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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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heftige Tritte und schaffte es trotz Schock und Schmerzen, mich auf die Beine zu kämpfen.
    Im Maschinenraum fand ich einen Kanister Benzin. In der unbenutzten Kombüse fand ich ein Streichholzbriefchen. Ich zündete sie alle an und stolperte in den kalten Regen hinaus, warf mich der Länge nach auf eine schmale Holzpier und wartete darauf, dass die Sonne aufging, gespannt, was zuerst passieren würde: ob mich die örtliche Polizei finden oder Unterkühlung, Schock und meine Verletzungen mich erledigen würden.

Congreve
    Da gab es einen Narren,
der betete sie an
(so wie du und ich),
dabei war sie nur Lumpen, Knochen
und ein Büschel Haar.
(Wir hießen sie die Frau,
die herzlos war),
der Narr hingegen
nannte sie seinen lieben Schatz.
    Rudyard Kipling, Der Vampir

 

4. Zwanzig Jahre später:
    Pennsylvania State Trooper Laura Caxton zog die Warnfackel auseinander, bis rote Funken auf den Leder-Ellbogen ihrer Uniformjacke sprühten. Sie warf die knisternde Fackel auf die Straße und drehte sich um. Sie spürte etwas in ihrem Rücken, eine Präsenz, und in dieser Nacht hatte sie genügend Gründe, ausgesprochen nervös zu sein.
    Der Mann hinter ihr trug einen hellbraunen Trenchcoat über einem schwarzen Anzug. Sein Haar hatte die Farbe von Stahlwolle und war kurzgeschnitten. Er schien in guter Form zu sein, war aber garantiert mindestens sechzig Jahre alt. Vielleicht sogar siebzig. Um vier Uhr morgens konnten die Einkerbungen in seinem Gesicht im Schein der Warnfackeln genauso gut Falten wie Narben sein. Seine Augen wurden von dicken Lidern beschattet, und der Mund war nur ein schmaler Strich.
    »Guten Abend«, sagte er mit einer etwas heiseren Stimme. Sein Gesicht geriet in Bewegung. Als würde man eine billige Straßenkarte aus einer Tankstelle entfalten. Er lächelte, die Sorte Lächeln, die man einem Kind schenkte, das man nicht ausstehen konnte. Das Lächeln ließ seine winzigen Augen endgültig verschwinden. »Sie tragen kein Abzeichen an ihrer Uniform«, fuhr er fort, und es klang, als hätte sie vergessen, sich hinter den Ohren zu waschen.
    »Wir tragen keine«, erwiderte sie. Der Kerl fing an, sie richtig sauer zu machen. »Das gute Betragen eines Polizisten ist das einzige Abzeichen, das er braucht«, zitierte sie mehr oder weniger das, was man ihr als Kadett beigebracht hatte. Der schwarze Anzug und der Trenchcoat verrieten ihn sofort als Federal Agent einer Bundesbehörde – auf seinem Rücken hätte genauso gut in großen weißen Buchstaben »FED« stehen können –, aber sie musterte seine Brust und entdeckte sein Abzeichen, einen fünfzackigen Stern in einem Kreis. Das Abzeichen des U. S. Marshals Service. »Der Sergeant hat gesagt, er wollte das FBI rufen.«
    »Und die haben mich angerufen – genau, wie sie sollten. Ich wohne nur ein paar Stunden von hier entfernt, und man könnte sagen, ich habe sehr lange auf das hier gewartet. Halten Sie mich also bitte nicht noch länger hin. Bei meinem Eintreffen hat Ihr Sergeant mir gesagt, wo ich Sie finde. Er sagte, Sie wären die letzte Augenzeugin.«
    Caxton nickte. Sie nahm den breitkrempigen Uniformhut ab und kratzte sich am Kopf. Müdigkeit und Schock wetteiferten darum, wer sie zuerst zwingen würde, sich hinzusetzen. Bis jetzt hatte sie beide erfolgreich bekämpft. »Das ist wohl richtig.« Sie streckte die Hand aus. Vielleicht rührte ihre Abneigung gegen diesen Mann ja daher, wie sehr sie diese ganze Nacht verabscheute.
    Er ergriff die Hand nicht. Stand einfach da, als wäre er gelähmt. »Ich bin Special Deputy Arkeley, wenn es das ist, was Sie wissen wollen. Können wir jetzt anfangen und uns später um die Höflichkeiten kümmern?«
    Vielleicht war er auch einfach nur ein Arschloch. Sie zuckte mit den Schultern und schob sich an ihm vorbei, in der Annahme, dass er ihr schon folgen würde. Als sie den Kamm des Hügels erreicht hatte, drehte sie sich um und zeigte auf die Straßensperre direkt vor der Auffahrt zur Mautstraße. Das Mobil für die Alkoholkontrolle stand im Moment verlassen mitten auf der Straße. Die orangefarbenen Blitzlichter auf dem Sperrbock stachen in die Dunkelheit, ihr Schein zuckte um die abgestorbenen Äste, die sich über die Straße beugten. Das Flackern ließ Caxtons Augenhöhlen schmerzen.
    »Wir sind Troop T von der Highway Patrol, zuständig für die Autobahn und dergleichen. Auf so etwas waren wir nicht vorbereitet.«
    Er sah nicht aus, als würde ihn das irgendwie interessieren.
    Sie fuhr fort: »Drei Beamte und

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