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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Aber hier handelte es sich um das nördliche Tiefland von Yucatán. Delaney stellte rasch einige Berechnungen an. Solche Objekte oder Hügel mitten im bekanntlich völlig flachen Teil des Regenwaldes von Yucatán? Was zum Teufel war da los?

4
     
    »In unserem letzten Bericht geht es um etwas sehr Altes, das mit modernen Mitteln wiederentdeckt wurde. Von der Raumfähre ›Atlantis‹ empfangene und kontrastverstärkte Fotos lassen vermuten, daß sich in einem unzugänglichen Teil der mexikanischen Halbinsel Yucatán ein ausgedehntes Gebiet mit bisher unbekannten Maya-Ruinen befindet. Der Regenwald ist dort dicht und undurchdringlich, so daß es wahrscheinlich Monate dauern wird, bevor eine erste Bewertung der Ruinen vorliegt. Ein Sprecher der mexikanischen Regierung gab zu verstehen, die vermutete Größe der Ruinen könnte sogar den Pyramiden, Palästen und Tempeln des legendären Chichén Itzá Konkurrenz machen. Dan Rather sprach CBS-Nachrichten. Guten Abend.«

5
     
    St. Thomas, Jungferninseln
     
    Dem Besucher entging nicht, daß die Sammlung um einige Gegenstände – kleine Tonfiguren, Keramik und Masken – erweitert worden war. Alles authentische, teure und auf illegalem Weg beschaffte Beispiele uralten Maya-Kunsthandwerks. »Die Frau ist verschwunden.«
    »Was?« Der alte Mann, bisher abgelenkt durch die Befestigung eines Tropfs an seinem Arm, riß den Kopf hoch. »Verschwunden? Sie haben mir versichert, daß es unmöglich wäre.«
    »Das dachte ich«, sagte der blonde Mann ernst. »Sie wurde so gut bezahlt und so großzügig behandelt, daß eine Flucht völlig unvorstellbar war.«
    Der Alte blickte finster drein, der dünne Körper war starr vor Wut. Er saß auf einem Ledersessel in der Luxuskabine seiner sechzig Meter langen Jacht und richtete sich ächzend auf. Seine hagere Gestalt mit den durch die Brille stark vergrößerten Augen, dem verkniffenen Gesicht und dem buschigen weißen Haar beherrschte die Kabine, obwohl er nicht groß war. »Die menschliche Natur. Verdammt, damit haben Sie schon immer Schwierigkeiten gehabt. Taktisch sind Sie hervorragend, aber Ihr Einfühlungsvermögen ist so unterentwickelt, daß Sie nicht begreifen …«
    »Sie fühlte sich einsam«, sagte der Mann mit dem kalten Blick. »Das habe ich ihr angesehen. Meine Leute haben sie überwacht, damit sie keine Dummheiten macht. Ihr Dienstmädchen, der Butler, der Chauffeur, der Portier im Apartmenthaus in Manhattan – sie alle haben für mich gearbeitet. Jeder Ausgang des Gebäudes wurde rund um die Uhr überwacht. Wenn sie bei seltenen Gelegenheiten ausgehen durfte, wurde sie beschattet.«
    »Trotzdem gelang es ihr, sich davonzumachen«, schnarrte der Alte und seine Nasenflügel weiteten sich vor Hohn. »Sie sind schuld!« Er deutete mit dem knochigen rechten Zeigefinger auf den anderen. »Von ihr hängt alles ab. Wie um Gottes willen ist das passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Es geschah gestern nacht. Zwischen zwei, als das Mädchen sie zum letzten Mal sah, und morgens, als man nach ihr sehen wollte. Als ich davon erfuhr, wollte ich es Ihnen lieber persönlich mitteilen und nicht per Telefon. Ich habe die erste verfügbare Maschine genommen.«
    Der alte Mann kniff die Augen zusammen. »Hat sie Zugang zu ihrem Konto?«
    »Nein. Da ihr jeder erdenkliche Komfort zur Verfügung stand, brauchte sie kein Geld. Folglich wußte sie nicht, daß die ihr vorgelegten Rechnungen über Honorarzahlungen zu einem Konto gehörten, für das beim Abheben auch meine Unterschrift nötig ist. Sie kommt nicht an das Geld ran.«
    »Schmuck?«
    »Sie hat alles mitgenommen. Allein die Diamantenkette ist theoretisch vierhunderttausend Dollar wert. Allerdings sind die Klunkern nicht echt. Im Raum New York City gibt es nur bestimmte Unternehmen, die so etwas ankaufen könnten. Und da sie nicht weiß, daß es eine Imitation ist, wird sie dort aufkreuzen. Meine Leute liegen auf der Lauer.«
    Der Alte runzelte die Stirn. »Nehmen wir an, sie verschafft sich Geld – und wahrscheinlich gelingt ihr das. Wohin geht sie? Welche Möglichkeiten hat sie?«
    »Sie wäre verrückt, wenn sie zu ihrer bisherigen Lebensweise zurückkehren würde. Sie muß damit rechnen, daß wir ihre Verwandten, ihre Freunde und Geschäftspartner überwachen, Telefone anzapfen und so weiter. Wenn sie clever ist, taucht sie unter.«
    »Wenn sie vor der Einsamkeit geflohen ist, dann taucht sie ganz bestimmt nicht unter. Sie braucht Freunde. Sie braucht die Sicherheit und Erfüllung eines

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