Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
antwortete ihm.
Tungdils Nackenhaare richteten sich auf, er nahm die Axt kampfbereit in die Hände. »Boïndil?«
    Kling, kling, kling, machte es plötzlich vor ihm, und ein Schatten tauchte aus dem grauen Nebel auf. Es war der Ork, den sie verfolgt hatten! Er griff ihn mit einem Zweihänderschwert an.
    »Wenigstens einer, der mich hört«, meinte der Zwerg galgenhumorig, wich dem Hieb aus und hackte nach dem vorbeitaumelnden Gegner. Die Schneide traf etwas, der Ork brüllte auf und verschwand gleich wieder im Nebel. »Das wird kein schöner Kampf«, murmelte Tungdil vor sich hin.
    Er verzichtete, nach seinen Freunden zu rufen, um der Bestie nicht zu zeigen, wo er sich befand. Erst wollte er wieder sicheren Fels im Rücken spüren.
    Tungdil bewegte sich rückwärts, seine Stiefelabsätze tasteten und tasteten, ohne auf eine Wand zu treffen. Wo auch immer er sich befand, er stand nicht mehr auf dem Weg ins Geborgene Land.
    Kling, kling, kling.
Dieses Mal kam der Ork von links. Tungdil gewahrte den geräuschvollen Schatten rechtzeitig, drehte sich einmal um die eigene Achse und ließ sich auf ein Knie herab; dabei schlug er schwungvoll zu.
Die Schneide der Axt trennte Ober und Unterschenkel sauber in Höhe des Knies, die Bestie stürzte brüllend nach vorn und ließ den Zweihänder fallen.
»Unsterblichkeit hilft nichts gegen den Verlust eines Beins«, grinste Tungdil böse und griff wieder an.
Der Ork drückte sich vom Boden ab, rollte herum, der Zwerg traf anstelle des Halses nur Stein. Das Scheusal quiekte schrill und hämisch, es langte nach dem verlorenen Zweihänder.
Tungdil erlaubte sich kein Zaudern. Vor allem musste er seinen Gegner schnell zum Schweigen bringen, bevor er die Aufmerksamkeit zufällig umherstreifender Bestien erregte.
Die grünhäutige Hand hatte den Griff des Schwertes eben erreicht, da drosch Tungdil seine Waffe mit solcher Wucht gegen den Kopf des Orks, dass sie sich krachend und knackend durch Helm und Schädel bis in den Hals fraß.
Die Bewegung des Ungeheuers erstarb. Der Zwerg setzte seinen rechten Stiefel auf die Rüstung des Orks und riss die Axt mit einem Ruck aus dem Hals, dann stellte er sich neben den zuckenden Körper und köpfte ihn. Schließlich war es nicht gesagt, dass auch ein der Länge nach gespaltener Schädel das Ende eines Untoten bedeutete.
Keuchend stützte er sich auf den Stiel der triefenden Axt und lauschte. Noch immer nichts? Tungdil glaubte nicht mehr daran, dass Ingrimmsch und die anderen drei ihn bloß nicht sahen. Das Gegreine des Orks hätte Boïndil angelockt wie ein falscher Diamant einen Kobold. Ein verfluchter Ort.
Er ging geradeaus, bis er unversehens auf eine graue Wand stieß. Der Granit war kalt und spröde; hervorstehende scharfe Kanten konnten einem unachtsamen Wanderer die Haut aufschlitzen. Das bedeutete, dass die Wände nicht bearbeitet worden waren und er sich mit Sicherheit nicht mehr auf dem von den Zwergen behauenen Hauptweg befand.
Der Nebel hatte ihn in die Irre geführt.
Er stand irgendwo, der hereingebrochenen Dunkelheit nach zu urteilen in einer Höhle, und zwar in einer gewaltigen Höhle. Seine Nerven waren gespannt wie Schleppseile, die Stille machte ihn fahrig. Die Schleier verwirbelten und narrten ihn mit Trugbildern von schemenhaften Orks und namenlosen Scheusalen.
    Was weiß ich eigentlich über das Jenseitige Land?, überlegte er fieberhaft. Sein Ziehvater LotIonan hatte sich mit den Landstrichen, die das Geborgene Land umgaben, nicht weiter beschäftigt. Auch die Zwerge scherten sich herzlich wenig um die andere Seite ihrer Gebirge.
Alles Wissen stammte von den Aufzeichnungen wenig erfolgreicher Expeditionen, die über hundert Zyklen zurücklagen, und den Erzählungen der wenigen Händler und Einwanderer. Tungdil dachte unweigerlich daran, dass die Menschen den Tod auch das Jenseits nannten. Umgeben von dichtem, boshaftem Nebel, flößte ihm der Vergleich Angst ein; die Ewige Schmiede des Gottes Vraccas war ein weitaus besserer Ort, um seine Seele dorthin zu wünschen.
Er beschloss, am Rand der Höhle entlangzupirschen, denn auf diese Weise musste er unweigerlich zu ihrem Eingang gelangen. Eine Hand legte er behutsam an die Wand, um den Kontakt nicht zu verlieren, die andere hielt die Axt umfasst. Längst machte er sich große Sorgen um Ingrimmsch und die drei Zwerge.
Mit einem Mal ertasteten seine Finger eine ungewöhnliche Vertiefung. Er besah sie sich näher. Eine Rune! Das verschnörkelte Zeichen war ihm gänzlich fremd,

Weitere Kostenlose Bücher