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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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1. Kapitel
     
    Unterhalb von Golgit, am Ende des breiten Sees, stürzten die Wassermassen des Huagilera auf einer Breite von fast einem Kilometer senkrecht in die Tiefe. Am Fuß der dreihundert Meter kochte es milchig zwischen den bläulichen Basaltklippen. Die untergehende Sonne färbte den Gischt vorhang und ließ vom Westufer den konischen Schatten ei nes Gipfels hineinwachsen.
    Elzo Savinnik schaltete auf Weitwinkel und schmatzte. »Hoffentlich wird das was.« Der umgebaute Aufklärungsro bot bewegte den Kugelkopf langsam von links nach rechts.
    »Bei dem Licht müßte es eigentlich eine Delikatesse werden. Wenn man es mag.« Barakuda blickte über die Schulter zurück; dann griff er ins Steuerrad und schob den Fahrtregler hoch. Vorsichtig brachte er das Boot aus der reißenden Strömung in das ruhigere Uferwasser.
    »Und morgen wollen Sie über diese Berge?« Der Reiseschriftsteller deutete auf die steilen schattigen Ausläufer des Massivs.
    »Nicht ganz. Es gibt da einen gangbaren Paß, am Ende eines Tals. Alles halb so wild.«
    Saravyi räusperte sich. »Ein Ausflug für junge Leute. Ich werde an Bord bleiben und mich des Alters erfreuen.« Er lehnte an der Backbordreling und blickte zum Ostufer, wo der dichte Farnwald in der Abendsonne lag. »Außerdem kenne ich Golgit und das Wahlverfahren.«
    Savinnik schaltete den Robot ab. »Ich kenne Golgit nicht«, sagte, er. »Aber ich habe noch immer Muskelkater von der Kraxelei bei Kiotliq. Können Sie die kleine Kamera mitnehmen, Barakuda?«
    Dante wiegte den Kopf. »Und hinterher schreiben Sie ir gendeinen Unsinn über Golgit, ohne dagewesen zu sein?«
    Savinnik kicherte. »Sie dürfen das Manuskript korrigieren. Bringen Sie ein paar schöne Bilder mit, ein bißchen interessanten Ton, und mal sehen, was ich daraus machen kann.«
    Valdir Töröcsik hatte sich nach dem Schauspiel des Wasserfalls wieder dem Medikrobot zugewandt, der an unerklärlichen Bewegungsstörungen litt. »Wer geht dann überhaupt mit?« Er fuchtelte mit einem Stift und deutete auf seinen Kollegen, der sich nahe dem Aufgang zum Sonnendeck in einem Liegestuhl fläzte und die Stirn runzelte. »Bogai und ich und die Robots, wir müssen ja. Sie sind als Führer unentbehrlich, Dante. Wer noch? Sieht nach einer sehr kleinen Expedition aus.«
    »Generelles Abschlaffen, schätze ich.« Nardini stand von der dritten Stufe der Treppe auf. Er hängte das rechte Auge an Barakuda, mit dem linken schien er das vorbeigleitende Ufer abzusuchen. »Ich bin auch für einen Ruhetag. – Weib, komm, Suppe kochen.« Er zog die ehemalige suldá Marsila Bodrelur vom Deck hoch und schob sie vor sich her in die Kombüse.
     
    Seit dem Untergang von Gashiri waren eineinhalb Jahre vergangen. In sechs Standardmonaten endete die Quarantä ne-Blockade des Planeten. Für eine endgültige Bilanz war es zu früh, aber es gab Grund zur Hoffnung. Die erste Seuchenwaffe der Anarchovegetarier, das Breitband-Antisteroid, war mit den Handelsgütern, in denen es enthalten war, in viele Gebiete von Shilgat gelangt; manche waren sehr stark, ande re kaum betroffen. Insgesamt schätzte der Krisenstab in Cadhras, daß etwa ein Drittel der Bevölkerung des Planeten keine Kinder mehr würde zeugen oder austragen können – genau er: ein Drittel aller Shil im fortpflanzungsfähigen Alter. Die zweite Waffe, der kurz alangra-II genannte Erreger der Ex plosiven Beulenpest, hatte vor allem in den Gebieten um das äquatoriale Binnenmeer viele Opfer gefordert, ebenso in den Berglanden, die an Gashiri grenzten. Und in Gashiri selbst. Das vom Team des Laborschiffs entwickelte Gegenmittel hinterließ an der Stelle der Injektion – meistens am Oberarm – eine häßliche wulstförmige Narbe, die gleichzeitig als eine Art Impfnachweis diente. Die Blockadeflotte des Commonwealth hatte Gleiter, Medikrobots und einige Freiwillige – Arzte und Pfleger – abgestellt, die bis zum Ende der Quarantäne auf Shilgat bleiben mußten. Zwei Jahre betrug die Lebensdauer der Erreger aus mutiertem alangra.
    Das Shilgat-Abkommen hätte strenggenommen den massiven Einsatz technischer Hilfsmittel untersagt, aber nach dem Ende der Anarchovegetarischen Union hatten die Vertreter der Shilgebiete das Abkommen gekündigt und diese Form der Hilfe erbeten. Monatelang waren die Gleiter mit Ärzten und Robots auf dem Doppelkontinent und den Inseln des Planeten unterwegs gewesen. Sogar Banyadir, die letzte Sektierer-Enklave, hatte Hilfe angenommen, sich danach aber wieder

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