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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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vorbeiradelte. Doch diesmal war es anders, diesmal saß er neben dem Bruder seiner Mutter und im Auto roch es nach Tabak, Dispersionsfarbe und Leder und er meinte auch einen leichten Anflug von Alkohol wahrzunehmen, wenn sich der Onkel ihm zuwandte.
    »Ein lustiger Baum«, sagte der Onkel.
    »Irgendjemand hat den Stamm zerteilt, als er klein war«, sagte der Junge.
    »Ja.«
    »Es ist, als wären es zwei Bäume.«
    »Zwillinge«, sagte der Onkel, »sie passen aufeinander auf, wenn es dunkel wird.«
    Aber noch war es nicht dunkel, es würde noch lange nicht dunkel werden, und wenn es so weit wäre, dann würden sie wieder zu Hause sein und der Tag würde vorüber sein, dachte der Junge. Aber sie würden mit dem Sonnenuntergang nach Hause kommen.
    »Deine Mutter ist ganz schön hart.«
    »Hm.«
    »So war sie schon immer.«
    »Ja …«
    »Verdammt hart«, sagte der Onkel und kurbelte die Scheibe herunter. »Mach du das auf deiner Seite auch.«
    Der Griff ging ab, als der Junge ihn anfasste.
    »Du musst das blöde Teil nur wieder dranschrauben«, sagte der Onkel.
    Der Junge versuchte es, die Fassung passte nicht richtig, er hielt den Handgriff direkt vor das Gewinde, drückte fest und drehte gleichzeitig. Schließlich merkte er, wie es einrastete.
    »Gut so, Lennart.«
    Der Wind war kühl, es roch nach Wald. Wenn er mit dem Rad hier entlangfuhr, war der Duft weniger stark. Er steckte den Kopf hinaus und das flatternde Haar kitzelte ihn.
    Er spürte den feuchten Geruch von Erde, Tannennadeln und Reisig, das niemals von der Sonne berührt wurde. Vielleicht ein paar Strahlen am Nachmittag, aber mehr ist es nicht, was bis hier unten dringt, dachte er.
    Er sah zurück: Der Weg verlief an dieser Stelle schnurgerade, an den Rädern war Staub, wie bei einer Postkutsche in der Prärie, und einige Kilometer weiter hinten befand sich Mama in dem Haus, das nachts immer draußen steht.
    Wenn jemand ihn fragte, dann antwortete er manchmal, dass er in einem Haus wohne, das nachts draußen steht. Das stimmte in gewisser Weise auch. Ein allein stehendes Haus auf dem Lande war mehr draußen als die Häuser in der Stadt. Es gab nichts in der Nähe. Man konnte um es herumgehen.
    Sicherlich stand sie noch auf der Veranda. Die Augen auf den Himmel gerichtet, der durch den Straßenstaub, den das Auto aufgewirbelt hatte, etwas dunstig geworden war.
     
    »Ihr kommt nach Hause, ehe es dunkel wird. Hörst du?«
    »Ja klar, Schwesterherz.«
    Schwesterherz. Der Junge hatte das lustig gefunden. Ein Großer, einer wie der Onkel mit Zigaretten und Schnauzbart … mit dicken Fingern, fast so groß wie sein eigener Arm, hatte der Junge gedacht, als er die Hände des Onkels auf dem Lenkrad sah. Sie schlossen sich um das Lenkrad, als wäre es eine Teetasse.
    Schwesterherz.
    »Lennart?«
    Der Junge hatte nicht geantwortet, er hatte weiter auf die Finger gestarrt, die jetzt den Zündschlüssel umfassten.
    »Lennart!«
    Der Junge hatte die Autotür geöffnet, um auszusteigen, doch die Finger hatten seinen Hemdsärmel gepackt.
    »Bleib sitzen, Junge.«
    Der Onkel hatte ihn losgelassen, das Auto gestartet, die Scheibe heruntergekurbelt.
    Diesmal keine Umarmung.
    »Er ist verdammt noch mal fast zehn«, hatte der Onkel gesagt. »Wenn es unbedingt sein muss, kannst du ihn umarmen, wenn wir wiederkommen.« Der Onkel hatte die Scheibe wieder hochgekurbelt und sie waren losgefahren.
     
     
    »Was sagst du?«
    »Fährt schon … ganz gut.«
    »Ganz gut? Die Kurbel ist vielleicht mies, aber der Motor! Hör mal hin, Lennart!«
    Er hörte hin. Es klang eigentlich so, wie es klingen sollte. Er saß zum ersten Mal in einem Auto, wenn man von dem Taxi absah, in dem ihm vor langer Zeit einmal schlecht geworden war. Er hatte ein wenig auf den Sitz gespuckt und sie hatten angehalten, damit er sich in den Schotter neben dem Auto übergeben konnte. Unten am Rad war ein Käfer gekrabbelt und er hatte versucht, ihn nicht zu treffen.
    Zum ersten Mal auf dem Vordersitz. Nach der ersten Kurve hatte der Onkel angehalten und er hatte über den Sitz nach vorne klettern dürfen. Er hatte sich umgedreht, um zu sehen, ob Mama ihnen nicht nachgelaufen war, um sie zu kontrollieren.
    Es war, als würde er in die Geheimnisse der Zukunft hinüberklettern. Ein klein wenig war es auf jeden Fall wie ein Geheimnis.
    »Isabella Borgward. Kein Chevi, aber trotzdem schick.«
    »Ja.«
    »Hör doch mal, Lennart!« Der Junge lauschte nach innen und dann nach außen. Weit weg, hinter dem Bergrücken,

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