Der König von Havanna
paar über, dass die Knochen knackten. Der Mulatte verlor fast das Bewusstsein und schwieg.
Die Schwarzen wollten davonlaufen. Die Polizisten zogen ihre Pistolen und schossen vier Mal ins Leere. Das Geknalle hing in der Luft. Vier flüchteten auf allen erdenklichen Wegen. Elf Schwarze blieben zurück und pressten sich an die Wand. Ganz ruhig. Streifenwagen wurden angefordert. Die Frauen fingen jetzt an, den Polizisten mit ihrem Gekeife zuzusetzen: »Lasst sie frei. Sie haben nichts getan. Nehmt sie ja nicht mit!«
»Der mit der Machete hat angefangen.«
»Der mit der Machete! Der aus Oriente!«
»Diese Jungs sind von hier und anständig. Feine Kerle.«
»Der aus Oriente ist der Scheißkerl. Hier gibt’s sonst nie Krawall.«
Es kam Verstärkung. Zwei Streifenwagen. Alle wurden mitgenommen. Die Frauen kreischten aufgebracht weiter, frech, hysterisch. Die Polizisten bemühten sich, die Raubtiere unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich räumten sie das Terrain. Das Haus verblieb in Aufregung.
Gegenüber lehnte sich Daisy aus dem Fenster. Sie sah eine Weile hinaus, um dann ihrem Kunden mitzuteilen: »Die Schwarzen drüben im Haus zanken sich. Wie immer. Jeden Tag geht das so.« Und legte weiter Karten.
In der Bar nutzte Rey die Gelegenheit, sich Ivón zu nähern, einer kleinen Schwarzen mit knackigem Arsch und prallen Brüsten, süß und schweigsam, die in einem der Zimmer im Haus wohnte. Allein mit ihrer fünfjährigen Tochter. Seit Tagen hatte Rey sie im Auge. Und jetzt war der Moment gekommen. Ivón blieb auf dem Bürgersteig stehen. Angesichts der Schlägerei wollte sie abwarten, bis alles vorbei war. Schon seit längerem wollte Rey ihr seinen Schwanz reinstecken. Er nutzte die Gelegenheit und lächelte ihr zu. Von Verliebtheit und den richtigen Worten wusste er nichts. So fiel ihm nichts Besseres ein, als ihr Rum anzubieten.
»Willst du einen Schluck?«
»Nein, danke.«
»Ich bin der Nachbar von gegenüber.«
»Ja. Ich habe dich mit der Zigeunerin gesehen. Was ist da im Haus los? Ziemlich übler Krach, was?«
»Fünf blutverschmierte Verletzte haben sie rausgeholt. Da war ein Typ mit Machete. Hat ihm richtig gefallen.«
»Ach je.«
»Komm, nimm einen Schluck.«
»Hahaha, die Alte wird dich umbringen, wenn sie dich mit einer anderen Frau sprechen sieht …«
»Und was macht man mit dir?«
»Mit miiir? Nee, mein Lieber, ich bin frei, unabhängig und Herrin meiner selbst.«
»Ich auch.«
»Das mach einer anderen weis.«
»Gut, lassen wir das. Wie heißt du?«
»Ivón.«
»Rey.«
Sie gaben sich die Hand, lächelten einander an. Ivón nahm ein Gläschen kratzenden Rum an. Straight. Ohne Eis.
»Ich trinke schon lange nicht mehr.«
»Und warum?«
»Nein, weil … nichts. Ich trinke nicht.«
»Nichts was?«
»Ich trinke nicht gern allein.«
»Ivón, du mit diesem Körper, mit diesem Lächeln … du bist allein? So richtig allein?«
»Auch wenn du’s nicht glaubst.«
»Hahaha. Und wie ernst du das sagst. Wie lange bist du denn schon allein? Eine Woche?«
»Monatelang.«
»Vielleicht, weil du sehr anspruchsvoll bist.«
»Ich kann mit diesen Schwarzen nichts anfangen. Sie fangen an zu trinken und, na, du siehst ja: Zoff und Hiebe mit der Machete. Ich mag nichts Schweinisches und Vulgäres.«
»Du bist eben sehr fein. Eine feine kleine Schwarze und eine zum Ausführen.«
»Bestimmt bin ich nicht fein, aber ich kann nur sagen, vulgäre Männer mag ich nicht.«
»Das heißt, um die nötigen Voraussetzungen zu erfüllen, muss ich mir gute Manieren zulegen.«
»Immer mit der Ruhe …«
»Schätzchen, ich bin die Ruhe selbst.«
Ivón nahm noch einen Doppelten an. Sie heizten einander weiter ein. Rey gefiel die Frau. Immerhin war sie so jung wie er, hatte einen schönen Körper und schien nicht so klatschsüchtig und zänkisch zu sein. Das war gut, wenn man so nah beieinander wohnte. Sie war eine sehr dunkle Schwarze und er ein heller Mulatte. Vielleicht bekamen sie sogar einen kleinen Mulatten, der ihnen ähnelte. Rey stellte sie sich schwanger vor, mit einem dicken Bauch von ihm. Sie hatten jetzt eine Reihe Gläser intus und waren ziemlich ausgelassen. Es wurde langsam dunkel. Sie verstanden sich wirklich gut. Daisy hielt weiter ihre Sprechstunden ab, als die beiden ins Haus gingen, ohne dass sie jemand sah. Jedenfalls glaubten sie das. Es war still und ruhig. Ivóns Zimmer war klein: vier mal vier Meter, nur eine Tür und ein Fenster. Darin standen ein wackliges Bett mit einer
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