Der König muß sterben
auf, dann im Haus des Ritters Guillaume Ricard. Trotz seines schlechten Zustandes setzte der Papst seine Arbeit auch hier weiter fort.
Am 20. April 1314 starb Clemens V. unter großen Schmerzen, Erbrechen und Krämpfen. Die deutsche Fortsetzung der Sächsischen Weltchronik berichtet, er habe auf dem Totenbett seine Schuld am Untergang des Templerordens bereut. Dort heißt es: »In diesem Jahr starb Papst Clemens [V.]. Als er im Sterben lag, weinte er bitterlich und klagte, dass er schuldig sei am Tode Kaiser Heinrichs und dass die Beginen (Frauen, die in klosterähnlichen Gemeinschaften lebten) und die Templer von ihm vernichtet wurden« [Sächsische Weltchronik – Thüringische Fortsetzung].
Der auf der Reise mitgeführte gewaltige Schatz von angeblich einer Million Goldgulden, den Clemens zur Finanzierung des von ihm geplanten Kreuzzuges zusammengetragen hatte, wurde sofort geplündert. Auch sein Neffe, Graf Bertrand von Lomague, bereicherte sich dabei. Zu einem folgenschweren Zwischenfall kam es bei der Aufbahrung seines Leichnams, als eine Kerze auf den Katafalk fiel und alles in Brand setzte. Der Leichnam konnte nur halb verbrannt aus den Flammen gezogen werden. Begraben wurde Clemens V. wie er es selbst gewünscht hatte, in seinem Geburtsort Uzeste. Im Jahr 1568 wurde das Grabmal bei Ausschreitungen der Hugenotten stark beschädigt.
Der mysteriöse Tod Philipps des Schönen
König Philipp IV. überlebte den Papst nur sieben Monate. Am 4. November 1314 erlitt er einen schweren Unfall auf der Jagd in den Wäldern bei Fontainebleau. Sagenhaften Berichten zufolge hatte er die Vision eines Templers.
In der altfranzösischen Chronik, die Jean Desnouelles zugeschrieben wird, findet sich ein recht ausführlicher Bericht, nach dem die eigentliche Todesursache ein Jagdunfall war. Es heißt dort, bei der Jagd im Wald von Bière sei von den Leuten des Königs ein sehr großes Wildschwein aufgeschreckt worden. Philipp IV. nahm auf seinem Pferd die Verfolgung auf. Schließlich war das Tier erschöpft und in die Enge getrieben. Da wandte es sich dem königlichen Jäger zu. Philipp IV. wollte das Wildschwein angreifen, verfehlte es jedoch. Als es nun das Pferd am Bein verletzte, warf dieses den König ab. Dabei blieb er jedoch mit einem Fuß im Steigbügel hängen. Vor Schreck und Schmerz galoppierte das verschreckte Pferd durch den Wald und schleifte den hilflosen König hinter sich her durch das Unterholz, wobei er schwere Verletzungen davontrug. Als ihn seine Leute fanden, schafften sie ihn nach Fontainebleau.
Auf dem Wasserweg wurde der verletzte König nach Poissy gebracht, wo er zehn Tage blieb. Schließlich erholte er sich so weit, dass er bis Essonnes reiten konnte, doch musste er wegen seines wieder zunehmend sich verschlechternden Zustandes von dort aus mit einer Sänfte nach Fontainebleau gebracht werden. Doch nur diese eine Quelle berichtet von diesem Unfall. In zwei weiteren Berichten zu den Todesumständen von Philipp IV. wird von einer länger andauernden Erkrankung gesprochen, die schließlich zum Tode geführt habe. Die Symptome werden nicht beschrieben, auch konnten die Ärzte mit den seinerzeit angewandten Diagnoseverfahren des Pulsfühlens und der Urinschau keine Ursache der Krankheit ermitteln [Continuatio Chronici Guillelmi de Nangiaco, Anno MCCCXIV].
Am 29. November 1314 starb der König dann in Fontainebleau.
Das Babylonische Exil der Kirche – die Päpste in Avignon
Schon die Clemens V. vorangegangenen Päpste hatten sich meist in Perugia oder anderen Orten des Kirchenstaates aufgehalten, da ihnen die Stadt Rom zu unsicher geworden war. Im März 1309 verlegte Clemens V. der nach seiner Wahl nie nach Italien abgereist war, seine eigentliche Residenz auf Dauer nach Avignon. Hier bezog er Räumlichkeiten im prachtvollen Konvent der Dominikaner. Im Jahr 1840 wurde dieser Gebäudekomplex abgerissen, und nur die rue S. Dominique erinnert heute noch an diesen Sitz des Papstes. Allerdings war dieses Quartier nie ein ständiger Amtssitz, mehr ein Ruhepunkt des ohne Unterlass durch das Land reisenden Papstes.
Mit Clemens’ Entscheidung begann das »Babylonische Exil der Kirche«, das schließlich 70 Jahre dauern sollte. Clemens V. hatte sicherlich nicht die Absicht, den päpstlichen Amtssitz endgültig nach Avignon zu verlegen. Die Wahl dieser am linken Ufer der Rhône gelegenen Stadt hatte gute Gründe, gehörte sie doch nicht zum Königreich Frankreich. Im Jahr 1290 hatte
Weitere Kostenlose Bücher