Der Kopfgeldjägerkrieg 02 - Das Sklavenschiff
die überlebt.«
»Aber selbstverständlich«, antwortete Kud'ar Mub'at und gab seinem dreieckigen Gesicht den Anschein eines Lächelns. »Überleben ist eine so schöne Tugend, die ich schon mein ganzes Leben lang praktiziere.«
»Dann wette ich, dass Sie sie sicher auch weiterhin praktizieren wollen.« Gleed Otondon beugte sich vor, sein strenger Blick spiegelte sich in den Fassettenaugen des Sammlers. »Und das gelingt Ihnen am besten, wenn Sie dafür sorgen, dass Sie auf unserer Seite sind. Die Wahre Gilde wird gegenüber jedem, der ihr nicht dabei hilft, die alte Kopfgeldsjägergilde wieder aufzubauen, nicht besonders freundlich eingestellt sein. Die Renegaten in diesem so genannten Komitee zur Reformierung der Gilde sind schon jetzt totes Fleisch. Und das Gleiche wird mit allen passieren, die sich zu sehr an sie heranschmeißen.« Otondon drehte den Kopf zur Seite und fasste den Sammler vor ihm genauer ins Auge. »Wie sehr haben Sie sich an Bossk und seine Bande herangeschmissen?«
»Mein lieber Gleed.« Kud'ar Mub'at wedelte mit den ausgestreckten Vorderbeinen. »Ich habe Verständnis für die Unerlässlichkeit Ihrer Frage, aber ich bin gleichwohl ein wenig schockiert. Misstrauen ist gut und schön, in Ihrem Gewerbe ist es gewiss eine Notwendigkeit, aber man hat mich noch niemals zuvor für einen Schwachkopf gehalten. Ich weiß sehr wohl, wie die Dinge in dieser Galaxis laufen.«
»Das dachte ich mir.« Otondons Lächeln wurde bei der Unterstellung einer einträchtigen Verschwörung noch hässlicher.
»Sie sind also kein Schwachkopf, nicht wahr?«
Aber du bist mit ziemlicher Sicherheit einer. Kud'ar Mub'at sprach seine Entgegnung nicht laut aus. »Ich habe dieses fortgeschrittenes Alter und meine einflussreiche Stellung nicht erreicht, weil ich hinsichtlich meiner Freundschaften und Allianzen schlecht gewählt hätte.« Der Sammler schlug leicht die Krallen am Ende seiner Vorderbeine zusammen. »Sie und die übrigen Mitglieder der Wahren Gilde - und selbstverständlich bedaure ich außerordentlich, nicht die Gelegenheit zu haben, mich an jeden Einzelnen von Ihnen zu wenden - können sich also absolut sicher sein, dass ich in dieser Angelegenheit, wie Sie sich ausdrücken, für sie bin. Und wenngleich die Freundschaftsbande sowie die große Bewunderung, die ich für so hervorragende und geachtete Kopfgeldjäger wie die Mitglieder der Wahren Gilde hege, mir eine so geartete Antwort meinerseits geradezu naturgemäß aufzwingen würden, möchte ich Sie darüber hinaus besänftigen und beruhigen: Ich mache dabei außerdem gute Geschäfte, mein lieber Gleed.« Der Sammler faltete die Beine wieder um den in die Kissen geschmiegten Leib. »Geschäfte, die ich, so Gewinn bringend sie in der Vergangenheit für beide Seiten waren, auch in Zukunft noch fortzusetzen wünsche.«
»Ich weiß nichts von beiden Seiten«, knurrte der Gesandte der Wahren Gilde. »Irgendwie schienen immer mehr Credits in Ihren Truhen zu landen als in unseren.«
»Wie sehr es mich verletzt, solche Worte von Ihnen zu vernehmen.« Kud'ar Mub'at ließ sich in die sanfte Umarmung seines Nestes sinken, um seine Kränkung noch besser unterstreichen zu können. »Aber vielleicht, wenn erst einmal die glückliche Zeit nach dem gerechtfertigten und unausweichlichen Sieg über die Emporkömmlinge und nach der Wiederherstellung der alten Kopfgeldjägergilde in ihrer ganzen Herrlichkeit gekommen sein wird, können wir einmal gemeinsam unsere Kontoauszüge durchsehen und uns in finanzieller Hinsicht versöhnen.« Die Stimme des Sammlers wurde noch einschmeichelnder. »Und wenn Sie der Auffassung sind, einen persönlichen Verlust erlitten zu haben, können Sie und ich uns sicher auch privat darüber unterhalten, oder?«
Otondon kratzte sich das verlängerte Kinn. »Reden Sie etwa von Bestechung?«
»Oh, das ist ein so unschönes Wort, meinen Sie nicht auch?« Kud'ar Mub'at schüttelte den Kopf. »Ich ziehe es vor, diese Praxis lediglich als einen Weg zu betrachten, unsere Freundschaft, die Freundschaft zwischen Ihnen und mir, noch befriedigender zu gestalten, als dies in der Vergangenheit bereits der Fall war. Und wenn Sie, natürlich auch auf dem Wege der Freundschaft, zu den übrigen Mitgliedern der Wahren Gilde, deren Interessen Sie so wacker vertreten, zurückkehren und sie des Verlangens versichern würden, mit dem ich die geschäftlichen Beziehungen mit ihnen aufrechterhalten will ...«
»Ja, ja, ich begreife schon, worauf Sie hinauswollen.«
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