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Der Kuß der Schlange

Der Kuß der Schlange

Titel: Der Kuß der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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verkommen und kalt obendrein. Wexford sah, wie Hutton ironisch den Mund verzog angesichts des Schrankes aus dem Ersten Weltkrieg, der Kaminsessel und der häßlichen Gemälde, vor allem wohl bei dem Gedanken, daß dieser Flohmarktströdel in einer Inventarliste erfaßt war. Dünne Decken lagen unordentlich zusammengefaltet auf der nackten Matratze. Sonst gab es noch ein Bündel Nickelbestecke, die mit einem Gummiband zusammengehalten waren, einen Pfeifkessel, dessen Griff mit Bindfaden repariert war, und eine Steingutvase, auf deren Boden noch das Preisschild klebte, demzufolge sie fünfunddreißig Pence gekostet hatte.
    Die Katze lief auf dem Kaminsims entlang und sprang auf den Wandschirm. »Ich hatte mir schon gedacht, daß mit dem irgendwas faul war«, meinte der Hauswirt.
    »Und wieso? Wie sind Sie darauf gekommen?«
    Er bedachte Wexford mit einem ziemlich geringschätzigen Blick. »Also zuerst mal – Sie hab ich doch schon mal gesehen. Einen Bullen erkenn ich doch auf tausend Meter Entfernung. Und hier trieben sich ja dauernd welche rum, die ihn beobachteten. Mir entgeht so leicht nichts, auch wenn ich nicht viel darüber rede. Auch den kleinen Burschen mit den roten Haaren hab ich natürlich bemerkt – hätte mich schieflachen können, als der ankam und sagte, er käme von der Behörde –, und dann der lange Dünne, der immer im Wagen sitzengeblieben ist.«
    »Dann wissen Sie wahrscheinlich auch«, sagte Wexford, der an dieser Demütigung zu schlucken hatte, »weshalb er beobachtet wurde?«
    »Keine Ahnung. Der tat doch weiter nichts als zu kommen und zu gehen, seine Mutter zum Tee mitzubringen und über die Miete zu meckern.«
    »Ist er nie von einer Frau besucht worden? Von einer Frau mit kurzem, blondem Haar?«
    »Der doch nicht! Bloß seine Mutter und seine Tochter, das war alles. Jedenfalls hat er mir gesagt, daß sie das wären, und das stimmte wohl auch, denn sie sahen ihm ja ähnlich wie gespuckt. Los, komm, Pussy, wir gehen wieder ins Warme zurück.«
    Wexford wandte sich verdrossen um, blieb an der Stelle stehen, wo Hathall ihn um ein Haar die Treppe hinuntergestoßen hätte, und fragte: »Sie gaben ihm also seine Vorauszahlung zurück, und er fuhr weg? Um welche Zeit war das?«
    »Gegen neun.« Das Flurlicht ging wieder aus, wieder drückte der Hauswirt auf den Schalter, und während die Katze auf seiner Schulter schnurrte, meinte er halblaut: »Der wollte irgendwie nach Übersee, hat er gesagt. Waren auch ‘ne Menge Aufkleber auf seinen Koffern, aber ich hab nicht näher hingeguckt. Ich behalt die Leutchen möglichst im Auge und weiß immer gern, was sie so machen, bis sie aus dem Haus sind. Der hier ist rübergegangen über die Straße ans Telefon, und dann kam ein Taxi und holte ihn ab.«
    Sie waren in der nach Öl riechenden unteren Diele angekommen, und wieder ging das Licht aus. Diesmal knipste der Hauswirt es nicht wieder an. Er schloß hastig die Tür hinter ihnen.
    »Möglich, daß er schon gestern abend weggefahren ist«, meinte Wexford zu Lovat. »Er könnte nach Paris oder Brüssel oder Amsterdam gefahren und von dort geflogen sein.«
    »Aber warum hätte er das tun sollen?« widersprach Hutton. »Er konnte doch gar nicht wissen, daß wir nach all der Zeit immer noch hinter ihm her sind.«
    Wexford hatte keine Lust, ihnen in diesem Stadium von Howards Beteiligung an der Sache oder gar von Howards Begegnung mit Hathall gestern abend zu erzählen. Ihm selbst aber war es da oben in dem kalten, verlassenen Zimmer in aller Schärfe bewußt geworden: Hathall hatte Howard etwa um sieben Uhr gesehen, hatte begriffen, daß dieser Mann ihn verfolgte, und hatte ihn kurz darauf abgehängt. Das Taxi, in das er gestiegen war, hatte zuerst das Mädchen abgesetzt und ihn dann in die Dartmeet Avenue gefahren. Dort hatte er rasch alles mit dem Hauswirt geregelt, hatte sein Gepäck genommen und war abgehauen. Aber wohin? Erst wieder zu ihr, und dann …? Wexford hob unglücklich die Schultern und ging über die Straße in die Telefonzelle.
    Burdens Stimme teilte ihm mit, daß der Flughafen noch durch den Nebel lahmgelegt sei. Es wimmele dort nicht nur von enttäuschten, verhinderten Reisenden, sondern mittlerweile auch von gewissenhaft fahndenden Polizisten. Hathall sei aber nicht aufgetaucht. Und wenn er, wie Hunderte von anderen Leuten auch, angerufen hätte, so habe er nicht seinen Namen genannt.
    »Aber er weiß, daß wir hinter ihm her sind«, sagte Burden.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Erinnern Sie

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