekam nie Blattgold,
obwohl er oft etwas falsch machte.
    Als sie die Gouvernante los waren, sagte Sir Ector:
»Schließlich und endlich, verdammt noch eins, können wir die Jungens doch nicht
den ganzen Tag wie Landstreicher rumlaufen lassen – schließlich und endlich,
verdammt noch eins? In ihrem Alter müßten sie doch eine erstklassige
Auswildung haben. Als ich so alt war wie sie, da hab’ ich mich jeden Morgen um
fünfe mit Latein und all dem Zeugs rumgeplagt. Schönste Zeit meines Lebens.
Reicht mal den Port rüber.«
    Sir Grummore Grummursum, der heute hier im Hause
übernachten sollte, da er auf einer besonders ausgedehnten Aventiure von der
Dunkelheit überrascht worden war, sagte, daß er in ihrem Alter jeden Morgen
Prügel bezogen habe, weil er auf die Beiz gegangen sei, statt was zu lernen.
Auf diese Schwäche führte er auch die Tatsache zurück, daß er nie übers Erste
Futurum von utor hinausgekommen war. Ungefähr ein Drittel bergab auf der
linken Seite, da stand es, sagte er. Soviel er sich erinnere: Seite
siebenundneunzig. Er reichte den Port hinüber.
    Sir Ector sagte: »Hattet Ihr eine ordentliche
Aventiure heute?«
    Sir Grummore sagte: »Na ja, nicht so übel.
Eigentlich sogar sehr anständig. Traf auf einen Kerl namens Sir Bruce Saunce
Pité, wo in Weedon Bushes einer Maid den Kopf abhackte; folgte ihm bis Mixbury
Plantation in Bicester; da hat er einen Haken geschlagen, und in Wicken Wood
ist er mir dann entkommen. Muß gut und gerne fünfundzwanzig Meilen gewesen
sein.«
    »Ein halsstarriger Bursche«, sagte Sir Ector. »Aber
von wegen der Jungens und dem Latein und all dem Kram«, fuhr der alte Herr
fort. » Amo, amas , versteht Ihr, und rumlaufen wie die Landstreicher –
was würdet Ihr denn vorschlagen?«
    »Tja«, sagte Sir Grummore, rieb sich die Nase und
warf einen verstohlenen Blick auf die Flasche, »darüber müßte man ja erst mal
gehörig nachdenken, wenn Ihr’s mir nicht verübelt.«
    »Nicht im geringsten«, sagte Sir Ector. »Im
Gegenteil: sehr erfreut, daß Ihr Euch äußert. Zu Dank verpflichtet, wirklich.
Nehmt noch einen Port.«
    »Ausgesprochen guter Port.«
    »Krieg’ ich von einem Freund.«
    »Um auf die Jungens zurückzukommen«, sagte Sir
Grummore. »Wie viele sind’s denn, wißt Ihr’s?«
    »Zwei«, sagte Sir Ector. »Das heißt, wenn man beide
zählt.«
    »Nach Eton könnt’ man sie wohl nicht schicken?« erkundigte
Sir Grummore sich behutsam. »Weiter Weg und so,

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