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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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gebildet.
    Einen Moment wusste keiner der drei Halbvampire, was er sagen sollte. Ein ausgewachsener, zotteliger Yak-Drache mit gewaltigen Krallen und gigantischen Flügeln hockte vor ihnen und weinte. Er war zwar kein Häufchen Asche, aber ein Häufchen Elend. Er war nicht bedrohlich, gefährlich oder zornig. Er war einsam, traurig und verzweifelt. Er wartete nicht darauf, dass die nächste Mahlzeit in seine Höhle spaziert kam. Er wartete auf einen Freund. Oder zumindest auf jemanden, der ihm einen Witz erzählen konnte. Jemand, der sich nicht gleich aus dem Staub machte.
    Kerul räusperte sich schließlich. »Ein Polizist hält das Auto von einem Vampir an. Auf dem Dach sind zwei Fahrräder. Der Polizist fragt den Fahrer: ›Haben Sie etwas getrunken?‹ Darauf der Fahrer: ›Nur zwei Radler‹«
    Silvania und Daka sahen Kerul verblüfft an.
    Der Yak-Drache starrte Kerul ebenfalls an. Dann prustete er los. »Nul zwei Ladler!«, rief er und prustete wieder. »Del ist gut!«
    Kerul, Silvania und Daka waren froh, dass sie die Schutzklobrillen vor sich hatten. Der Yak-Drache lachte und prustete sehr feucht. Es war, als wäre eine Sprinkleranlage in der Höhle angegangen.
    Doch der Yak-Drache lachte nicht nur feucht, sondern auch herzlich. Sein gewaltiger Köper wackelte vor Freude. Es dauerte nicht lange, und Kerul, Silvania und Daka mussten mitlachen.
    »Ich habe eine Idee!«, rief Kerul auf einmal. »Mach deine Augen und deinen Mund zu«, sagte er zum Yak-Drachen.
    »Wild das zweitel Witz?«, fragte der Yak-Drache. Er gluckste vor Vorfreude.
    Kerul schüttelte den Kopf. »Mach schon. Schließ deine Augen und deinen Mund. Du darfst sie erst wieder aufmachen, wenn ich es sage.«
    Nicht nur der Yak-Drache, auch die Schwestern sahen Kerul fragend an. Was hatte er vor?
    »Du bist Fleund, odel?« Der Yak-Drache musterte Kerul eindringlich.
    Kerul nickte. Seine goldenen Augen strahlten warm. »Du kannst mir vertrauen. Und ich vertraue dir auch, dass du nicht blinzelst. Sonst bin ich kein Freund mehr, sondern Asche.«
    Der Yak-Drache musterte seine Besucher. Zum Schluss sah er Kerul an und nickte. Dann schloss er langsam den Mund und die Augen.
    Mit einem Mal wurde es dunkel in der Höhle. Vom Yak-Drachen waren nur noch seine gewaltigen Umrisse zu erkennen. Wie ein gigantischer, stummer schwarzer Berg erhob er sich vor ihnen.
    Kerul trat dicht an den Yak-Drachen heran. Sein Blick fiel auf die riesengroßen, spitzen Klauen. Angst schoss ihm wie kochend heißes Wasser in die Kehle. Ein Hieb mit diesen Krallen reichte aus, um sie alle zu vernichten. Kerul zögerte. Er lauschte auf seinen rasend schnellen Herzschlag, versuchte ihn einzufangen und zu zähmen, wie er es beim Drakung-Fu gelernt hatte. Es dauerte mehrere Sekunden, doch es gelang ihm schließlich.
    Kerul hob mit der Schutzklobrille vom Höhlenboden ab und flog direkt vor den Mund des Yak-Drachen. Aus seiner Nase kam ein widerlicher Gestank und Härchen hingen heraus, so dick wie die Tentakel eines Riesenkalmars. Kerul verzog kurz das Gesicht. Dann presste er die Schutzklobrille an den Mund des Yak-Drachen. »Hier, halt das mal genau dort fest.«
    Der Yak-Drache tastete mit einer seiner Krallen nach der Klobrille. Er tat, was Kerul ihm gesagt hatte.
    Kerul wollte gerade zu Silvania und Daka fliegen, als er sah, dass sie mit den Klobrillen in den Händen bereits neben ihm schwebten. Sie hatten verstanden, was Kerul vorhatte. Ohne Worte. Schließlich waren sie seine virtuellen Zwillinge.
    Daka legte ihre Schutzklobrille auf das linke Auge des Yak-Drachen. Silvania legte ihre Schutzklobrille auf das rechte Auge des Yak-Drachen. Die Klobrillen klemmten wie Uhrmacherlupen genau zwischen den wulstigen Augenbrauen und den breiten unteren Augenlidern.
    Kerul, Silvania und Daka flogen zurück auf den Höhlenboden.
    »Jetzt kannst du deine Augen und den Mund wieder aufmachen«, sagte Kerul.
    »Aber vorsichtig«, fügte Silvania zur Sicherheit hinzu.
    Der Yak-Drache blinzelte. Er öffnete das linke Auge. Dann das rechte. Der Mund ging einen kleinen Spalt auf. Heraus kam ein »Oh«.
    Noch immer strömte das Licht der drei Sonnen dem Yak-Drachen aus Augen und Mund. Aber es wurde durch die getönte Schutzfolie gedämpft. Die Höhle war zwar hell erleuchtet, aber nicht mehr so, dass man die Augen zukneifen musste. Oder so, dass man als Halbvampir zu Staub zerfallen wäre.
    Es kribbelte Daka an den Ohren.
    Silvania hatte das Gefühl, sie würde unter einer heißen Dusche

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