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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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Vorwürfen freigesprochen. Von den Gräbern auf der Insel hatte niemand etwas erfahren.
    Dann hatte Tom Becky alles berichtet, was er über Dobbins herausgefunden hatte. Und er hatte ihr außerdem alles über seine Zeit beim Präsidenten erzählt. Seit die Artikel über ihn und Dobbins erschienen waren, erfuhr der Chronicle einen Auflagenrekord nach dem anderen.
    Tom hatte außerdem mit Richter Thatcher nochmals Dobbins’ Keller durchsucht, und gestern waren sie in die Höhle zurückgekehrt und hatten die sterblichen Überreste von Fanny George und Gracie Miller gefunden. Verscharrt in einer Kaverne.
    Hollis war ihm manchmal wie eine schwache Erinnerung vorgekommen, wie ein Traum aus einer Zeit, als er nicht geträumt hatte. Jetzt aber stand der Hund am Waldrand und schien seltsam unschlüssig, ob er zu Tom kommen sollte oder nicht.
    Tom steckte Daumen und Zeigefinger in den Mund und pfiff nach ihm. Hollis rannte freudig auf ihn zu, doch als er vor der Kirche angekommen war, sprang er nicht an Tom hoch oder schnappte nach dessen Hosenaufschlägen, wie er es sonst immer getan hatte. Er wurde langsamer, blieb einige Schritte von Tom entfernt stehen, setzte sich und legte den Kopf schräg, als würde er Tom eingehend mustern.
    »Was ist, Hollis? Sagst du mir nicht guten Tag?«
    Tom kniete sich hin und hielt Hollis die Hand hin, um ihn zu locken. Doch Hollis blieb, wo er war. Er winselte leise, drehte den Kopf zum Wald.
    »Was ist los, Kleiner? Kennst du mich nicht mehr?«
    Hollis wandte sich wieder zu Tom und blickte von unten zu Tom auf. Seine Augen waren groß. Dann ließ er den Kopf sinken.
    Hinter Tom öffnete sich die Tür der Kirche. »Sag mal, spielst du hier mit deinem Hündchen, oder kommst du endlich rein? Die ganze Gemeinde wartet auf dich. Du willst doch nicht wieder abhauen, oder?«
    Tom blickte in das hässlichste Gesicht, das man sich vorstellen konnte. Cooper hatte sein Bestes gegeben und offensichtlich von den Erfahrungen auf den Schlachtfeldern gelernt, doch Joe Harpers Gesicht blieb eine offene Wunde mit einer schiefen, verstümmelten Nase und mit einem ausgefransten Loch, wo einmal sein Mund gewesen war. Über dem linken Auge trug er eine Klappe, und das war vermutlich auch besser so.
    Cooper hatte Joe Harper schon aufgegeben gehabt, als Saul Jones diesem gleichsam auf dem Sterbebett zur Wiederwahl gratulierte. Die Nachricht hatte besser gewirkt als jede Medizin, die Cooper ihm hätte geben können. Joe stemmte sich im Bett hoch und reckte die Faust in die Höhe, um gleich darauf wieder in die Laken zu sinken und die drei folgenden Tage in einem Opiumrausch zu verbringen, in den Cooper ihn versetzte. Er war wieder Sheriff von St. Petersburg und ganz sicher der abstoßendste der ganzen Vereinigten Staaten.
    Joe hatte sich die Beisetzung von Gracie Miller, der besten Freundin seiner Schwester Susie, erspart, weil er kaum gehen konnte, was jeder verstand, der gerade eben mit Tom und Pfarrer Sprague auf dem Friedhof gewesen war. Jetzt humpelte er jedoch auf Krücken zu Tom, packte ihn am Kragen und zog ihn mit sich. »Na komm schon, Junge. Ich weiß, es tut weh, aber dein Bruder wird dir nie verzeihen, wenn du jetzt nicht da reingehst.«
    Tom lächelte, ließ sich bereitwillig mitziehen und wandte sich am Portal noch einmal um. Hollis saß nicht mehr vor der Kirche. Er war zum Waldrand zurückgelaufen und verschwand zwischen den Bäumen. Wehmütig blickte Tom ihm nach. Irgendetwas sagte ihm, dass er den Hund nicht wiedersehen würde.
    Schweigend betrat er hinter Joe Harper die Kirche. Die Bänke waren bis auf den letzten Platz besetzt, und die Orgel schmetterte so laut, dass die Scheiben zitterten.
    Sid saß in der ersten Reihe.
    Am Revers seines makellosen schwarzen Anzugs hing ein kleines Sträußchen, und als Tom sich neben ihn setzte, verzog Sid säuerlich den Mund. »Zu spät. Wie immer«, flüsterte er zischend.
    »Halt die Klappe, Sid«, gab Tom zurück. Er schluckte, als plötzlich die Tür zur Sakristei aufging und Pfarrer Sprague herauskam. Richter Thatcher folgte ihm in einem eleganten Cut und führte Becky an seinem Arm in die Kirche.
    Sie sah umwerfend aus. Das lange weiße Kleid mit den Spitzen und den aufgenähten kleinen Rosen betonte dezent ihre weiblichen Formen und ließ sie gleichzeitig groß, elegant und damenhaft wirken. Ihre Schleppe wurde von zwei kleinen Mädchen getragen, die immer wieder kicherten.
    Becky hob den zarten Schleier, den sie über dem Gesicht trug, und Tom sah,

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