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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Partys und von geldscheffelnden Profis mit Büro.
    Für Wenk eine herrliche
Spielwiese zum Betrügen: Um Frauen auszunehmen. Wobei es ihm überhaupt nicht
aufs Geld ankam, sondern nur auf die Wirkung seiner Person.
    Dass ich es kann!, dachte er.
Dass ich sogar davon leben könnte! Himmel, was für ein heißes Feeling!
    Bad Schanzlahr fiel ihm ein.
Ein hübsches Städtchen nicht weit von hier. Wann war das gewesen? Vor sechs
Jahren? Ungefähr. Eine blasse Erinnerung stieg in ihm auf. Und plötzlich fiel
ihm ihr Name ein: Helga Drewes. Ja! Eine schlanke Blondine. Recht nett
eigentlich, aber damals hatte er sie mit seiner Methode gelinkt und ihr 3000 DM
— es waren noch DM-Zeiten — abgeknöpft.
    Wenk schritt aus, umrundete
eine Drei-Zentner-Frau — die zum Imbiss-Stand keuchte — und strebte zu einem
Blumenladen.
    Dieses Gedränge in der riesigen
Halle! Hektik, Lautsprecher-Durchsagen, Anzeigetafeln mit flimmernder
Digitalschrift, überall Werbung zum Verblöden und babylonisches Sprachgewirr.
    Wenk erstand einen Strauß
blassroter Rosen, wurde von einer lispelnden Floristin bedient und spendete
einen Euro für die Kaffeekasse.
    „Vielen Dank, mein Herr!
Ssssönen Tag noch!“
    Er grinste. Draußen sah er das
Hinweisschild. Dort ging’s zu den WCs, ein eigener Trakt im Hbf, eine Welt für
sich.
    Wenk trug seine Reisetasche.
Mit den Rosen ging er achtlos um. Im Rhythmus der Schritte schlug er mit den
Blüten gegen sein Knie.
    Im WC-Trakt herrschte momentan
wenig Bedürfnis. Die meisten Kabinen waren frei. Bei einem der Waschbecken
schäumte sich ein etwa 14-jähriger Junge die Hände mit Flüssigseife ein. Er war
überaus vollschlank, hatte rotblondes Haar und segeltaugliche Ohren. Aus der
linken Hosentasche ragte eine große Tafel Schokolade, aus der Jeans-Gesäßtasche
auch. Und eine dritte Schoko-Tafel hatte er vor sich auf den Rand des
Waschbeckens gelegt.
    „Zum Teufel mit diesem
Klebstoff“, hörte Wenk ihn fluchen. „Zum Teufel! Geht nicht ab... der geht
nicht ab!“

    Wenk schloss sich ein. Hastig
vertauschte er seinen Nobeltrench gegen einen anderen. Aber wie sah der aus?
Eingerissen der Ärmel, verdreckt die ganze Seite — als hätte Wenk sich am Boden
gewälzt.
    Das gehörte zur Methode.
    Als Spezialist für einsame
Frauen hatte er sich einen Plan ausgedacht, der bestens funktionierte. Aus
Partnerschafts-Inseraten suchte sich Wenk das Passende heraus: Privatanzeigen
mit Telefonnummer. Er besaß eine männliche Stimme. Sie flößte Vertrauen ein.
Also hatte er angerufen in der vorigen Woche und sich vorgestellt als Ralf
Höfler. Ein Treffen im Café Mozart — unweit vom Hbf.
    „Ich freue mich darauf, Ihnen
in die Augen zu sehen, Frau Elken.“
    „Ich mich auch.“ Ihre Stimme
hatte gezwitschert. „Woran erkenne ich Sie?“
    „Als unveränderliches
Kennzeichen habe ich nur meine Blinddarmnarbe.“
    Sie fand das ulkig und hatte
erwidert: „Ich bin blond und schlank. Vor mir auf dem Tisch wird ein Buch
liegen mit gelbem Umschlag.“
    Na also, dachte Wenk jetzt —
und schloss den Reißverschluss seiner Tasche. Dann ließ er den Blumenstrauß
fallen. Heftig trat er auf die Rosen, auf die Blüten, aufs umhüllende Papier.
    Auch das gehörte zu seiner
Story.
    Wie immer: Irgendwelche Typen —
am besten Glatzen mit Springerstiefeln — hatten ihn im Zug überfallen, zu Boden
geworfen, beraubt. Brieftasche weg — mit allem drin. Armbanduhr weg. Mantel
zerfetzt. Nicht mal die Blumen hatten diese Kriminellen verschont.
    Jedes Mal servierte er dieses
Märchen. Seine Opfer fragten dann, ob er die Polizei verständigt habe.
Natürlich! Gleich noch am Bahnhof. Aber nun? Ohne Geld, ohne Kreditkarten, ohne
Fahrausweis. Und im nobelsten Grandhotel sei doch das Luxuszimmer gebucht — und
dort im Restaurant für heute Abend der Tisch schon bestellt. Für sie beide,
versteht sich.
    Tief sahen sie ihm dann in die
Augen, die einsamen Herzen. Die Portemonnaies öffneten sich für ein Darlehen.
Vierstellig, selbstverständlich. Wer nicht genug bei sich hatte, eilte zum
Geldautomaten.
    Und Wenk, der meistens schon
nach einer halben Stunde verschwand, badete jedes Mal in der Bewunderung seiner
selbst.
    In ramponiertem Zustand verließ
er nun die Kabine.
    Der dicke Bengel am Waschbecken
war immer noch da und schrubbte seine Hände.
    Hm! Damit hatte Wenk nicht
gerechnet.
    Er ging hinter dem Jungen
vorbei. Im Spiegel über dem Waschbecken trafen sich ihre Blicke.
     
    *
     
    Klößchen war beim Zahnarzt
gewesen — bei

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