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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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immer eine Bedrohung für sie darstellen. Er konnte jederzeit auf einem Polizeirevier erscheinen, erzählen, was er wußte, und Conklin den Mord anhängen.
    Allerdings begriff Fox nicht, daß Mittel genauso verschlagen und heimtückisch war. Das mußte er dann ein Jahr später auf dem La Brea Boulevard erfahren.
    Fox’ Motiv war klar. Was Meredith betraf, war Bosch sich nicht sicher. Mochte sie es aus den Gründen getan haben, die Bosch rekonstruiert hatte? Hatte die Aussicht, von ihrer Freundin verlassen zu werden, sie rasend gemacht? Er hatte das Gefühl/daß ihm noch ein letztes Stück vom Puzzle fehlte. Meredith Roman bewahrte das letzte Geheimnis, und er würde zu ihr gehen müssen.
    Ein eigenartiger Gedanke tauchte hinter all diesen Fragen auf. Marjorie Lowe war um Mitternacht umgebracht worden. Fox erhielt den Anruf im Spielsalon ungefähr vier Stunden später. Bosch nahm an, daß Merediths Apartment der Tatort war. Was hatte sie dort vier Stunden lang getan? In einem Raum mit der Leiche ihrer besten Freundin, die sie gerade umgebracht hatte?
    »Detective?«
    Bosch verscheuchte seine Gedanken und wandte seine Aufmerksamkeit Hirsch zu, der am Tisch saß und nickte .
    »Haben Sie etwas?«
    »Volltreffer.«
    Bosch nickte nur.
    Die Bestätigung betraf nicht nur die Fingerabdrücke. Sie zeigte auch, daß alles, was er im Leben für wahr erachtet hatte, genauso falsch sein konnte wie Meredith Roman.

49
    D er Himmel hatte die Farbe von Ninhydrinfluten auf weißem Papier. Keine Wolke war zu sehen, und das düstere Violett verfinsterte sich immer mehr mit der hereinbrechenden Nacht. Bosch dachte an die Sonnenuntergänge, von denen er Jazz erzählt hatte, und stellte fest, daß sogar das eine Lüge gewesen war. Alles war eine Lüge.
    Er parkte den Mustang vor Katherine Registers Haus. Noch eine Lüge. Die Frau, die hier lebte, war Meredith Roman. Der Namenswechsel hatte ihre Tat nicht ungeschehen gemacht, hatte sie nicht reingewaschen.
    Von der Straße aus waren keine Lichter, kein Lebenszeichen zu sehen. Er war darauf eingestellt zu warten, aber er wollte nicht mit seinen quälenden Gedanken allein im Wagen sitzen. Er stieg aus, ging über den Rasen zur Veranda und klopfte an.
    Während er wartete, nahm er eine Zigarette aus der Packung und wollte sie gerade anstecken, als er innehielt. Ihm war schlagartig aufgegangen, daß es sein Reflex war, an Tatorten zu rauchen, wo Leichen schon stark verwest waren. Er hatte instinktiv reagiert, bevor er den Geruch, der aus dem Haus kam, bewußt wahrgenommen hatte. Draußen vor der Tür war er kaum bemerkbar, aber er war da. Er schaute auf die Straße und sah niemanden. Er wandte sich wieder um und drehte am Türknopf. Er bewegte sich. Als er die Tür öffnete, strömte ihm kalte Luft und der Leichengeruch entgegen.
    Im Haus herrschte Stille, das einzige Geräusch kam aus dem Schlafzimmer, wo die Klimaanlage brummte. Dort fand er sie. Er sah gleich, daß Meredith Roman schon mehrere Tage tot war. Ihre Leiche lag im Bett. Die Laken waren bis unters Kinn gezogen. Nur ihr Gesicht war sichtbar – das, was noch davon übrig war. Bosch wandte seine Augen schnell ab. Die Verwesung war weit fortgeschritten, und er schätzte, daß sie seit dem Tag tot war, an dem er sie besucht hatte.
    Auf dem Nachttisch neben dem Bett standen zwei leere Gläser, eine halbleere Wodkaflasche und eine leere Dose Tabletten. Bosch beugte sich hinunter, um das Etikett zu lesen. Es waren Schlaftabletten, die für Katherine Register verschrieben worden waren. Jeweils eine vor dem Schlafengehen.
    Meredith hatte sich ihrer Vergangenheit gestellt und sich ihre Buße auferlegt. Sie war in den dunklen Nachen des Todes gestiegen. Es war nicht seine Aufgabe, die Todesart festzustellen, aber es sah nach Selbstmord aus. Er wandte sich zur Kommode, weil er sich an die Papiertaschentücher erinnerte – er mußte seine Spuren verwischen. Neben den Fotos in Goldrahmen entdeckte er ein Kuvert, auf dem sein Name stand.
    Er nahm es, steckte sich ein paar Papiertaschentücher ein und verließ das Zimmer. Im Wohnzimmer drehte er das Kuvert um, um es zu öffnen, und stellte fest, daß es schon aufgerissen worden war. Er nahm an, daß Meredith es vielleicht geöffnet hatte, um noch einmal zu lesen, was sie geschrieben hatte. Vielleicht waren ihr auch Zweifel gekommen, ob sie ihr Vorhaben durchführen sollte. Er dachte nicht weiter darüber nach und zog den Brief heraus. Er war eine Woche vorher datiert worden. Mittwoch. Sie

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