Der Kopfgeldjägerkrieg 02 - Das Sklavenschiff
als arm darstellen wollen, verschwenden Sie nur meine Zeit.« Otondon machte sich daran, die Messinghaken seines Umhangs zu schließen. »Ich will davon nichts hören. Aber vergessen Sie nicht .« Er stand von seinem Platz auf und beugte sich bedrohlich über den Sammler. ». Sie schulden mir was.«
»Eine Ehrenschuld«, kreischte Kud'ar Mub'at und wich vor Otondons zustoßendem Zeigefinger zurück. »Jede kommende Standardzeiteinheit wird für mich mit der Erinnerung daran beginnen.«
»Ja, darauf wette ich.« Otondon sah sich um, die breiten Schultern schabten beinahe über die gewölbten, fasrigen Wände der Kammer. »Wie komme ich hier raus? Ich muss zurück zur Gilde. Man wird mich dort schon erwarten.«
Kud'ar Mub'at setzte einen der flinken internen Einweiserknoten in Marsch, der Otondon zum Hauptlandebereich des Netzes brachte. Es gab auf der anderen Seite des Netzes einen weiteren, kleineren Landeplatz, wo, in sicherer Entfernung von Gleed Otondons Blicken, die Hound's Tooth, das Schiff des trandoshanischen Kopfgeldjägers Bossk, festgemacht hatte. Als Bossk sich mit Kud'ar Mub'at in Verbindung gesetzt und seinen Besuch im Netz angekündigt hatte, um dort ihre Geschäfte zu besprechen, hatte ihn der Sammler von der Notwendigkeit strikter Geheimhaltung überzeugt.
Er hatte, ohne Namen zu nennen, auf einflussreiche Mächte hingewiesen, die das Netz angeblich ständig beobachteten und das Kommen und Gehen seiner Besucher aufmerksam verfolgten. Das hatte völlig genügt, um Bossk zur Einhaltung jener Annäherungs- und Landeprotokolle zu bewegen, die dafür sorgten, dass er die gleichzeitige Ankunft des Gesandten der Wahren Gilde im Netz gar nicht erst mitbekam. Gleed Otondon war derweil auf eine ähnliche Weise und ebenso leicht hinters Licht geführt worden.
Ohne das Nest in der Hauptkammer des Netzes zu verlassen, stellte Kud'ar Mub'at abermals die Verbindung mit den neuralen Informationen des optischen Knotens her, den er schon vor einer Weile genutzt hatte. Sofort hatte er das zutiefst misstrauische Gesicht des Trandoshaners Bossk so deutlich vor Augen, als würde sich der Sammler anstelle des verkleideten Abrechners in der anderen Kammer aufhalten.
»Was ist das?« Bossk wandte den Kopf und lauschte einem fernen Geräusch.
Kud'ar Mub'at wies den optischen Knoten über den verlängerten Strang der seidigen Nervenfaser, die sie beide miteinander verknüpfte, an, den Blickwinkel so zu verändern, dass auch das abgeworfene Exoskelett des Sammlers in Sicht kam.
»Verzeihung?« Aus dem Innern der leeren Hülle sprach eine Stimme, die mit der Kud'ar Mub'ats identisch war. Der Buchhalterknoten spreizte in einer Geste der Verblüffung zwei der Vorderbeine des Außenskeletts. »Was meinen Sie?«
»Was ich gehört habe ... gerade eben.« Die Nüstern an Bossks von Schuppen bedeckter Schnauze weiteten sich, als könnte er irgendwelche verräterischen Moleküle in der wieder aufbereiteten Atmosphäre des Netzes riechen. »Hat sich angehört wie ein startendes Raumschiff.«
Im Vakuum des Weltraums außerhalb des treibenden Netzes wäre das Geräusch der nicht sehr leistungsstarken Steuerdüsen von Gleed Otondons Schiff sicher nicht zu hören gewesen. Doch bei der Ablösung der Greiferknoten hatten sich die Vibrationen durch die Strukturfasern des Netzmantels offenbar so deutlich fortgesetzt, dass Bossks empfindliches Gehör sie aufgefangen hatte.
Darauf durchlief ein leichtes Beben der Besorgnis Kud'ar Mub'ats chitinartigen Körper. Wenn der Abrechner im Innern seines abgelegten Gehäuses jetzt die Antwort vermasselte, würde Bossk auf der Stelle den völlig richtigen Schluss ziehen, dass das Netz während seiner Anwesenheit auch noch andere Besucher empfangen hatte.
»Ja, genauso hat es sich angehört, nicht wahr?«
Kud'ar Mub'at klammerte sich, als er die Worte des fernen Unterknotens vernahm, mit sämtlichen Spinnenbeinen an sein Nest.
»Aber«, fuhr der Abrechner fort, »das war es natürlich nicht. Wie könnte es auch?«
Aus dem Blickwinkel des optischen Knotens, der von der Decke der kleineren Kammer hing, wandte sich der Blick von Bossks Schlitzaugen dem hohlen Gehäuse zu, in dem sich der Abrechner verbarg. »Verraten Sie mir«, sagte Bossk, »warum es kein von hier startendes Schiff war.«
»Das ist ganz einfach«, antwortete der Abrechner sanft. »Mein lieber Bossk, der einzige Grund, der intelligente Lebewesen in mein bescheidenes Netz führt, sind die Geschäfte, die ich mache. Und ich bin
Weitere Kostenlose Bücher