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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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sich darauf stützte.
    Seine Unbekümmertheit ärgerte sie. Wie konnte er in einer solchen Situation nur sein Spiel mit ihr treiben? Sie hatte große Lust, sogleich wieder kehrtzumachen. Doch das tat sie nicht.
    »Wieso bist du nicht zum Haus gekommen?«, fragte sie gebieterisch.
    »Seit wann nimmt ein
Morani
Anweisungen von einem Mädchen entgegen?«
    »Du hättest nach all dieser Zeit wenigstens mit mir reden können.«
    »Es gab nichts zu bereden.«
    »Oh«, entfuhr es ihr, und sie musste gegen ihre Wut und ihre Enttäuschung ankämpfen. »Wohin wirst du jetzt gehen?«, fragte sie in gemäßigterem Tonfall.
    »Nach Ngatet. Ich muss mit meinen Il Tuati und den anderen sprechen.«
    »Dann liegt ein langer Weg vor dir.«
    »Ja.«
    »Hast du genug zu essen bei dir?«
    »Es wird reichen.«
    »Und Wasser?«
    »Ja.«
    Sie zerbrach sich den Kopf, was sie noch sagen konnte, damit er ein wenig länger blieb, aber es wollte ihr einfach nichts einfallen. »Nimm mich mit«, sagte sie schließlich.
    Er blieb so lange stumm, dass sie schon glaubte, er würde ihren Vorschlag ignorieren.
    »Nein«, sagte er.
    Sie verspürte den lächerlichen Drang, sich auf ihn zu stürzen und ihn zu ohrfeigen. Sie wusste, dass es sinnlos wäre, mit ihm darüber zu streiten, und rief sich in Erinnerung, dass die
Moran
es nicht gewohnt waren, wenn eine Frau ihnen widersprach. Die Bedrohung ihrer Autorität kam einer Beleidigung ihres Kriegerstandes gleich.
    »Wann wirst du wiederkommen?«
    »Wenn es vorbei ist. Vielleicht.«
    »Vielleicht?«, wiederholte sie und musste erneut gegen die in ihr aufsteigende Wut ankämpfen. Sie wandte ihm den Rücken zu, um ihre Verärgerung auszudrücken. Als sie sich wieder umdrehte, war er verschwunden.
     
    Ole Sadera stand vor den versammelten Kriegern der Il Tuati, zögerte seine Ansprache aber noch ein wenig hinaus, um die gespannte Erwartung zu steigern.
    Dies war das Treffen, das er angedroht hatte, als er während der Unterredung mit Mantira davongestürmt war. Damals war er zornig gewesen und schockiert über die Behauptung seines Freundes, dass ihn die Massai bei seinem Kampf um ihr Land nicht unterstützen würden. Zu der Zeit hatte er geglaubt, er könne allein tun, was getan werden musste, doch inzwischen war er sich der Wichtigkeit bewusst, seine Leute hinter sich zu wissen, wenn er vor Gericht kämpfte.
    Dabei ging es um mehr als moralische Unterstützung. Morrison hatte ihm erklärt, wie wichtig es war, dass Ole Sadera Zeugen fand, die vor dem Richter aussagten. Menschen, die die Sitten und Gebräuche der Massai kannten und in der Lage waren, zu erklären, welche Bedeutung die Beziehung zu ihrem Land für die Massai hatte.
    Und dann war da noch die Sache mit der Bezahlung. Ole Sadera benötigte Rupien, die er nicht besaß, und er hatte auch nicht genug Rinder, um sie zu beschaffen.
    Während seines langen Weges nach Ngatet hatte er Gelegenheit gehabt, über diesen Moment nachzudenken, sich seine Worte sorgfältig zu überlegen. Er begriff, dass seine Leute Angst hatten. Ihre Welt war auseinandergerissen worden. Die Tage, in denen sie ihre Rinder ohne Angst oder Bedrohung überall grasen lassen konnten, gehörten der Vergangenheit an. Sie hatten mit ansehen müssen, wie ihre Überlegenheit dahinschwand und die Weißen sie schließlich vor sich hertrieben wie Vieh, sie von einem Ort zum anderen scheuchten. Er wusste, dass die Massai nur gemeinsam stark sein würden, wie sie es in all ihren Schlachten bewiesen hatten. Seine Il Tuati besaßen immer noch genügend Kampfesmut. Seine Aufgabe bestand nun darin, sie in eine neue Art des Kampfes zu führen. Wenn es ihm gelänge, die
Moran
zu überzeugen, würden die Ältesten nicht widersprechen.
    Er hatte mit Absicht die Dämmerung gewählt, denn es war eine Zeit, in der, wie die Massai glaubten, die Geister auf der Suche nach Frieden umherzogen. Eine Zeit, in der die Menschen vorsichtig waren mit dem, was sie sagten, denn auch wenn man sie nicht sehen konnte, so waren die Geister nicht taub.
    Die langen Schatten der Krieger fielen auf seine Füße, als sich die rote Sonne der Hügelkette näherte. Ihre Gesichter befanden sich im Schatten, aber Ole Sadera war es wichtiger, dass sie sein Gesicht sahen. Er holte tief Luft.
    »Männer der Purko«, begann er mit einer Stimme, die alle erreichte, »ihr kennt mich. Ich bin Parsaloi Sadera. Ich bin euer Bruder. Ich bin gekommen, um die Hilfe der Il Tuati zu erbitten. Wir haben unsere Feinde in der Vergangenheit mit

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