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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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aber die Akkuratheit sprach für einen Meister seines Fachs. Auch wenn es aufwändig gemeißelt worden war, sah es nicht elbisch aus. Ist es vielleicht ein Zeichen der Untergründigen, von denen die Aufzeichnungen sprachen? Ob es wohl Zwerge wie wir sind?
Da hörte er es wieder: Kling, kling, kling.
Tungdil wirbelte herum. Das ist unmöglich, ich habe ihn enthauptet. Er verspürte eisige Angst, die seine Neugier erstickte. »Boïndil?«
    Kling, kling.
Das Geräusch kam eindeutig näher. Der Zwerg wich zurück, presste den Rücken gegen die Wand, spähte nach rechts und links. Er sog die feuchtkalte Luft ein, um einen Geruch auszumachen, erkannte jedoch nichts außer klammem Stein.
    Kling. Ein oder zwei Armlängen entfernt ertönte es ein letztes Mal. Ein Steinchen knirschte, knackend wurde es unter einer Stiefelsohle zermahlen.
Tungdil bildete sich ein, dass er von Orks eingeschlossen war, dass sie um ihn herumstanden und ihre Waffen hoben, er roch den stinkenden Unschlitt, schluckte, drehte und wendete den Kopf unablässig, um den bevorstehenden Angriff als Schemen erahnen und handeln zu können.
Ein gedrungener Schatten trat auf ihn zu.
»Ihr bekommt mich nicht!« Tungdil hechtete nach rechts und schlug zu. Die Axt krachte gegen Metall und steckte fest!
»Vorsicht, Gelehrter«, rief Boïndil schnaufend aus dem Nebel. »Du hättest mich beinahe getroffen.«
Jetzt erkannten Tungdils von Furcht umnachtete Augen, wem seine Attacke gegolten hatte. Ingrimmsch war es gelungen, die Schneide mit überkreuzten Beilklingen abzufangen und einzukeilen, damit Tungdil nicht ein weiteres Mal zuschlug. »Verzeih mir«, stöhnte der Zwerg, erleichtert, wenigstens einen seiner Begleiter wiederzuhaben. »Ich dachte, du wärst ein Ork. Oder Schlimmeres. Wo sind die anderen?«
»Keinen Schimmer. Ich vermutete sie bei dir!«
»Hast du den Ork nicht schreien hören?«
»Eine Schweineschnauze? Und ich soll sie überhört haben?«
»Ich habe ihn enthauptet, und er …«
    Kling.
Tungdil stieß seinen Freund zurück, der auf der Stelle vom Dunst verschluckt wurde. Schon sprang ein Ork aus dem Nebel, das Schwert schoss geradewegs zwischen den Zwergen hindurch, ohne einen der beiden zu treffen.
Dafür erschien ein schreiender Boïndil mit wehendem Bart und weit geöffnetem Mund neben der Bestie. Er jagte ihr ein Beil in den Wanst, das zweite trennte Kopf und Torso voneinander. Polternd fielen die Orkteile zu Boden und lagen still.
»Also waren es zwei.« Befriedigt, doch einen Gegner abbekommen zu haben, wischte Ingrimmsch seine Beile an den Kleidern des Leichnams ab. Grün und zäh haftete das Blut an dem schäbigen, abgewetzten Stoff. »Suchen wir unsere Leute?« Tungdil nickte.
Mit den Händen am Fels inspizierten sie die Höhle; sie besaß drei Ausgänge, einer davon trug frische Luft mit sich. Den Weg zum Steinernen Torweg hatten sie wenigstens entdeckt.
Es dauerte lange, bis sie ihre Freunde fanden.
Zwei von ihnen waren tot, bestialisch von den Orks ermordet, der dritte hatte einen mörderischen Schlag mit dem Beistand von Vraccas zunächst überlebt, aber seine Lebensesse erkaltete.
»Drei«, raunte er sterbend in Tungdils Ohr. »Es waren drei …« Boïndil wurde sofort wachsam, lauschte in den Nebel, der sich beharrlich weigerte, sich aufzulösen.
»Hast du gesehen, wohin der Letzte gegangen ist?«, hoffte Tungdil zu erfahren, obgleich er wusste, dass es längst zu spät war, sich an die Verfolgung zu machen. Der Ork befand sich gewiss irgendwo in weiter Entfernung auf dem Marsch zu den Bestien des Jenseitigen Landes.
Der verwundete Zwerg krümmte sich. »Ich …« Seine Augen verloren das Lebensfeuer, die Seele zog hinaus und schwebte in die Ewige Schmiede.
»Gehen wir. Wir können hier nichts mehr tun.« Tungdil wuchtete den Toten über seine Schulter; mit einem Ledergurt sorgte er dafür, dass er nicht abrutschte.
»Und was ist mit dem Letzten der Bande?« Ingrimmsch schien nicht gewillt zu sein aufzugeben, besann sich nach einem langen Blick seines Freundes aber eines Besseren. Wortlos band er sich den zweiten gefallenen Zwerg über die Schulter, den Dritten schleppten sie zu zweit aus der Höhle hinaus.
Nach und nach wurde es heller um sie herum. Sie hatten die Kaverne verlassen, auch wenn Tungdil nicht sagen konnte, wann sie hinausgelangt waren. Tatsächlich zog sich der Nebel zurück, während die vertrauten Sterne über ihnen funkelten und ihnen den Weg wiesen.
Endlich sahen sie die gewaltigen Steinportale der Pforte in

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