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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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Atelier wieder verlassen?«
    »Ich glaube, so gegen halb neun. Ganz genau kann ich es Ihnen nicht sagen. In einer Kneipe in der Hornsgata habe ich gefrühstückt. Dann habe ich die U-Bahn bis zum Hötorget 316
    genommen, weil ich die Kungsgata hinunter bis zum Stureplan gehen wollte. In der Kungsgata gibt es eine Galerie, die ein paar Bilder von mir ausstellt, und ich wollte mir ansehen, wie sie gehängt waren. Von dort aus bin ich auf direktem Wege zur Engelbrektsgata gegangen.«
    »Können Sie sich erinnern, wie spät es zu dieser Zeit war?«
    »Ungefähr elf, würde ich sagen. Ich klingelte an der Tür, doch niemand öffnete. Ich dachte mir, sie wäre vielleicht noch nicht wach, also habe ich etwas heftiger gegen die Tür geschlagen.
    Dann bin ich nach unten auf die Straße und habe eine Viertelstunde später einen neuen Versuch unternommen. Als sie immer noch nicht aufmachte, kam ich auf die Idee, sie anzurufen, um zu hören, was ihr Anrufbeantworter zu sagen hat.
    Also bin ich runter zur nächsten Telefonzelle.«
    »Ja?«
    »Es war eine ganz normale Bandansage: ›Guten Tag. Dies ist der telefonische Anrufbeantworter von Marianne Wester. Ich bin im Moment nicht zu Hause. Sie können mir aber gerne eine Nachricht hinterlassen …‹ Irgend so was.«
    »Haben Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Ja, mehrere, über den Tag verteilt. Die müssen Sie doch bis zum Überdruss gehört haben.«
    »Sind Sie nach dem ersten Anruf wieder zur Wohnung gegangen?«
    »Ja, das bin ich. Ich habe geklingelt und geklopft und habe mich dann auf die Treppe gesetzt, um zu warten. Einmal kam es mir so vor, als hätte ich ein Geräusch in der Wohnung gehört.
    Da bin ich aufgesprungen und habe erneut gegen die Tür gehämmert. Ich rüttelte frustriert an der Klinke, aber die Tür war abgeschlossen, wie nicht anders zu erwarten.«
    »Was haben Sie gehört?«
    317
    »Ich weiß nicht genau, ein leises Geräusch. Ich dachte, ich hätte mich geirrt. Aber nach dem, was dann passierte, kann sehr wohl jemand in der Wohnung gewesen sein.«
    »Was taten Sie dann?«
    »Ich konnte ja nicht den ganzen Tag lang auf der Treppe sitzen bleiben. Leute kamen und gingen, und ich wollte nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Ich kaufte mir eine Zeitung und setzte mich wieder nach draußen auf eine Bank, von der aus ich das Eingangstor im Auge behalten konnte. Während ich wartete, wurde ich immer wütender. Zwar hielt ich sie ohnehin nicht für besonders ehrlich, aber dieses Verhalten empfand ich als bodenlose Frechheit. Ich überlegte mir alle möglichen Gründe für ihr Verhalten, aber das machte die Situation nicht besser.
    Außerdem hatte ich inzwischen einen riesigen Hunger. Ich fragte eine Frau nach der Uhrzeit, es war halb zwei. Da entschied ich mich, etwas essen zu gehen. Aber zuerst habe ich noch mal bei ihr geklingelt und sie auch noch mal angerufen.
    Dann bin ich auf der Suche nach einem Imbiss den Stureplan hinuntergegangen und direkt einem alten Bekannten in die Arme gelaufen, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er heißt Jonne und arbeitet in der Werbebranche. Auf seinen Vorschlag hin haben wir ein kleines türkisches Restaurant in der Grev Turegata aufgesucht. Ich war mit meinen Gedanken aber die ganze Zeit über bei dem verdammten Miststück, das mich so an der Nase herumgeführt hatte. Ich habe auch vom Restaurant aus noch mal anrufen.«
    »Wie lange waren Sie dort?«
    »Wohl eine gute Stunde. Auf dem Rückweg zu ihrer Wohnung schöpfte ich neue Hoffnung und sagte mir, sie sei vielleicht unterwegs gewesen und habe sich verspätet. Doch auch jetzt öffnete niemand die Tür. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll, war aber nicht in der Lage, einfach aufzugeben. Ich wollte unbedingt an Axel herankommen, und sie schien die einzige Person zu sein, die mir dabei helfen konnte. Also latschte ich 318
    wieder hinunter, setzte mich auf meine Bank und wartete dort mehrere Stunden. Zwischendurch habe ich irgendwo die Toilette benutzt und danach wieder bei ihr geklingelt. Ich glaube, ich habe auch noch mal angerufen. Dann bin ich wieder zum Stureplan und habe mir Tabak, ein paar Süßigkeiten, eine große Tüte Chips und ein paar Dosen Bier gekauft. Das türkische Essen hatte mich ziemlich durstig gemacht. Ich habe mir sogar den Expressen gekauft, woran sie den Grad meiner Verzweifelung erkennen können. Dann bin ich mit einer kleinen Plastiktüte zurück zur Wohnung, um die Lage zu untersuchen.«
    »Woher kannten Sie den Zahlencode für das

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