Der Krankentröster (German Edition)
»gesundheitsbezogene Befürchtungen«.
Weiteres Kennzeichen für einen Hypochonder: Er bezeichnet jeden so, der mit irgendeiner Krankheit punkten will, nur sich selber nicht.
Im Internet findet jeder passende Belege für seinen Krankheitsverdacht, man nennt die häufigen User solcher Seiten auch »Cyberchonder«. Ref 1
Überhaupt gibt es einige Phänotypen, z. B. den des Sozialhypochonders. Kennzeichen: sein Kenntnisreichtum in allen anatomischen, biologischen, medizinischen und verwandten Dingen. Da würde ich mich einordnen, und Herr Griesbeck beschreibt mich auch als begeisterten Körperbeobachter und zitiert mich mit: »Damit muss der Arzt leben können, dass ich ihm erkläre, was ich gerade habe und welche Therapie ich erwarte. Ich bin nicht wehleidig, ich möchte nur keinen Zweifel an der Schwere meiner Erkrankung lassen.«
Sozialhypochonder kann man schon im zarten Alter sein. Die zwölfjährige Ausgabe setzt sich zwei Tage vor einer Mathearbeit, für die er nicht gepaukt hat, in das Wartezimmer eines Allgemeinmediziners, weil er weiß, nirgendwo kann man sich so zuverlässig eine Grippe holen wie hier. Dieses Kind wird möglicherweise später zum Sadohypochonder, der sich regelmäßig ins Wartezimmer setzt, um fremdes Leid zu sehen, dann mit den Patienten medizinische Fachgespräche vom Zaune bricht, des Inhalts, dass sie mit grässlichen Komplikationen zu rechnen haben. Der Sozialhypochonder wird in diesem Zusammenhang eher tröstlich wirken, Tipps für die Heilung ohne ärztliche Hilfe geben, und wenn der Patient dann glücklich das Wartezimmer verlässt, ohne die Sprechstunde in Anspruch genommen zu haben, macht ihn das stolz. Der Sozialhypochonder sorgt sich vorwiegend um andere (nimm nicht den Lachs, das ist kein Wildfang).
Happy Hypo hat einen gefüllten Medizinschrank, geht zur Vorsorge, wundert sich, wie wenig die anderen wissen.
Eso-Hypochonder sind im Nebenberuf mindestens Vegetarier, machen Yoga oder Tai Chi, ihnen macht alles Angst, was die klassische Medizin ignoriert: Handystrahlen, Überlandleitungen, Uran im Trinkwasser, Kunststoffschlappen und Biopsien. Weibliche lehnen die Pille ab und verhüten mit Mond, Zählen und intensiver Beobachtung des Vaginalsekrets.
Prominente H.: Chaplin, Woody Allen, Caligula, Friedrich der Große, Hitler, Churchill, Philip Roth, Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, H. Christian Andersen, Tennessee Williams, Stifter, Kafka, Grillparzer, Rilke, Thomas Mann (Tagebücher), Warhol, Glenn Gould, Michael Jackson, Kant, der auch über die »Grillenkrankheit« geschrieben hat.
(Nach Robert Griesbeck: »Gesund kann ja jeder«)
So weit das Buch, das im Übrigen noch jede Menge interessante Fakten zum Gesundheitswesen enthält.
Als Sozialhypochonder sammele ich natürlich auch Pressemeldungen über Fehlleistungen der Medizin wie diese:
21.3. Bild. »Ich hatte Gallensteine, nach der OP waren meine Hoden weg.«
Mir haben sie auch jedes Mal, wenn ich im Krankenhaus war, was geklaut. Nein, Scherz beiseite, eigentlich war es umgekehrt gedacht. Er sollte die Hoden behalten und die Gallensteine sollten weg. Spiegelung ging schief, bei der Not-OP wurde versehentlich der rechte Samenstrang durchtrennt, der rechte Hoden wurde entfernt, bei der Folgebehandlung sollte eine Gewebeprobe aus dem linken Ei entnommen werden, die fiel dann etwas größer aus, zwei Monate künstliches Koma … wenn man das liest, hat man keine Lust mehr, zu erkranken …
Nun sind Kenntnisse nur sinnvoll, wenn man sie nutzt. Der Sozialhypochonder wird z. B. beim Liebesspiel eigene Wege gehen, auch mal die Milz der Partnerin stimulieren, oder die Galle, einfach weil er weiß, wo diese Organe sind.
Da bin ich jetzt praktisch schon wieder in meinem Beruf gelandet: ein Artikel als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen, die im Idealfall zu einem Stand-up-Monolog führen.
Liebe Grüße
Jürgen
Hi Jürgen,
Ich habe erlebt, dass Menschen wunderbar schreiben können und sich andere dagegen sehr unsicher sind, wie sie in so einer Situation mit einem umgehen sollen. Daher habe ich einmal ein paar Aufmunterungsmails und SMS als Beispiel angehängt und versucht zu beschreiben, was man beim Schreiben beachten könnte.
Eine der schönsten Überraschungen war ein Paket mit Buff-Tüchern und einem Brief von dem Produzenten Mark Burnett und seinem Team. Er produziert die Sendung »Survivor« in den USA. Die Kandidaten tragen diese Tücher bei der Sendung. Sehr gefreut habe ich mich auch über zwei
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