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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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quälender Abend gewesen.
    Ein paar Tage später kam er ohne Siri wieder. Er bemühte sich gar nicht erst, irgendeinen Vorwand zu erfinden, sondern gab ihr unmissverständlich zu verstehen, dass er an ihr interessiert war.
    Zunächst gingen sie sittsam zusammen ins Kino und hielten Händchen. Danach, bei ihm zu Hause, wartete sie vergeblich darauf, dass er sie mit seinem üblichen Redeschwall überschüttete. Doch er schwieg so lange, bis sie ganz nervös wurde und glaubte, sie würde ihn langweilen. Als sie ihn schließlich fragte, was los sei, erklärte er unumwunden, dass seine Verliebtheit ihn habe verstummen lassen und er nicht wisse, was er sagen solle. Vor Freude und Erleichterung fiel sie ihm sogleich um den Hals, und es bestehen geteilte Meinungen, wer anschließend wen verführte. Jedenfalls verbrachten sie die nächsten beiden Tage in seinem Bett und nahmen dort sogar ihre Mahlzeiten zu sich.
    Dies war der strahlende Beginn einer Beziehung gewesen, die seit neunzehn Jahren Bestand hatte, wenngleich sie nicht frei von Tiefschlägen und Enttäuschungen war. Denn in Patriks Vergangenheit hatte es eine Reihe von Frauen gegeben, die gelegentlich, vor allem in den ersten Jahren, wieder auf der Bildfläche erschienen, und auch sie musste die Erfahrung machen, dass er unzuverlässig und untreu sein konnte. Nein, er zeigte sich nicht gerade widerstandsfähig, wenn es um Frauen ging. Sie hatte getobt und ihn verflucht, bis sie glaubte, den Kelch der Eifersucht bis zur Neige geleert zu haben. Inzwischen behauptete Patrik immerhin, dass sein gewaltiger Lebenshunger 32

    vorwiegend von geistigen Dingen befriedigt wurde. In seine dunkelblonde Mähne und seinen Bart hatten sich graue Strähnen gemischt. Er sprach weniger, und sein einst so provozierender Blick hatte sich mehr nach innen gewandt. Wenn sie auch nicht so recht an seine Enthaltsamkeit glauben mochte, wusste sie doch, dass die Versuchungen seltener waren als früher, und sie war immer noch vernarrt in ihn.
    Katharina warf einen Blick auf die Uhr, die über dem Kühlschrank hing, und sprang auf. Sie musste sich beeilen.
    Nach einer Katzenwäsche und hastigem Ankleiden eilte sie ins Atelier, wo die Installation des Kaminofens schon weit fortgeschritten war.
    »Ich muss los«, sagte sie.
    Patrik stand vom Boden auf und zeigte ihr seine Handflächen, die zu schmutzig für Zärtlichkeiten waren. Stattdessen schlang er die Arme um sie und küsste sie auf den Hals.
    »Wir sind bald fertig. Willst du, dass ich was Bestimmtes tue, bis du wieder zu Hause bist?«
    Sie machte sich lachend frei und fühlte sich plötzlich wie befreit.
    »Ja, ich will, dass du endlich das verdammte Tor reparierst.
    Denk dir eine gute Ausrede aus, wenn das nachher immer noch nicht erledigt ist.«
    Kalle Svanberg schüttelte sein schlohweißes Haupt.
    »Ich denke, dir bleibt keine andere Wahl«, sagte er.
    »Du kennst Katharina nicht«, entgegnete Patrik. »Sie liebt meine fantasievollen Ausreden und wäre nur enttäuscht, wenn ich einfach das Tor reparierte.«
    Katharina ließ sie stehen und ging zum Auto.
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    4
    Dienstag, 25. April
    Als das Telefon klingelte, schaltete Katharina den Staubsauger aus, den sie in einem plötzlichen Anfall von Tatendrang hervorgeholt hatte.
    »Hallo, hier ist Roffe.«
    »Das ist aber eine Überraschung. Wir haben ja lange nichts von dir gehört. Wo hast du gesteckt?«
    »Na ja, so lange war’s auch wieder nicht. Ihr wart doch erst neulich zum Abendessen bei mir, wann war das noch gleich
    …?«
    »Das war Mitte Februar, und seitdem haben wir mehrmals vergeblich versucht, dich hierher zu kriegen, wie du eigentlich wissen solltest. Also entweder hast du eine Frau kennen gelernt, die deinen Erwartungen entspricht, oder du bist völlig abgestumpft und hockst nur noch vor der Glotze.«
    Roffe seufzte unüberhörbar. »Okay, ich habe wirklich eine Frau kennen gelernt, und Gott sei Dank entspricht sie nicht meinen Erwartungen. Sie ist viel aufregender. Aber mehr sage ich dazu nicht, schließlich haben wir uns erst zweimal gesehen.
    Für irgendwelche voreiligen Schlüsse ist es viel zu früh.«
    Katharina unterdrückte mit Mühe ihre Neugier.
    »Welche voreiligen Schlüsse? Du hörst dich wirklich wie ein Polizist an. Aber vielleicht kannst du uns ja sagen, ob wir uns Hoffnungen machen dürfen, sie irgendwann mal kennen zu lernen.«
    »Nein, kann ich nicht.«
    »Wann sehen wir dich?«
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    »Wenn ich hier aus dem Gröbsten raus bin, komme ich euch besuchen. Im

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