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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Penis.
    »Das ist nichts, verheiratet zu sein. Schau dir doch bloß an, wie es deiner Mutter ergangen ist«, sagte er und sah den Jungen an. »Aber nein, davon weißt du ja gar nichts, da scheißen wir drauf.«
    Dem Jungen gefiel es nicht, wenn er so redete.
    »Nur Schwuchteln heiraten«, sagte der Onkel. »Allein kommt man besser zurecht. Sieh mich an«, er klopfte ein wenig auf das Lenkrad, »eigenes Auto und ich kann hinfahren, wohin ich will und wann ich will.« Er klopfte auf die innere Verkleidung der Fahrertür. »Es haben einige versucht, mich in den Hafen der Ehe zu locken, doch ich habe zu allen nein gesagt. Zu allen.«
    Der Junge spürte etwas Wasser aus dem Haar tropfen. Es rann die Schläfe hinab, über die Wange und landete im Mundwinkel. Es schmeckte nach nichts.
    »Schon bald werden sie versuchen, auch dich zu locken, Lennart.«
    Der Onkel zeigte auf die Flasche zwischen seinen Beinen.
    »Willst du?«
    »Nee«, sagte der Junge und schaute auf all das durchnässte Grün außerhalb des Autos. Es gab da so viele Grünschattierungen. Es schien, als gäbe es hier mehr als zu Hause.
    »Gut so, Lennart. Branntwein ist fast genauso teuflisch wie Weiber«, sagte der Onkel. »Zuerst ist es vielleicht schön, aber dann wird es nur schrecklich.« Er schraubte den Deckel von der Flasche und hielt sie hoch, betrachtete sie und verschloss sie dann wieder.
    »Es ist, wie wenn man sich einpisst. Erst ist es schön und warm, doch dann wird es klebrig und kalt.« Er schraubte den Deckel wieder ab, führte die Flasche zum Mund und trank. »Hast du dich in der letzten Zeit mal eingepisst?«, fragte er nach einer Weile und lachte etwas dabei.
    »Nee.«
    »Gut so, Lennart«, sagte der Onkel und beugte sich über der Sitz des Jungen, öffnete das Handschuhfach und holte noch mehr Zigaretten heraus.
    Sie saßen schweigend da. Ein Kuckuck rief dreimal, der Laut kam von Westen. Es hatte aufgehört zu regnen. Der Junge sah die Tropfen von den Bäumen fallen und meinte hinten im Dickicht auf der anderen Seite der Koppel ein Pferd ausmachen zu können. Ihm war, als hörte er weit entfernt einen Traktor, doch er hatte keinen Hof gesehen, seit sie von der breiteren Straße abgebogen waren.
    »Lennart?«
    »Ja?«
    »Nur damit du das auch weißt.«
    »Was?«
    »So etwas muss ein Junge schließlich wissen, je früher, desto besser. Je eher, desto besser, wie man sagt. Deine Mutter sagt dir bestimmt nichts«, meinte der Onkel und zuckte zusammen, als würde er von einem kurzen Lachen geschüttelt. »Es ist gut, vorbereitet zu sein, Lennart«, fuhr er fort, »aber all das andere hat keine Eile. Es hat keine verdammte Eile damit, groß zu werden.«
    Der Junge nickte.
    »Es ist nichts Besonderes, groß zu sein.«
    Der Junge nickte.
    »Verstehst du?«
    Der Junge nickte wieder.
    »Gut so, Lennart.«
     
    Der Junge stand am Gatter. Die Wolke war nach Süden gezogen, über die Straße hinweg, auf der sie gekommen waren. Die Sonne war stärker als je zuvor, so schien es ihm jedenfalls, und er wandte das Gesicht in die Sonne. Sie war jetzt ganz rot und das hieß, dass sie gleich untergehen würde.
    Er hoffte, dass die Pferde zurückkommen würden, doch das war bisher nicht geschehen.
    Er dachte an die Bilder mit den Frauen ohne Kleider, die der Onkel ihm gezeigt hatte. Sie hatten ihm nicht gefallen, doch auf irgendeine Weise waren sie … mystisch gewesen, wie wenn man an einen Ort kommt, von dem einem alle sagen, dass man ihn nicht betreten dürfe. Da will man dann einen Augenblick verweilen.
    Der Onkel hatte gesagt, dass sie ihm nicht gefielen, doch er hatte gesehen, dass das nicht stimmte. Er war rot im Gesicht geworden.
    Der Onkel hatte die Lampe im Autodach ausgeschaltet, war aus dem Auto ausgestiegen und dann hinten wieder eingestiegen, hatte sich auf den Rücksitz gelegt und gesagt, dass er sich nur einen Augenblick ausstrecken würde. Er hatte zu dem Jungen gesagt, dass er an der Koppel Wache halten solle und aufpassen, dass die Pferde nicht wieder über die Prärie gerannt kommen und über das Gatter springen und das Auto umringen würden.
    Der Junge wartete, doch die Pferde kamen nicht.
    Er ging ein Stück den Weg hinunter und hörte die Grillen am Wegesrand zirpen. Es war laut. Er sah ein grünes Etwas über den Weg hüpfen und im Graben verschwinden.
    Er setzte sich auf einen großen Stein ein paar Meter vom Weg entfernt und dachte, dort hinten, wo vier Wacholderbüsche dicht beieinander standen, da könnte man Querholz und Äste

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