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Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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vorzieht. Er erkennt, um wieviel kostbarer ein Strahl des Feuerleuchtens einer Explosion, ein Ohrvoll vom Krach eines richtigen Donners wiegt als ein Korps von krüppeligen Policemen. Ein Artist ignoriert alle Regierung, bricht mit aller Konvention. Der Poet entflammt sich einzig am Chaos. Wenn dem nicht so wäre, dann wäre das poetischste Ding von der Welt die Untergrundbahn.«
    »Dem ist so«, sagte Mr. Syme.
    »Blödsinn!« sagte Gregory, der sehr vernunftgemäß tat, sowie ein anderer etwas Paradoxes versuchte. »Warum schauen all die Schreiber und Kanalarbeiter in den Eisenbahnen so verdrießlich und ermüdet, so sehr verdrossen und ermattet aus – warum? Ich wills Ihnen sagen. Darum, weil sie wissen, daß der Zug richtig fährt. Darum, weil sie wissen, daß, für was für eine Station sie immer ein Billett gelöst haben mögen ... daß sie diese Station erreichen werden. Darum, weil ... nachdem sie Sloan Square passiert haben ... weil sie wissen, daß die nächste Station Viktoria sein muß – und nichts und nichts und nichts als Viktoria. Oh, oh, denken Sie sich nur mal diese tolle Verzückung! Wie ihre Augen zu Sternen würden und ihre Seelen neu im Paradiese wandelten, wenn die nächste Station auf ganz unerklärliche Weise mit einemmal Baker Street wäre!«
    »Sie sind es, Sie, die unpoetisch sind«, erwiderte der Poet Syme. »Wenn das wahr ist, was Sie von jenen Bureauangestellten sagen, so sind diese nur ebenso prosaisch wie Ihre Poesie. Das Feine, Unerhörte, das triff; – das Rohe, Alltägliche, das fehl! Wir fühlen, es ist heroisch, wenn der Mensch mit einem kühnen Pfeil einen weit entfernten Vogel trifft. Ja, ist es denn nicht ebenso heroisch, wenn ein Mensch mit Hilfe eines kühnen Dampfrosses eine weit entfernte Bahnstation nicht verfehlt? Alles Chaos ist trostlos; weil ja im Chaos der Zug in der Tat ganz und gar irgendwo hinfahren würde, nach Baker Street oder nach Bagdad. Aber der Mensch ist ein Magier; und all seine Magie ist diese: er sagt Viktoria und sieh da, sieh da! es ist Viktoria. Nein, nein, nein, nein, behalten Sie fein Ihre Bücher von all Ihrer Poesie und Prosa – und lassen Sie mir meinen Eisenbahnfahrplan, lassen Sie mich ihn lesen unter Tränen der Rührung und des Stolzes. Behalten Sie nur bloß Ihren Byron, der die Schlappen der Menschheit feiert; und geben Sie mir das Kursbuch, darin auf Stunde und Minute der Menschheit Siege verzeichnet stehen. Geben Sie mir das Kursbuch, bitte, so geben Sie es doch her!«
    »Fahren Sie fort?« fragte Gregory sarkastisch.
    »Ich sage Ihnen, ich sage Ihnen«, fuhr Syme mit Eifer fort, »daß ich allemal, sowie ein Zug ankommt, fühle, fühle: daß er Breschen schlug in die Belagerer – fühle, fühle: der Mensch erfocht einen neuen Sieg über das Chaos. Sie schätzen es gering, Sie halten es für mehr als selbstverständlich, daß einer, wenn einer Sloan Square verlassen hat, nach Viktoria kommen muß. Ich aber sage Ihnen: daß einer statt dessen tausend andere Dinge tun könnte ... und daß ich allemal, wenn ich wirklich dahin gelange, das Gefühl habe: ich bin mit knapper Not davongekommen. Und wenn ich den Schaffner sodann »Viktoria« schreien höre, so klingt das absolut nicht so mir nichts dir nichts. Da schreit für mich, da schreit für mein Gefühl ein Herold: Sieg. Das klingt für mich in der Tat: »Viktoria, Viktoria!« Da siegt Adam, Adam!«
    Gregory schüttelte sein schweres rotes Haupt und lächelte verdrossen und kläglich.
    »Und dann«, sagte er, »dann fragen wir Poeten immer die Frage: ›Ja was ist denn dieses Viktoria nun, das wir da haben? Hm?‹ Sie meinen, Viktoria, das sei Neu-Jerusalem. Wir aber wissen, daß Neu-Jerusalem nur wieder – Viktoria sein wird. Der Poet wird sogar auf den Wegen im Himmel noch der Mißvergnügte sein. Der Poet ist ewig in Revolte.«
    »Dorten wieder«, sagte Syme, »was ist dorten poetisch, um in Revolte zu sein? Da könnten Sie ebensogut behaupten, es sei poetisch, seekrank zu sein. Krank sein, das ist eine Revolte. Beides: krank sein und rebellisch sein, das mag in gewissen desparaten Lebenslagen gesund sein. Aber ich will gehängt sein, wenn ich einsehen soll, warum sie poetisch sein sollen. Empörung – abstrakt – ist – einfach – empörend. Es ist rein zum Kotzen.«
    Das Mädchen fuhr leicht zusammen bei diesem gemeinen Ausdruck. Aber Syme war zu sehr in der Hitze, um sich vor ihr zusammenzunehmen.
    »Das Richtiggehende«, schrie er, »das – das ist das Poetische! Unsere

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