Der Mann zweier Welten
Materie durch das Tor transportiert werden.«
»In diesem Gebiet offenbar doch. Ich konnte es auch in der Geburtskammer beobachten.«
»Aber in dieser Stellung können wir den Projektor niemals finden. Er könnte auf der Erde oder in Kronweld oder in sonst einer Ebene sein.«
»Ja. Du hast recht.« Ketan warf einen Blick auf Kronweld. »Wir müssen die Stadt evakuieren. Das soll die Polizei zusammen mit den Rettungstrupps unternehmen. Sobald die Stadt geräumt ist, bereitet euch auf den Angriff vor. Man wird nach uns suchen, wenn man merkt, daß die Verteidigung weitergeht. Zeeter, du übernimmst hier das Kommando. Ich werde andere Pflichten haben. Und jetzt brauche ich sofort fünfzig Mann des Rettungstrupps.«
Zeeter stellte keine Frage, und Ketan wandte sich wieder dem Schirm zu. Er sah, wie der einzelne Strahl die Stadt vernichtete. Einzelne Ströme geschmolzenen Materials vereinigten sich.
»Das Kommando ist bereit.«
Ketan gab den Männern kurze Anweisungen. Dann wurden sie über die große Wüste von Nachtland in die Stadt gebracht. Einer nach dem anderen mischte sich unter die hysterische Menge und trieb sie auf das Tor zu. Wie eine Schafherde ließ sie sich in das schneebedeckte Tal bringen. Als den Männern und Frauen die fremde Umgebung zu Bewußtsein kam, wollten sie umkehren. Doch das Tor hatte sich inzwischen hinter ihnen geschlossen. Die Szene wiederholte sich zwanzig, fünfzig Male – bis nur noch vereinzelt panikerfüllte Menschen durch die Straßen von Kronweld liefen.
Ketan wußte, daß Hunderte auf der Flucht umgekommen waren, aber er hatte so viele wie möglich gerettet. Jetzt mußte er sich auf den Weg machen.
Er ging an die Sprechanlage. »Einheiten 11, 12 und 13, dazu die Überreste von 9 und 10. Bereitet euch darauf vor, die Zitadelle anzugreifen. Formation D.«
Er wandte sich Zeeter zu. »Übernimm jetzt das Kommando.«
»Aber wohin …«
»Ich nehme den großen Generator – nach innen.«
Der Mann starrte ihn an. »Aber doch nicht du. Das ist nicht nötig. Es gibt genug andere Fahrer, die lange mit dem großen Generator umgegangen sind. Du wirst hier gebraucht.«
»Hier kannst du mich ausgezeichnet ersetzen. Ich muß hinüber. Der Direktor gehört mir.«
Er trat auf die markierte Fläche des Raumes und winkte dem Mann am Schaltpult. Einen Augenblick später befand er sich im Schwenkturm des riesigen Generators. Die Steuerungsanlage verwirrte ihn.
Fast bereute er seinen Entschluß. Es stimmte schon, daß die meisten Fahrer viel besser mit der großen Maschine umgehen konnten als er. Und sie war das letzte Mittel, das die Anhänger der Restauration zur Verfügung hatten.
Aber dann wußte er, daß nur er den Plan durchführen konnte.
Er schaltete die Steuerung ein. Auf dem Instrumentenbrett erschien das Zeichen aus dem Arbeitszentrum. Man war bereit, ihn in die Zitadelle zu verpflanzen.
»Fertig«, rief er.
Gleichzeitig schaltete er den tödlichen Strahl ein. In ihm war die Kraft von zehn beweglichen Generatoren.
»Fertig«, wiederholte der Mann vom Arbeitszentrum.
Einen Augenblick war ihm schwindlig. Er schloß die Augen und wartete, bis die Schwäche vorüberging. Dann stand er schwankend da.
Im ersten Augenblick verstand er nicht, was geschehen war. Doch dann starrte er die Projektorschleifen an. Der tödliche Strahl war ausgeschaltet.
Er wirbelte herum und warf einen Blick auf die Steuerung. Die Atomkraft-Einheiten liefen, die Konverter, die die Atomenergie in die tödliche Strahlung umwandelten, funktionierten.
Aber aus dem Projektor kam kein Strahl.
Vor dem Schwenkturm lag die Festung der Statiker. Dahinter konnte er schwach die Generatoren erkennen, vor deren Strahlen er in seiner Kanzel geschützt war.
Es hätte ihm nichts ausgemacht, wenn die Schutzwand um ihn zusammengebrochen wäre. Denn auf diese Weise wäre auch der Direktor unschädlich gemacht worden.
Aber die unsichtbare Mauer hielt.
Ketan warf einen Blick auf das Gebäude. Er konnte kein Lebenszeichen erkennen.
Er schaltete den nutzlos gewordenen Generator aus. Dann kletterte er nach unten und ging durch die Luke ins Freie. Er hatte sich eine starke kleine Atomeinheit umgeschnallt und nahm nun die Waffe in die Hand, die von ihr aktiviert wurde.
Ein eigenartiges Gefühl der Unsicherheit erfaßte ihn, als er ins Freie trat. Es war, als schwankte der Boden.
Draußen, jenseits der Barriere, war die Welt in einem Feuervorhang verschwunden. Er erreichte den Gebäudeeingang.
Die seltsame Ruhe zerrte
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