Der König von Havanna
Es gab keine Möglichkeit, zu Magda zu kommen. Er wollte sich nicht mit den Polizisten und Feuerwehrleuten streiten. Das brachte nichts. Über Industria zog er sich zurück und setzte sich hinter dem Kapitol auf den Bordstein, gegenüber der Partagás. Der Ammoniakgeruch erschwerte das Atmen. Tausende Leute kamen vorüber, hustend, müde, vielleicht schläfrig, halb vergiftet. Der eine oder andere stieß ihn an die Schulter: »Hey, Junge, los, komm mit. Bleib nicht hier sitzen.«
»Du wirst hier ersticken. Komm mit runter.« Er bewegte sich nicht. Er hatte nur Magda im Kopf. Die Leute zogen immer weiter an ihm vorüber, brachten sich in Sicherheit. Wohl eine halbe Stunde saß er da. Eine Stunde. Es wurde langsam hell. Der Geruch war verflogen. Oder hatte er sich daran gewöhnt? Die Sirenen heulten nicht mehr. Er stand auf, streckte die Beine, machte ein paar Bewegungen. Dann schlug er erneut den Weg nach Jesús María ein. In dem Moment begannen wieder die Sirenen zu heulen. Die Polizisten und die Feuerwehrleute zogen sich langsam zurück. Ein Streifenwagen, zwei Streifenwagen, drei Wagen, vier, aus allen wurde zugleich etwas über Lautsprecher angesagt. Man verstand nichts davon. Rey meinte zu hören: »Sie können zurückkommen … Entwarnung … unter Kontrolle … Austritt … kommen Sie zurück, vermeiden Sie … Unfälle … Erstickungen … sofortige Rückkehr in die Wohnungen …«
Rey beeilte sich noch etwas mehr. Er ging die Ángeles hinunter, direkt zu Magdas Haus. Genauer gesagt, zu den Trümmern, in denen Magda wohnte. Unversehens prallten sie vor dem Gebäude fast aufeinander.
»He, Magda!«
»Rey!«
»Verdammt, gut, dass du rechtzeitig rausgekommen bist.«
»Hahaha.«
»Worüber lachst du? Ich bin sicher, es hätte nicht viel gefehlt und du wärst erstickt.«
»Woher weißt du das?«
»Weil du ratzt wie ein Baumstamm … wahrscheinlich hast du nicht mal die Sirenen gehört.«
»Hahaha, wie gut du mich kennst, Schätzchen. Genauso war’s. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre hopsgegangen. Beinahe wäre ich jetzt drüben, auf der anderen Seite.«
»Und was …?«
»Der Nachbar. Der Alte von nebenan. Er trat gegen meine Tür, bis ich wach wurde.«
»Er hat dir das Leben gerettet.«
»Man hat uns beide ins Krankenhaus gebracht, halb erstickt.«
»Was ist mit ihm?«
»Man hat ihn dabehalten. Er ist schon sehr alt, weißt du. Aber so was … ungefähr fünfhundert halb erstickte Menschen liegen da. Den Alten haben sie in eine Ecke geschoben. Und ich war völlig hin … total.«
Sie redeten und gingen die Treppe hoch. Rey fühlte sich glücklich in seiner Welt. Schon wenn er Magdalena ansah, bekam er eine herrliche Erektion. Er verbarg sie nicht. Er stellte gern seinen strammen Prügel zur Schau.
»Rey, wohin gehst du überhaupt? Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nicht mehr zu mir kommen?«
»Schau mal, Schnuckelchen, sieh an, was du mit mir machst.«
Magda sah hin. Seit Tagen hatte sie keinen Sex gehabt.
»Und wieso steht der Schwanz Parade? Dabei habe ich ihn nicht mal angefasst.«
»Ich brauche dich nur anzusehen, und schon geht’s los. Was soll ich machen?«
»O je, Schätzchen, du wirst jeden Tag verrückter.«
Magda griff ihm an die Hose und drückte ihn, ließ ihn nur einen kurzen Moment lang los, um das Vorhängeschloss zu öffnen. Sie traten ein. Und wieder drückte sie ihn und massierte ihn an den Perlen. Magda war abgemagert bei all dem Hungern, wusch sich aus Mangel an Wasser und Seife nur selten, rasierte sich nicht die Achseln, weil sie kein Messer hatte; ihre Kleidung war schmutzig, ihre Zähne fleckig. Wenn sie mal ein paar Pesos auftrieb, gab sie diese für Rum und Zigaretten aus. Alles in allem ein Desaster. Eine Schweinerei. Beide waren dreckig wie Schweine. Sie waren nicht aus Staub entstanden und würden wieder zu Staub werden. Nein. Sie waren aus Scheiße entstanden. Und in der Scheiße würden sie weitermachen.
Sie zogen sich nackt aus. Magdas Rippen stachen unter der Haut hervor. Das ganze Skelett war zu sehen. Rey hingegen war seit kurzem etwas erholter und vitaminisierter. Wie dem auch sei, die Katze lässt das Mausen nicht. Es war der Wahn. Sie wurden nicht müde. Wenn dies nicht Liebe war, so kam es ihr doch sehr nahe. Die Paranoia des Sex, der Zärtlichkeiten, der Hingabe. Irgendwann steckte Magda Rey den Finger in den Arsch. Zwei Finger. Drei Finger. Und zum ersten Mal genoss es Rey. Magda leckte ihm den Arsch und bearbeitete ihn dann weiter
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