Mordsee
Prolog
Die von Bord des Segelschulschiffs ›Gorch Fock‹ gestürzte Soldatin sei ohne Fremdeinwirkung gestorben. Das habe das vorläufige Obduktionsergebnis ergeben, teilte die Kieler Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Die Kadettin sei ertrunken.
Ein Fischereiaufsichtsboot hatte die Leiche am Montag 120 Kilometer nordwestlich von Helgoland geborgen. Die Offiziersanwärterin war unter ungeklärten Umständen im März über Bord des Segelschulschiffs gegangen. Die Marine hatte eine Woche später die gezielte Suche nach der Frau eingestellt. Die Bundeswehr hatte bei der Rettungsaktion unter anderem zwei Tornado-Flugzeuge mit Wärmebildkameras eingesetzt.
Die Frau war 20 Kilometer vor Norderney aus bislang ungeklärter Ursache über Bord gestürzt. Das Schiff stoppte jedoch erst nach etwa 1500 Metern die Fahrt. Zum Zeitpunkt des Unglücks fuhr die ›Gorch Fock‹ in der Deutschen Bucht zehn Seemeilen (rund 18,5 Kilometer) nördlich von Norderney unter vollen Segeln.
Nach Angaben der Marine war die Schiffslage trotz zwei Meter hoher Wellen und Windstärke sieben ruhig und stabil. Die Marine schloss Nachlässigkeiten bei den Sicherheitsmaßnahmen aus. Die Hoffnung, die Anwärterin noch lebend zu bergen, war von Anfang an gering. Die Wassertemperatur lag bei 13 Grad. Seit 1958 starben fünf Kadetten auf dem Schiff.
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Glücklich sieht anders aus sagt:
Die Matrosin hat schon vor ihrer Abreise ziemlich unglücklich dreingeschaut. Jemand, der sich wirklich auf die erste große Fahrt mit der ›Gorch Fock‹ freut, sieht m. E. anders aus.
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Janina sagt:
Ihr seht alle nur dieses eine Bild, so war sie nicht. Sie hat sich wirklich gefreut, dorthin zu dürfen … Aber es ist ja auch ’ne etwas schwerere Sache, für eine Zeit Freunde und Familie erst mal hinter sich zu lassen, oder?
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Reinhard Squarerigger sagt:
Wer auf Rahseglern gefahren ist, weiß, dass man an Deck bei Routinearbeiten, sail handling usw., sowie auf Seewache keine Schwimmweste trägt. Auch bei Arbeiten im Rigg trägt man keine Schwimmweste, allerdings einen Sicherheitsgurt. Absolut wichtig ist, dass man, besonders als Neuling, bei Sicherheitsbelehrungen genau hinhört und sich entsprechend verhält. Und immer dran denken: ›Eine Hand für dich, eine Hand fürs Schiff.‹
Auf Groß-Seglern fällt man normalerweise nicht so schnell über Bord, da die Schiffe in der Regel ein hohes Schanzkleid rundrum haben, außer auf der Back und achtern. An Deck liegt der Risikobereich besonders auf dem Vorschiff, vielleicht ist sie beim Ausguck über Bord gegangen. Deshalb sollte sich der Ausguck vorne immer mit Sicherheitsgurt einklicken. Was immer auch geschehen ist, dieser Todesfall ist zutiefst bedauerlich und ein tiefer Schock nicht nur für die Angehörigen, sondern für die gesamte Segler-Community.
Mein aufrichtiges Beileid den Hinterbliebenen.
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Greenpeace sagt:
Wenn man keine Ahnung von der Seefahrt hat, einfach mal …
Es ist nicht möglich, gleichzeitig eine Schwimmweste und einen Lifebelt zu tragen. Ein Lifebelt ist unerlässlich, wenn man bei den Bedingungen ins Rigg will, und das war zu dem Zeitpunkt der Fall.
Windstärke sieben und zwei Meter Welle ist für ein Schiff wie die ›Gorch Fock‹ Alltag. Es ist tragisch, was passiert ist, aber Seefahrt ist und bleibt gefährlich.
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Genervt von plumpen Aussagen sagt:
›Gorch Fock‹ schon mal in echt gesehen? Zwei Meter Seegang und Windstärke sieben sind kein Problem für so ein Schiff, und es kann dabei auch tatsächlich ruhig liegen. Rettungswesten sind nicht vorgeschrieben. So, und nu?
Nicht immer direkt meckern, sondern vielleicht mal sich kurz schlaumachen …
Vielleicht ist sie einfach gesprungen? Darüber schon mal nachgedacht?
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Käpten Hook sagt:
Das Mädchen ist der fünfte Todesfall auf der ›Gorch Fock‹. Wann hört der Wahnsinn denn auf? Verschrottet das Schiff, ankert es als Postkartenmotiv im Hafen, aber holt unsere Kinder von diesem Unglücksschiff. Die BW sollte endlich mal aufhören, Steuergelder für so einen romantischen Irrsinn auszugeben.
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Seemann sagt:
Spannend, was sich hier mal wieder für Klugkoter zu Wort melden, deren nautische Erfahrung sich auf die Kindheitserinnerung an eine Butterfahrt zu begrenzen scheint.
Die größte Lebensgefahr für über Bord gegangene Segler ist die Hypothermie, vor der auch keine Schwimmweste schützt. Bei Wassertemperaturen unter 32 °C ist ein
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