Der Kojote wartet
Wagen dort unten gesehen. Er hat Sie mit Pinto und ...« Chee warf einen Blick auf den Ermordeten. »... dem Professor gesehen. Seiner Aussage nach sind Sie zu zweit hierheraufgeklettert. Ohne Pinto. Ihm zufolge ist er unten geblieben und hat sich der Flasche gewidmet.«
Redd war sichtlich betroffen. »Es war der Mathe-Lehrer!« behauptete er. »Nicht irgendein Junge!«
»Da haben nicht nur Sie sich getäuscht. Aber es war nicht der Mathe-Lehrer, sondern ein Schüler von der Shiprock High School.«
»Ach, Scheiße!« murmelte Redd. »Ach, Scheiße!« Er lehnte sich an den Felsen. »Dann muß ich jetzt wohl doch damit rechnen, daß Sie mir auf der Spur sind.«
»Am besten stellen Sie sich der Polizei«, riet Chee ihm. Aber Redd hörte nicht zu. Er schüttelte den Kopf. »Merkwürdig«, sagte er. »Eigentlich verrückt, wie alles angefangen hat... «
»Wie denn?«
»Ich hatte bloß vor, den alten Hundesohn um einen Tausender zu erleichtern. Nur wegen der ganzen Überstunden, die er mir nie bezahlt hat.«
»Indem Sie ihm einen Teil der Übersetzung vorenthalten haben?« fragte Chee. »Sie wußten, daß er auf der Suche nach dieser Stelle war. Und auf der Suche nach den beiden toten Cowboys - oder wer immer diese Männer sein mögen.«
»Butch Cassidy«, antwortete Redd geistesabwesend. »Yeah, diesen Teil der Geschichte habe ich ausgelassen. Den
Teil mit der Wegbeschreibung. Dann habe ich Tagert erzählt, daß ich die Stelle finden könnte, weil ich Navajo spreche und mit den Leuten reden kann. Er hat mir fünfhundert Dollar Vorschuß gegeben.«
Redd sah zu Chee auf und lachte.
»Diese Felsformation hatte ich bald gefunden. Nach Pintos genauen Angaben war das nicht weiter schwierig. Aber diese Stelle hier habe ich nicht finden können. Daraufhin hat der Schweinehund sein Geld zurückverlangt. Aber dann kam ich auf die Idee, den alten Pinto zu engagieren. Als Hellseher, wissen Sie. Soviel ich gehört habe, klappt das manchmal - vor allem, wenn der Schamane mehr weiß, als er zu erzählen bereit ist.«
»Pinto hat diese Stelle also gefunden?«
» Wir haben ihn hierhergebracht. Er hat in seine Kristalle geschaut. Er hat sie auf den Boden gelegt und mit Blütenstaub besprenkelt, ein paar Beschwörungsformeln gemurmelt, in die Kristalle geblickt und uns den Weg hierher erklärt. Anfangs hat er sich ziemlich vage ausgedrückt, aber Tagert hat ihm Whiskey aufgedrängt. Dann ist er gleich gesprächiger geworden.«
»Warum haben Sie Tagert erschossen? Wollte er die restlichen fünfhundert Dollar nicht herausrücken?«
Redd starrte ihn an. »Sie haben gesagt, daß der Junge gesehen hat, wie ich Tagert erschossen habe? Das stimmt doch, nicht wahr?«
Chee nickte wortlos.
»Sie Dreckskerl!« sagte Redd. »Nein, das hat er nicht.« Er lachte. Erleichtert. Geradezu entzückt.
»Wie meinen Sie das?«
»Damit meine ich, daß ich den Hundesohn nicht umgebracht habe. Ich habe Tagert nicht erschossen. Folglich kann der Junge das auch nicht gesehen haben. Ich möchte wetten, daß er überhaupt nichts gesehen hat!«
»Er hat Sie gesehen«, sagte Chee, aber Redd hörte nicht zu. »Hmmm, vielleicht klappt doch noch alles«, sagte Redd halb zu sich selbst. Er stieg über den Toten hinweg und sah auf ihn herab.
»Aber ich will Ihnen trotzdem verraten, warum ich ihn hätte erschießen sollen. Nicht wegen lausiger fünfhundert Dollar.« Er stieß Tagerts Schulter mit einer Stiefelspitze an. »Es ging um viel mehr Geld.«
Der Revolver war jetzt direkt auf Chee gerichtet, und Redd beobachtete ihn über die Waffe hinweg.
»Was wissen Sie von dem Raubüberfall, wegen dem diese beiden Banditos in die Berge flüchten mußten?«
»Es war ein Postraub, soviel ich weiß. Oben in Utah, stimmt's?« fragte Chee. In Wirklichkeit fragte er sich jedoch, was Redd mit seiner Behauptung meinte, Tagert nicht erschossen zu haben. Wer sonst sollte der Täter gewesen sein?
»Richtig«, bestätigte Redd. »Viel Geld haben sie nicht erbeutet - und zum größten Teil wieder verloren, weil der dritte Mann damit vom Pferd geschossen worden ist. Aber der Zug sollte die kleinen Postämter entlang der Strecke mit Briefmarken versorgen. Sie hatten nur zwanzig bis dreißig Silberdollar und ein paar goldene Fünfdollarstücke in ihrer Satteltasche. Aber auch mindestens ein Dutzend Briefmarkenpäckchen. Wissen Sie, was das bedeutet?«
Chee erinnerte sich an den Briefmarkenkatalog, den er bei Redd gesehen hatte.
»Vermutlich eine Menge Geld«, sagte
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