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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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anschließend den Finger. Etwas von der schwarzen Farbe war an dem Latexhandschuh hängen geblieben. Sie starrte den Fleck noch einen Moment lang an, während sie die neue Information verarbeitete.
    »Sie haben Recht«, sagte sie. »Das sind keine Reifenspuren. Es ist Schmierfett.« Sie richtete sich auf und blickte sich auf der Straße um. Nirgends konnte sie blutige Reifenspuren oder Autoteile entdecken. Keine Glas- oder Plastiksplitter, wie sie nach einer so heftigen Kollision mit einem menschlichen Körper zweifellos zurückgeblieben wären.
    Eine Zeit lang sagte niemand etwas. Sie sahen einander nur an, während allen dreien allmählich die einzig mögliche Erklärung dämmerte. Wie um die Theorie zu bestätigen, flog in diesem Augenblick ein Düsenjet donnernd über ihre Köpfe hinweg. Rizzoli legte den Kopf in den Nacken und sah mit zusammengekniffenen Augen eine 747 vorüberfliegen, im Landeanflug auf den etwa acht Kilometer nordöstlich gelegenen Flughafen Logan International.
    »O mein Gott«, sagte Frost, der sich die Hand schützend über die Augen hielt. »Was für ein Abgang. Bitte sagen Sie mir, dass er schon tot war, bevor er hier unten ankam.«
    »Das ist sehr wahrscheinlich«, antwortete Tierney. »Ich vermute, dass er herausgerutscht ist, als das Fahrwerk für die Landung ausgeklappt wurde – wenn wir davon ausgehen, dass es sich um eine ankommende Maschine handelte.«
    »Ja, sicher«, sagte Rizzoli. »Wie viele blinde Passagiere versuchen schon, aus diesem Land herauszukommen? «Ihr Blick fiel auf den dunklen Teint des Opfers. »Er kommt also mit einem Flugzeug her, von Südamerika zum Beispiel«
    »Es dürfte eine Flughöhe von mindestens dreißigtausend Fuß gehabt haben«, sagte Tierney. »Im Fahrwerkschacht gibt es keinen Druckausgleich. Ein blinder Passagier ist dort unweigerlich einem rapiden Druckabfall ausgesetzt. Und Erfrierungen. Selbst im Hochsommer herrschen in diesen Höhen eisige Temperaturen. Unter derartigen Bedingungen wäre er nach wenigen Stunden bereits unterkühlt und würde durch den Sauerstoffmangel das Bewusstsein verlieren. Wenn er nicht schon beim Einholen des Fahrwerks nach dem Start zerquetscht wurde. Ein längerer Flug im Fahrwerkschacht würde ihm wahrscheinlich den Rest geben.«
    Rizzolis Beeper unterbrach Dr. Tierney just in dem Moment, als der Wissenschaftler so richtig in Fahrt zu kommen schien. Er begann bereits auf- und abzuschreiten wie ein Professor bei der Vorlesung. Sie warf einen Blick auf die Anzeige des Geräts, doch die Nummer war ihr unbekannt. Die Vorwahl deutete auf einen Anschluss in Newton hin. Rizzoli nahm ihr Handy heraus und wählte.
    »Detective Korsak«, meldete sich eine männliche Stimme.
    »Hier spricht Rizzoli. Sie haben mich angepiepst.«
    »Haben Sie mit dem Handy zurückgerufen, Detective?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Zugang zu einem Festnetzanschluss?«
    »Im Moment nicht, nein.« Sie wusste nicht, wer Detective Korsak war, und sie wollte das Gespräch möglichst kurz halten. »Warum sagen Sie mir nicht einfach, worum es geht?«
    Eine Pause. Sie hörte im Hintergrund Stimmen, das Knacken und Rauschen eines Polizeifunkgeräts. »Ich bin hier in Newton an einem Tatort«, sagte er. »Ich denke, Sie sollten herkommen und sich das einmal ansehen.«
    »Möchten Sie das Boston P. D. um Unterstützung bitten? In diesem Fall könnte ich Sie an einen anderen Beamten von unserer Einheit weiterleiten.«
    »Ich habe schon versucht, Detective Moore zu erreichen, aber mir wurde mitgeteilt, er sei im Urlaub. Deshalb rufe ich Sie an.« Wieder machte er eine bedeutungsschwangere Pause, um dann leise hinzuzufügen: »Es geht um den Fall, bei dem Sie und Moore letzten Sommer die Ermittlungen geleitet haben. Sie wissen schon, wovon ich spreche.«
    Rizzoli schwieg. Sie wusste genau, was er meinte. Die Erinnerung an diesen Fall verfolgte sie immer noch, quälte sie immer noch in ihren Albträumen.
    »Fahren Sie fort«, sagte sie leise.
    »Soll ich Ihnen die Adresse durchgeben?«, fragte er.
    Sie nahm ihren Notizblock zur Hand.
    Einen Augenblick später beendete sie das Gespräch und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Dr. Tierney zu.
    »Ich habe ähnliche Verletzungen bei Fallschirmspringern gesehen, deren Schirm sich nicht geöffnet hatte«, sagte er.
    »Ein Körper, der aus einer solchen Höhe abstürzt, erreicht die maximale Fallgeschwindigkeit. Das sind rund sechzig Meter pro Sekunde – genug, um einen Menschen so in Stücke zu reißen, wie wir es hier vor uns

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