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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Kapitel Eins
     
    Der Frosch auf dem Münzstapel
    traut sich nicht zu springen.
     
    Die Sprichworte Umurs, des Armen
    Verfasser unbekannt
     
    F
    ünf Flügel werden dir einen Kriecher einbringen. Ich muss zugeben, dass die Bedeutung dieses Sprichworts sich meinem Verständnis entzieht, Herr.«
    Tehol strich sich mit beiden Händen durch die Haare, zerrte an den ineinander verschlungenen Strähnen. »Autsch. Es ist das Ewige Domizil, Bagg. Flügel, fünf an der Zahl, ein Kriecher zu Füßen des Abtrünnigen, zu Füßen des Schicksals. Das Imperium hat sich erhoben. Lether erwacht zu einem neuen Tag des Ruhms.«
    Sie standen Seite an Seite auf dem Dach.
    »Aber der fünfte Flügel sackt ab. Was bedeuten dann vier Flügel?«
    »Zwei Möwen, die zusammenstoßen, Bagg. Gute Güte, es wird heiß werden, der reinste Backofen. Welche Pflichten erwarten dich heute?«
    »Mein erstes Treffen mit dem Königlichen Ingenieur Grum. Anscheinend hat ihn beeindruckt, wie wir die Lagerhäuser abgestützt haben.«
    »Gut.« Tehol ließ seinen Blick noch einen Moment länger über die Stadt schweifen, dann sah er seinen Diener an. »Sollte es das?«
    »Was – ihn beeindrucken? Nun, die Fußböden sacken nicht mehr ab, und sie sind knochentrocken. Der neue Verputz zeigt keinerlei Sprünge oder Risse. Die Eigentümer sind hocherfreut –«
    »Ich dachte, die Lagerhäuser gehören mir.«
    »Seid Ihr denn nicht hocherfreut?«
    »Nun gut, du hast Recht, ich bin es. Jeder einzelne Teil von mir.«
    »Genau das habe ich dem Königlichen Ingenieur gesagt, als ich auf sein erstes Sendschreiben geantwortet habe.«
    »Was ist mit den Leuten, die bei diesen Besitzungen als meine Strohmänner dienen?«
    »Die sind ebenfalls hocherfreut.«
    »Nun«, sagte Tehol seufzend, »heute ist anscheinend einfach so ein Tag, was?«
    Bagg nickte. »Das muss wohl so sein, Herr.«
    »Und das ist alles, was du dir vorgenommen hast? Für den ganzen Tag?«
    »Nein. Ich muss irgendetwas zu essen besorgen. Dann muss ich Shand und ihre Partnerinnen besuchen, um ihnen noch einmal Eure Liste zu geben. Sie war zu lang.«
    »Kannst du dich an die gesamte Liste erinnern?«
    »Ja. Besonders gut hat mir Purist Fäule, der Bierbrauer, gefallen.«
    »Danke.«
    »Aber die Namen sind nicht alle erfunden, oder?«
    »Nein, das würde die Sache zu schnell auffliegen lassen. Alle Hiesigen waren echt. Jedenfalls sollte es sie einige Zeit beschäftigen. Hoffe ich. Was steht sonst noch an?«
    »Ein weiteres Treffen mit den Gilden. Es könnte sein, dass ich dafür Bestechungsgeld brauche.«
    »Unsinn. Sei standhaft – sie werden in Kürze ganz andere Sorgen haben.«
    »Ein Streik? Ich habe noch nichts –«
    »Natürlich nicht. Der Vorfall, der dazu führen wird, hat sich noch nicht ereignet. Du weißt, dass der Königliche Ingenieur nur Mitglieder der Gilde anheuern darf. Wir müssen dafür sorgen, dass dieser Konflikt aus der Welt ist, ehe er uns Ärger macht.«
    »In Ordnung. Außerdem muss ich den Zufluchtsort überprüfen, in dem wir Shurq und ihren neuen Freund untergebracht haben.«
    »Harlest Eberict. Das war wirklich eine Überraschung. Ich frage mich, wie viele Untote sich wohl insgesamt in dieser Stadt herumtreiben?«
    »Offensichtlich mehr als wir ahnen, Herr.«
    »Nach allem, was wir wissen, könnte die Hälfte der Einwohnerschaft aus Untoten bestehen – etwa die Leute da drüben auf der Brücke und die da, die sich mit all den Einkaufskörben abschleppen … vielleicht sind die alle untot.«
    »Möglicherweise, Herr«, räumte Bagg ein. »Meint Ihr, untot im wörtlichen Sinn oder im übertragenen?«
    »Oh, natürlich, da gibt es ja tatsächlich einen Unterschied. Tut mir Leid, ich bin abgeschweift. Aber da fällt mir ein – wie kommen Shurq und Ublala miteinander aus?«
    »Reibungslos.«
    »Wirklich spaßig, Bagg, doch, ja. Hm, du willst also ihre verborgene Behausung überprüfen. Ist das alles, was du dir für heute vorgenommen hast?«
    »Das ist nur der Vormittag. Am Nachmittag –«
    »Kannst du einen kurzen Besuch machen?«
    »Bei wem?«
    »Bei der Rattenfängergilde.«
    »Im Schuppenhaus?«
    Tehol nickte. »Ich habe einen Auftrag für sie. Ich möchte mich –  heimlich –  mit dem Gildenmeister treffen. Morgen Nacht, wenn möglich.«
    Bagg machte ein besorgtes Gesicht. »Diese Gilde –«
    »Ich weiß.«
    »Ich kann auf dem Weg zur Kiesgrube bei ihnen vorbeigehen.«
    »Hervorragend. Warum gehst du zur Kiesgrube?«
    »Aus Neugier. Sie haben einen neuen Hügel

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