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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Kriminellen. Vom Überfall. Damals vor sechs
Jahren hast du dich Axel Beizheim genannt. Zu gern wüsste ich, wie du wirklich
heißt. Und die 3000 von damals — die haben sich inzwischen verzinst. Du
schuldest mir eine Menge.“
    Die Erkenntnis überfiel ihn wie
Hagelschauer. Leugnen? Zwecklos. Einen Typ wie ihn vergisst man nicht. Außerdem
— als er ihr Gesicht genauer betrachtete — gefiel sie ihm plötzlich. Ja, sie
war hübsch. War sogar der Typ, den er mochte.
    „Helga Drewes“, sagte er.
    „Schön, dass du dich
erinnerst.“
    „Auch wenn du’s nicht glaubst —
ich habe oft an dich gedacht.“
    „Ich auch. Und immer war ich
mir uneins: Sollte ich dir lieber den Hals durchschneiden oder dich mit der Axt
erschlagen.“
    Er lachte. Seltsam, aber
plötzlich fühlte er sich wohl. Sie war keine Gefahr für ihn. Das las er in
ihren Augen. Aber sie war immer noch gekränkt wegen damals. Nicht den
finanziellen Betrug nahm sie ihm übel, sondern, dass sie verschmäht worden war.
    Sie hatten leise gesprochen.
Und die beiden alten Damen, die am nächsten saßen, waren ohnehin auf Hörgeräte
angewiesen.
    Die Bedienung trat an den
Tisch, musterte Wenk ebenso erstaunt wie vorher Helga Drewes, verkniff sich
aber die Neugier und fragte nur nach den Wünschen.
    Wenk bestellte zwei Portionen
Kaffee — mit fragendem Blick zu seinem Ex-Opfer; Helga nickte — und zwei
Cognac. Als sie wieder allein waren, beugte sie sich vor.
    „Als du anriefst am Freitag,
habe ich deine Stimme erkannt. Ich wusste es sofort. Meine Ohren erinnern sich
immer.“
    „Und du hast beschlossen, mich
mit meiner eigenen Methode reinzulegen.“
    „Sozusagen.“
    „Perfekt. Aber warum hast du
das Inserat aufgegeben? Schlanke, ansehnliche Blondine sucht Partner... Zum
einen, finde ich, hast du das nicht nötig. Heute noch weniger als damals. Zum
anderen hättest du doch gewarnt sein müssen — nach der Erfahrung mit mir.“
    Sie lachte auf. Ein
bezauberndes Lachen. Dann wischte sie sich das falsche Blut aus dem Mundwinkel,
strich die Haare etwas zurecht und den ärgsten Schmutz vom Kostüm.
    „Du wirst staunen, äh... wie
heißt du eigentlich?“
    „Wenk. Jean-René Wenk.“
    „Haha! Das hast du dir schnell
ausgedacht.“
    Er griff seufzend zur
Brieftasche und holte seinen fälschungssicheren Ausweis hervor.
    Helga prüfte ihn eingehend.
„Tatsächlich. Ich nenne dich Jean. Oder hörst du lieber René?“
    „Alle nennen mich Jean.“
    Alle?, dachte er. Himmel, das
klingt, als hätte ich Familie und einen Haufen Freunde. Von wegen! Da ist
niemand. Ich bin so einsam wie der Mann im Mond. Das bringt der Job mit sich.
Aber meine Eltern und Großeltern — Friede aller Asche! — haben mich Jean
genannt.
    „Du wirst staunen“, setzte sie
zum zweiten Mal an, „wie ich gelernt habe aus der Begegnung mit dir. Aus dem
Reinfall. Dadurch war mir plötzlich klar geworden, was meine Berufung ist — was
ich künftig tun werde. Ein wenig die Neigung, anderen in die Tasche zu fassen,
hatte ich ja schon immer. Ich war mal bei der Bank, flog aber raus, weil der
dringende Verdacht bestand, ich hätte in die Kasse gegriffen. Bei der Autofirma
war’s genau so. Allerdings wurde ich nie überführt. Tja, dann kamst du. Und von
da an habe ich deine Methode kopiert. Genau deine Methode. Nur, dass ich Männer
ausnehme. Sie antworten auf mein Inserat, ich reise zu ihnen, ich ziehe die
Schau ab und verschwinde mit ‘ner vierstelligen Summe in bar. Stell dir vor,
ich wurde noch nie angezeigt. Ich bin nicht polizeibekannt als gesuchte
Unbekannte. Weil sich die Kerle in den Boden schämen für ihre Blödheit. Die
dachten, da käme ‘ne willfährige Tussi, und hatten meistens ohnehin nur ein
Abenteuer im Sinn. Dann die Blamage. Männliches Selbstbewusstsein verkraftet
das nicht. Ich glaube sogar, Jean, dass ich’s leichter habe als du. Denn eins
muss mal deutlich gesagt werden: Frauen sind feinfühliger, vorsichtiger,
misstrauischer. Ich nehme an, du bist überwiegend erfolgreich. Darauf kannst du
stolz sein. Du hast Klasse.“
    „Danke!“
    Kaffee und Cognac wurden
serviert. Sie prosteten sich zu.
    „Wie viele Frauen hast du
gelinkt?“
    Er überlegte. „Gezählt habe ich
sie nicht. Etwa 50, würde ich sagen.“
    „Aber davon lebst du nicht?“
    „Nein.“ Er kippte den Rest
seines Cognacs hinunter. „Und du?“
    „93 Kerle bisher.“
    „Davon lebst du?“
    „Nicht nur.“
    Sie sahen sich an. Jetzt
kommt’s, dachte er. Mir ist, als kenne ich Helga seit

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