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Der König von Havanna

Der König von Havanna

Titel: Der König von Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Sie fuhren weiter. Der Typ setzte sie an der Zweiundvierzigsten ab. Er kassierte seine fünf Dollar, und ciao, nichts gesehen, nichts gehört. Rey fand den Ort hübsch. Zumindest gab es hier Meer und wenig Leute. Sehr entschlossen ging Yunisleidi auf eines der nahe stehenden Häuser zu.
    »Kennst du das hier, Yuni?«
    »Klar, Rey. Aber immer schnappt mich die Polizei.«
    »Und holt dich?«
    »Drei Mal haben sie mich geholt, schriftliche Verwarnungen und Scherereien. Diesmal wäre es das vierte. Wenn sie mich schnappen, buchten sie mich ein.«
    »Und was hast du vor?«
    »Frag nicht so viel.«
    Sie gingen ins Haus einer dicken, kräftigen Schwarzen, die aussah wie eine erfahrene Matrone. »Kleines, du weißt doch, dass hier nur kleine Mädchen absteigen. Ich kann an keinen Mann vermieten.«
    »Und was soll ich mit ihm machen? Er ist mein Mann. Soll ich ihn auf der Straße sitzen lassen?«
    »Schätzchen, die Männer bleiben zu Hause bei den Kindern. Nutten können doch nicht mit ihrem Mann im Schlepptau rumlaufen, hahaha …«
    Den Witz fand keiner von beiden lustig. Schließlich kamen sie überein, dass Yuni für drei Dollar am Tag eine Pritsche in einem großen Raum mit neun weiteren Pritschen samt jeweiligen jungen Mädchen beziehen konnte. Für Rey würde man im hinteren Teil des Hauses eine Pritsche auf dem Flur aufstellen. Yuni überschlug die Kosten. Sie hatte genug, um für zehn Tage zahlen zu können. Aber sie würde Tag für Tag zahlen, nichts im Voraus. Okay. Sie ruhten sich ein wenig aus. Um zehn Uhr abends gingen sie aus. Sie unternahmen einen Spaziergang auf der Avenida Primera in der Nähe des Hotels und sahen sich alles an. Yunisleidi hatte gebadet. Ihre Kolleginnen liehen ihr Parfum, Kosmetik, eine durchsichtige Bluse. Sie war kokett und appetitlich wie ein Schokoladentörtchen. Rey sah wie immer schlampig aus, mit großen, verwirrten Augen. Sie brachten nichts zuwege. Um ein Uhr morgens gingen sie ermattet zur Autobahn des Mar del Sur. Es war Vollmond, und eine frische Brise wehte. Einige wenige dunkle Wolken zogen nach Südosten. Die Nacht war blau, das Meer dunkel und silbern, still und unendlich, und spiegelte den Mond wider. Alles war ruhig, mit dem guten Geruch von Salpeter und Jod, Meeresfrüchten und Algen. Sie gingen ans Wasser. Die großen Wellenbrecher-Polyeder wirkten wie riesiges Spielzeug. Auf einem davon hatten zehn oder zwölf weiße Möwen Quartier bezogen. Sie schienen zu schlafen. Keine von ihnen rührte sich, als die beiden näher kamen. Die orangefarbenen Fackeln auf den Erdölfeldern spendeten aus der Ferne zusätzliches, ein wenig traumhaftes Licht. Ein spärlich beleuchtetes Schiff verließ langsam den Hafen von Cárdenas. Schweigend setzten sie sich zusammen ans Wasser, um sich das seltsame, glänzende Panorama anzusehen. Hin und wieder raste auf der Autobahn ein Wagen vorüber, dann herrschten erneut Stille und das leise Flüstern der Wellen am Ufer. Stumm saßen sie eine Weile da. Rey brach die Stille. »Was, zum Teufel, mache ich hier?«
    »Du? Du bist mein Mann und musst auf mich Acht geben.«
    »Eher muss man auf mich Acht geben.«
    Ein Sardinenschwarm näherte sich dem Ufer. Die Fische sprangen aus dem Wasser. Kleine, silbrige Fäden spiegelten sich auf der Wasseroberfläche wider. Tausende silbriger Kapseln sprangen beinahe in Reichweite hoch und glänzten. Eine dicke schwarze Wolke verdeckte einen Augenblick lang den Mond. Mit einem Schlag verdunkelte sich alles, und die Sardinen, wahrscheinlich erschreckt, tauchten ab und verschwanden. Die Wolke zog vorbei, und alles wurde wieder wunderschön blau und erfrischend.
    »Warum hast du dich heute Abend nicht gewaschen und umgezogen, Rey?«
    »Weder habe ich was anderes zum Anziehen, noch bade ich gerne, und ich hab keine Lust auf diese Kiste. Ich mache, was mir in den Kram passt!«
    »Sag das nicht, Schätzchen. In diesem Geschäft muss man sauber und präsentabel sein, mein Süßer.«
    »Schon gut, schon gut.«
    »Nichts da, schon gut. Da kommt so eine Yankee-Tante an, der du gefällst, und schwupps hast du dein Brot verdient. Fünfzig oder hundert grüne Scheinchen. Und wenn du Glück hast, will sie mit dir zusammenbleiben und nimmt dich mit in ihr Land. Dann hast du wirklich was zu beißen.«
    »Hör auf zu träumen. Das ist nichts für mich.«
    »Und was ist dann für dich, mein Junge? Hunger schieben und pleite sein, immer ohne einen Centavo?«
    »Ich bin immer eine Sau gewesen, Yuni. Versuch nicht, mich

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