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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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Mittwoch, 22. Juli, 8.26 Uhr
    Oskar von Köhler hätte sich an seinem Geburtstag sehr über einen Schokoladenkuchen gefreut. Einen mit dick Kakaoglasur oben drauf. Er hätte auch eine Zehn-Kugel-Karte für den Eissalon gut gefunden. Oder ein Teleskop. Es gab etliche Dinge, die Oskar gern zum Geburtstag gehabt hätte. Was er auf seinem Gabentisch fand, gehörte nicht dazu.
    „Oh, ein Golfschläger!“, sagte er etwas lahm, als er das erste Päckchen ausgewickelt hatte. Er konnte diesen Sport nicht ausstehen. Schon beim Gedanken an den ordentlich zurechtgestutzten Rasen des Golfplatzes überfiel ihn quälende Langeweile. Trotzdem schleppte sein Vater ihn ständig mit zum Training.
    „Das ist ein 5er-Eisen! Freust du dich?“, fragte Oskar senior und knuffte seinen Sohn in die Schulter. „Jetzt wirst du bald ein richtiger Profispieler, Junge!“
    Das zweite Päckchen hatte die Form einer CD. Und es enthielt – eine CD. „Die Toten Hosen?“, fragte Oskar ungläubig. „Leben die noch?“
    „Natürlich. Ein Klassiker des deutschsprachigen Punkrock“, sagte seine Mutter aufmunternd. „Das wirst du mögen. Das ist richtig … äh, fetzig!“
    Das dritte Päckchen war kleiner und rechteckig. Oskar riss das Geschenkpapier auf. „Ein Handy! Danke.“ Er blickte ratlos auf das Gerät, das schwarz in seiner Hand glänzte. Er hatte doch erst Ostern von seinen Eltern ein Handy bekommen! Ein kleines silbernes zum Aufklappen. Hatten sie das etwa vergessen? Sein Geburtstag lief wirklich nicht besonders gut. „Gefällt es dir?“, fragte seine Mutter erwartungsvoll.
    „Äh, ja. Danke. Aber eigentlich habe ich schon eins.“
    „Dein anderes ist aber technisch völlig veraltet: ohne Touchscreen! Und die Kamera – kein Blitz, kein Zoom und eine ganz schlechte Auflösung. Ich habe auch schon dein Adressverzeichnis rüberkopiert.“
    „Oh, okay.“ Sie hatte ihm wirklich eine Freude machen wollen. Doch Oskar war dieser technische Firlefanz ziemlich egal. Es kam noch schlimmer. „Oskar, ich dachte mir, weil das so ungesund ist, gibt es dieses Jahr mal keine Torte!“, sagte seine Mutter und wuchtete einen Teller auf den Tisch, auf dem dampfend ein rötlich-braunes, kastenförmiges Etwas thronte. Oskar sah seine Mutter fragend an: „Ein Ziegelstein?“
    „Vollkorn-Karottenkuchen. Mein eigenes Rezept.“
    „Tolle Idee, Juliane!“, strahlte Oskars Vater.
    „Sieht lecker aus“, log Oskar. Es war zum Verzweifeln. Seine Eltern hatten offenbar überhaupt keine Ahnung von Geburtstagen. Wenigstens musste er heute nicht zur Schule, es waren Sommerferien.
    Für seine Eltern aber war es ein ganz normaler Arbeitstag. Um halb zehn verließen sie gemeinsam die Wohnung, und Oskar war allein. Er rührte sich in der Küche eine Tasse Kakao an, als sein Handy piepte. Sein altes. „Neue Kurznachricht“, stand im Display. „ HAPPY BIRTHDAY! MUSS ZUM BEISSER. KOMMST DU MIT? 13.30 UHR VOR DER VILLA! ZACK “
    „ BIN DABEI “, tippte Oskar und drückte auf „Senden“. Die Nachricht war von seinem besten Freund Zacharias Pollack, genannt Zack. Vielleicht war der Tag ja doch noch zu retten.

Mittwoch, 22. Juli, 13.27 Uhr
    Die Villa stand in der Straße Schöne Aussicht. Als Zack um die Ecke bog, sah er Oskar schon vor dem Grundstück warten. „Hey, alles Gute!“, rief er von weitem und winkte. „Zur Feier des Tages lad ich dich nachher auf ein Eis ein.“
    „Super, dann lass uns schnell den Beißer holen“, sagte Oskar. Der Beißer war ein Pudel mit wuscheligem weißem Fell und hieß eigentlich Raissa. Genau genommen sogar Raissa von Hoheluft-Schillingsbek. Den Namen verdankte sie ihrem reinrassigen Stammbaum. Der Beißer war keineswegs bissig, er war ein freundlicher Hund. Aber Zack hatte bemerkt, dass der Pudel sich nicht nur angesprochen fühlte, wenn man nach „Raissa“ rief, sondern bei allen Wörtern, die so ähnlich klangen. Zum Beispiel „Kleister“ oder „Meister“. Sogar wenn Zack „Scheißer“ grölte, kam das Tier artig angerannt. „Beißer“ gefiel Zack und Oskar aber am besten.
    Der Beißer, also Raissa, wohnte in einer feinen Gegend, nur ein paar Schritte vom Alsterufer entfernt. Efeu überwucherte die sandfarben verputzte Fassade des Hauses, und vor den Fenstern hingen schwere Gardinen. Der Garten, in dem in akkurat gezogenen Beeten Rosen blühten, war von einem hohen Zaun umgeben. Auf dem Klingelschild an der Pforte stand kein Name. Zack drückte auf den Knopf. Kurz darauf knisterte es aus der

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