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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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auszuräumen. »Ich kann ja erzählen, dass ich schon immer ein komisches Gefühl hatte, was ja nicht einmal gelogen ist, und dass er sich in letzter Zeit immer merkwürdiger … ach verdammt, das bringt doch nichts! Warum muss er auch diesen Typen mitbringen? So eine Schnapsidee! Hilf mir, Patrik, was soll ich ihnen sagen?«
    »Was willst du mit Oliven und Senf?«
    Katharina schaute verwundert auf das Glas in ihren Händen.
    »Ich dachte, es wäre Marmelade.«
    Er nahm ihr die Gläser ab und sagte besonnen: »Wenn er ein hohes Tier von der Reichspolizei mitbringt, dann wird er sich schon was dabei gedacht haben. Oder glaubst du etwa, er will ihm nur seine exzentrischen Freunde auf dem Land vorstellen?«
    »Aber was soll er sich denn gedacht haben?«
    Er schaute sie prüfend an. »Du bist ja total nervös«, stellte er fest. »Außerdem siehst du aus, als hättest du ein schrecklich 437
    schlechtes Gewissen, weil du eben weißt, was du weißt. Es ist doch nicht unsere Schuld, dass die Bullen einen abgehalfterten Spion hierher verpflanzen.« Er nahm sie in den Arm. »Du bist ganz verkrampft. Komm, entspann dich. Iss erst mal was, und wenn das nicht hilft, massiere ich dir den Nacken.«
    Sie setzte sich gehorsam an den Tisch und schaute ihn hilflos an. »Und wenn ich mich irre?«, fragte sie leise. »Wenn ich völlig danebenliege und einen Riesenwirbel veranstalte, nur weil mir die Nerven durchgegangen sind? Roffe würde mir das niemals verzeihen.«
    »Selbst wenn du dich irren solltest, was ich nicht glaube, dann ist es höchste Zeit, dass das Reichspolizeiamt erfährt, wie gefährlich sein Schützling für seine Umgebung geworden ist. Es ist einfach unverantwortlich – und das werde ich ihm sagen –, einen paranoiden Agenten mit einem gemeingefährlichen Köter auf harmlose Nachbarn loszulassen.«
    »Aber wir dürfen doch nicht sagen, dass er ein paranoider Agent ist.«
    »Dürfen wir das nicht? Okay, dann streichen wir den Agenten, und du berichtest einfach, was dir gestern zugestoßen ist, als du Nygren besucht hast, um ihm von Nisses Unfall zu erzählen.
    Den weiteren Verlauf des Gesprächs kannst du ja für dich behalten. Erzähl ihm von seinem ruppigen Auftreten und der Attacke des Hundes. Du brauchst nicht zu sagen, dass ihr über seine Identität gesprochen habt.«
    »Aber unser ganzes Gespräch hat sich darum gedreht. Sein Verhalten lässt sich doch sonst gar nicht erklären.«
    »Dann solltest du es auch so darstellen. Dass sein Verhalten einfach unerklärlich ist.«
    »Und wie soll ich dann zu meinen Schlussfolgerungen gekommen sein?«
    Patrik schenkte Kaffee ein und drückte ihr ein Käsebrot in die Hand.
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    »Iss!«, befahl er und schmierte sich selbst eine Scheibe, in die er nachdenklich hineinbiss. Nachdem sie ein paar Minuten geschwiegen hatten, schaute er sie lächelnd an.
    »Du fürchtest doch nur, dass du um die Gelegenheit gebracht wirst, mit deinem brillanten Kombinationsvermögen zu glänzen.«
    »Hm …«
    »Miss Marple lässt sich am Ende nur ungern die Show stehlen.«
    »Du meinst, sie ist es gewohnt, dass die Polizisten bewundernd zu ihr aufschauen …«
    »Wenn man bedenkt, wie viel Aufwand du betrieben hast, um deine hübsche Nase in Dinge zu stecken, die dich nichts angehen, und wenn man all die Unannehmlichkeiten
    berücksichtigt, denen du ausgesetzt warst, ganz zu schweigen davon, dass du fast von einem Hund verspeist worden wärst, könnte man durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass du dir deinen Schlussapplaus redlich verdient hast. Wäre doch schade, wenn so ein spektakuläres Detail wie der blutrünstige Hund einfach unterginge.«
    Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Sag mal, willst du mich provozieren? Ich geb einen Dreck auf ihre Bewunderung, solange ich nicht in der ganzen Umgebung als überspannte, klatschsüchtige Schreckschraube bekannt werde.«
    Patrik schaute auf die Küchenuhr. »Die kommen frühestens in einer Viertelstunde. Außerdem weiß ich, wie wir deine Ehre retten können. Wir benutzen Astrid.«
    »Astrid?«
    »Aber natürlich. Astrid Enoksson aus Äsperöd. Ohne sich darüber im Klaren zu sein, hat sie dich auf die richtige Spur gebracht.«
    »Hat sie? Wie denn?«
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    Er lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Nacken und betrachtete sie mit halb geschlossenen Lidern.
    »Im Herbst kam ein Kunde in ihr Geschäft, den sie noch nie gesehen hatte. Er war gesprächig und sympathisch und erinnerte sie zudem an ihren verstorbenen Mann. Er nannte

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