Der König auf Camelot
»Exeter«, auf der Rückfahrt
von Amerika nach Europa irgendwo zwischen Italien und Griechenland und wurde in
Athen beigesetzt.
Zwischen diesen beiden Daten vollzieht
sich sein Leben, über dem als Grundstimmung der Schatten eines leisen,
schleichenden, aber unerbittlich waltenden Verhängnisses liegt.
Die Tragik dieses Lebens ist durch die
Anerkennung, die White als Schriftsteller schon zu Lebzeiten erfuhr, kaum
kompensiert worden.
Die Wurzeln des Unheils, der Bedrohung,
unter der White lebte, mögen in einer frühen schweren Krankheit zu suchen sein,
in der zerrütteten Ehe der Eltern und in den sadistischen Quälereien, denen er
als Schüler in englischen Internatsschulen ausgesetzt war.
Mit 21 Jahren – er studiert in Oxford –
erkrankt er an Tuberkulose. Seine Professoren sammeln für ihn, ermöglichen ihm
einen Kuraufenthalt in Italien. 1929 kehrt er nach England zurück und schließt
sein anglistisches Studium in Cambridge mit Auszeichnung und hoher Belobigung
ab. Danach wird er stellvertretender Direktor einer Internatsschule in St.
Davids. 1932 wechselt er an die Public School von Stowe. Dort kommt es bald zu
einem Skandal. Eltern eines Schülers gerät einer der von White unter dem
Pseudonym James Aston publizierten Romane »First Lessons« und »Winter Abroad«
(1922) in die Hände, in denen er sich offen zu seiner homosexuellen Veranlagung
bekennt.
Der Direktor der Schule, J. H. Roxbury,
nimmt ihm das Versprechen ab, nie mehr Bücher dieses Genres zu schreiben. Nach
einer Psychoanalyse und einer unglücklichen Affäre mit der Bardame – beides
sind Versuche, sich von sadistischen Angstvisionen zu befreien – gibt White
1936 seine Tätigkeit als Lehrer auf und zieht in eine Jagdhütte bei Stowe
Riding zum Lachsfischen und zur Jagd. Kurz zuvor hat er einen Flugschein
erworben, um dabei seine Höhenangst zu überwinden. Er beschäftigt sich jetzt
intensiv mit Falknerei – ein Interesse, das später im ersten Band seines
Arthur-Zyklus Spuren hinterlassen wird. Anschaulicher und spannender ist von
diesem Sport selten berichtet worden.
Er schließt ein Buch mit dem für seine
existentielle Situation bezeichnenden Titel »You can’t keep a Good Man down«
ab.
Nicht weniger bezeichnend für seine
psychologische Situation ist seine überschwengliche Liebe zu »Brownie«, einer
Setterhündin, bei deren Sterben er zwei Nächte lang am Lager des Tiers Wache
hält.
Auf schwere Schuldgefühle über seine
Veranlagung und krampfhafte Versuche von Anpassung an das, was die bürgerliche
Gesellschaft als »normal« festsetzt, Versuche, die freilich zum Scheitern
verurteilt sind und nur immer neue Krisen heraufbeschwören, deutet
beispielsweise auch hin, daß er sich 1938 in ein 13 jähriges Mädchen verliebt –
Josée Wheeler, mit der er sich 1946 verloben wird. Schon nach kurzer Zeit
verläßt sie ihn wieder. Am Anfang eines jeden Monats schreibt er ihr einen
Brief, in der er sie bestürmt, doch zu ihm zurückzukehren. Im März 1947
heiratet Josée den Cricketspieler Brian Edrige und bringt einen Monat darauf
ein Kind zur Welt, dem sie den Vornamen Terence gibt.
Von nun an werden es nur noch junge Männer
sein, denen Whites unglückliche Liebe gilt. 1953 ist es der 21jährige
Schauspieler Michael Trubshawe, 1957 der kindliche Jim Arlott, 1963 Alfredo,
ein junger Neapolitaner, der so unverschämte Forderungen stellt, daß Whites
Sekretär Harry Griffith ihn davonjagt. Schließlich folgt noch Vito Moriconi,
den White zu seinem »Schüler« erklärt, und mit dem er kurz vor seinem Tod im
Januar 1964, als die »Exeter« Neapel anläuft, sich noch einmal trifft. Im Lauf
seines nicht eben langen Lebens scheint Whites Alkoholkonsum immer mehr
krankhafte Ausmaße angenommen zu haben. 1961, so erfährt man bei Whites
französischem Biographen, Francois Gallix, ist es soweit, daß er täglich
mindestens eine Flasche Cognac braucht. Davor liegen häufige, nie lange durchgehaltene
Entwöhnungsversuche. 1949 hat White über die Ursachen der ihn beherrschenden
Sucht in einem Essay nachgedacht. Als er nach einer längeren Periode der
Enthaltsamkeit nach dem Tod seiner Mutter 1952 wieder exzeßhaft zu trinken
beginnt, führt das zu Kreislaufstörungen. 1962 hat er sich schließlich wegen
Venenverschluß in den Beinen einer Operation unterziehen müssen.
»Sein ganzes Leben hindurch«, so schreibt
Sylvia Townsend Warner, die 1967 bei Cape die bisher beste Biographie über
White veröffentlicht hat, »litt White unter
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