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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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mit dem Handrücken über die Lippen.
    »Ich bin ein alter Mann und schäme mich«, begann Hosteen Pinto. Seine Stimme klang überraschend kräftig. »Ich möchte, daß jedermann erfährt, wie es dazu gekommen ist, daß ich den Polizisten erschossen habe. Und wie es dazu gekommen ist, daß ich... «
    Der Dolmetscher machte ihm ein Zeichen, daß er zunächst nicht weiterreden solle. Er wirkte verblüfft und verunsichert, während er das Geständnis ins Englische übersetzte, nickte ihm dann zu und sagte: »Jetzt kannst du weiterreden.«
    Chee saß wie vor den Kopf geschlagen da. Pinto hatte Nez erschossen? Also nicht Redd? Er hatte angenommen, daß Redd log. Er hatte angenommen...
    »Und wie es gekommen ist«, fuhr Ashie Pinto fort, »daß ich als junger Mann bei einem Sing-und Tanzfest auf der Crooked Ridge einen Mann aus dem Clan meines Vaters erschlagen habe. Es war jedesmal derselbe Grund: Whiskey, immer wieder Whiskey.« Von mehreren Ausdrücken für Whiskey, die Navajos kannten, benutzte Pinto den einen, der »Wasser der Dunkelheit« bedeutete. Danach machte er eine Pause und blieb mit leicht gebeugtem Kopf stehen, während der Dolmetscher übersetzte.
    Chee beobachtete Janet Pete. Sie wirkte traurig, aber keineswegs überrascht. Pinto mußte sich ihr endlich anvertraut haben. Er hatte vor Gericht sprechen wollen, und sie hatte ihm diese Gelegenheit verschafft. Wann?
    Der ganze Saal hörte gespannt zu, als Pinto jetzt weitersprach.
    »... und als sie dort von den Felsen runtergekommen sind -Mr. Redd und der Mann, den ich später erschießen würde -, hat der Mann einen Revolver in der Hand gehabt. Mit diesem Revolver hat er Mr. Redd bedroht. Der Mann mit dem Revolver war auch der Mann, der mir den Whiskey gegeben hat. Er hatte mir schon früher welchen gegeben, wenn ich für ihn gearbeitet habe. Er wußte genau, daß ich keinen Whiskey vertrage. Er wußte genau, daß ich böse Dinge tue, wenn ich Whiskey trinke. Daß ich ihm Dinge erzähle, die ich eigentlich nicht erzählen wollte. Und er wußte auch, daß Whiskey meine Zunge löst. Daß ich mit Whiskey im Bauch nicht mehr ich selbst bin, weil er den Wind, der in mir weht, schwarz wie die Nacht macht.«
    Der Dolmetscher zupfte Pinto am Ärmel.
    »Nicht so schnell!« ermahnte er ihn.
    Pinto hatte zu schnell gesprochen. Der Dolmetscher hatte Mühe, seinen Wortschwall zu übersetzen, ohne etwas auszulassen.
    Pinto erzählte ihnen, daß Redd ein guter junger Mann sei, daß er ihm ein Zeichen gegeben habe, dem Mann den Revolver wegzunehmen, und daß er die Waffe an sich gebracht habe, als sie zu dritt ins Auto gestiegen seien, um wegzufahren.
    »Dann hab' ich auf ihn geschossen«, sagte Pinto aus. »Neben dem Wagen. Und noch ein zweites Mal.«
    Der Dolmetscher übersetzte.
    »Dann hat Mr. Redd die Leiche des Mannes weggeschafft. Ich glaube, er wollte nicht, daß die Polizei ihn findet. Der Mann, den ich erschossen hatte, war sehr klein, und Mr. Redd ist groß und hat ihn in die Felsen raufgeschleppt, wo ihn niemand finden würde. Ich habe dort neben dem Auto gewartet, als der Polizist herangefahren kam. Er hat davon gesprochen, ich hätte irgendwas angemalt. Ich wußte nicht, was er meinte, aber ich hatte Angst, daß er mich verhaften würde, darum hab' ich ihn auch erschossen.«
    Der Dolmetscher übersetzte weiter, aber Chee wollte nicht noch mehr hören. Er fragte sich noch immer, weshalb der Alte den Streifenwagen angezündet hatte. Vielleicht würde Pinto auch das erklären, aber Chee hatte vorerst genug. Er hastete aus dem Saal und zum Aufzug.
    Chee hatte sich vom Flughafen aus ein Taxi genommen. Einmal kein eigenes Auto zu haben, war eine merkwürdige Erfahrung, mit der er noch nicht ganz zurechtkam. Er ging zu der Cafeteria im Erdgeschoß, bestellte sich einen Kaffee und dachte nach. Er hatte Kopfschmerzen, was ebenso ungewöhnlich war wie der Umstand, daß er keinen Wagen hatte. Wahrscheinlich war daran diese Nacht ohne Schlaf schuld. Oder die Tatsache, daß er nichts gefrühstückt hatte. Obwohl er eigentlich nicht hungrig war, bestellte er einen Hamburger dazu.
    Redd war inzwischen vermutlich schon verhaftet. Oder tot. Falls er sich nicht schnellstens in ärztliche Behandlung begeben hatte, mußte das Schlangengift tödlich gewirkt haben. Chee dachte darüber nach - und über den Wert von drei-oder vierhunderttausend Dollar in Briefmarken. Was hätte Redd sich davon kaufen können, das er nicht schon besaß? Einen besseren Wagen? Ein besseres Haus? Dann

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