Der letzte Massai
um zu begreifen, dass zwei verschiedene Geräusche aus den dunklen Tiefen des Lagerraumes kamen. Während er versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen und sich zu konzentrieren, erkannte er, dass die Geräusche nahe waren und sich von verschiedenen Seiten dem Bett näherten.
Er ließ seine Hand über die Matratze gleiten, um sein
Simi
zu finden, und zog es vorsichtig aus der Scheide. Dann blieb er still liegen und lauschte auf weitere Geräusche. Wenn er den einen Eindringling zu früh angriff, riskierte er damit einen Gegenangriff des anderen.
In der völligen Stille war er in der Lage, die sich nähernden Geräusche nackter Füße und das leise Rascheln von Baumwollgewändern zu verfolgen. Er erkannte, dass er möglicherweise einen Vorteil aus einem glücklichen Umstand ziehen konnte. Der Nähere der beiden würde die Linie zwischen der Stelle, wo er lag, und dem Dachfenster kreuzen müssen, bevor er das Bett erreichte.
Der Umriss einer Gestalt tauchte zum Angriff bereit über ihm auf. Ole Sadera rollte sich auf eine Seite, als das Messer auch schon in die Matratze gerammt wurde, wo er vor einem Augenblick noch gelegen hatte. Der Massai packte den Messerarm seines Angreifers, und der stieß ein überraschtes Grunzen aus, als Ole Sadera sein
Simi
in die ungeschützte Achselhöhle des Mannes rammte. Ein lauter Schmerzensschrei folgte, und sein Angreifer stürzte, den
Simi
in seinem Arm steckend, davon.
Sobald Ole Sadera von seinem ersten Angreifer abgelassen hatte, sprang er auf die Füße, und der zweite Mann, der größer war als der erste, ging auf ihn los. Der Größenunterschied bereitete ihm keine Sorge, denn schon als Kind hatte er sich immer gegen größere Jungen wehren müssen, aber der Mann war bewaffnet. Ole Sadera ahnte, dass er die Waffe in seiner rechten Hand trug, daher bewegte er sich auf diese Seite und erschwerte es so dem langschneidigen Messer, sein Ziel in der Dunkelheit zu finden. Nachdem er seinem Angreifer einige vergebliche Versuche erlaubt hatte, ihn zu treffen, bewegte er sich rasch auf ihn zu, packte das Handgelenk des Mannes und schlug seinen Arm auf sein Knie. Zufrieden nahm er das Knacken zur Kenntnis, als einer der Unterarmknochen brach. Der Mann heulte auf, ließ das Messer zu Boden fallen und stürzte zur Tür hinaus, durch die sein Partner bereits geflohen war.
Ole Sadera sank keuchend auf das Bett. Das Herz pochte ihm in der Brust, und er spürte, wie Wut in ihm aufstieg. Wenn die Männer geschickt worden waren, um ihn zu vertreiben, so war er empört, dass sie glaubten, er würde sein Anliegen wegen solch kindischer Methoden aufgeben.
Aber in die Wut mischte sich auch eine gewisse Erleichterung. Wenn er nichts weiter zu fürchten hatte als einen Anschlag in der Nacht, so war er davon überzeugt, dass er überleben würde, bis er an Bord des Schiffes ging. Aber er wusste, dass diese Hoffnung vergebens war. Der Überfall diente nicht bloß dazu, ihm Angst einzujagen. Es handelte sich um einen ernsthaften Versuch, ihn zu töten. Die Verschwörer würden es erneut versuchen, daran bestand kein Zweifel. Er musste in diesen letzten Tagen in Mombasa vorsichtiger sein.
Die Warnung des alten Massai in den Rabai-Bergen kam ihm wieder in den Sinn. Ole Sadera sah in seiner Fantasie ein kleines Segelschiff vor sich, Meilen von jedem Land entfernt, das in einer mondlosen Nacht durch die mächtigen, schwarzen Gewässer schlingerte. Irgendwo an Bord versteckte sich ein Meuchelmörder, der auf eine günstige Gelegenheit wartete. Ein Körper, betäubt und gefesselt, wurde über Bord in die unergründlichen Tiefen des Ozeans geworfen. Er sank rasch, verschwand auf Nimmerwiedersehen.
Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, doch nun war er vor Angst in kaltem Schweiß gebadet. Er wischte sich über die Stirn und spürte plötzlich etwas Warmes auf seiner Brust. Als er die Stelle mit seinen Fingerspitzen untersuchte, verspürte er einen stechenden Schmerz, und als er seine Hand wegzog, war sie feucht und klebrig vor Blut.
David Morrison zog das Jackett vorsichtig über Ole Saderas Schultern. »So«, sagte er. »Ich hoffe, dass Ihr Verband jetzt nicht verrutscht ist.«
»Nein, es ist alles gut«, erwiderte Ole Sadera. Er hatte seine Verletzung damit erklärt, dass er sich beim Schärfen eines Speeres mit dem
Simi
verletzt hatte. Morrison hatte viel Aufhebens darum gemacht und darauf bestanden, dass er einen Doktor aufsuchte, der die Wunde nähte und verband.
Morrison blieb hinter ihm
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