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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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Nur ein kleines Stückchen noch.
    Sie warf sich ihm entgegen. Drängte ihn so, dass er über ihre Füße stolperte, sie packte und sie wieder an sich riss. »Böses Mädchen«, sagte er lächelnd, aber dann sah er, wo im Raum er sich befand. Sah, wie nah er Aldiss war. Er erstarrte. Der Lichtstrahl fiel auf sie, auf ihr Gesicht. Blendete sie.
    Owen war jetzt nicht mehr zu bewegen. Er hatte sie im Griff, zog sie an sich, als tanzten sie einen grausamen und brutalen Tanz. Wieder begann er, das Leben aus ihr herauszupressen.
    Wie lange? Wie lange, bis alles schwarz würde?
    Sie öffnete den Mund, aber der Druck war zu stark. Die Luft entschwand aus ihr, das Licht zuckte am Rand ihres Gesichtsfeldes wie bei einem schlechten Fernsehempfang.
    »Und ich hatte dich wirklich gern, Alex«, sagte Owen, seine Stimme gedämpft, undeutlich. »Ich mochte deine Gesellschaft im Haus. Du warst anders als die anderen. Intelligenter.« Sie schloss die Augen.
    Nein. So endet es nicht. Das kann es nicht.
    Sie schrie. Sie wand ihren Körper nach links, und Owens Druck ließ leicht nach. Genug, um einmal schnell und scharf einzuatmen. Und ihre Augen öffneten sich. Als sie das taten, sah sie die Zimmertür. Sie sah einen Mann hindurchgehen.
    Keller.
    Owen versuchte, sich umzudrehen, aber es war zu spät. Keller stellte sich in Position und rannte los, während Alex im selben Moment aus dem Weg sprang. Keller traf Owen mit voller Wucht direkt auf die Brust und schob ihn zurück, nur einen halben Meter, aber das genügte.
    Es genügte, damit Alex zur Waffe greifen konnte. Sie hatte sie in ihren Hosenbund gesteckt, bevor sie ihr Zimmer verlassen hatte. Vor Frank Marsden und alldem.
    »Du Schlampe«, brüllte Owen. »Du beschissene Hure.«
    Sie drückte ab. Ein Schuss. Das Geräusch überraschte sie: Es war nicht laut, es war nicht ohrenbetäubend, eher ein kleines Plop , das nur eine einfache Reaktion hervorrief. Owens Augen weiteten sich. Er sah nach unten, sah das Blut auf seinem Hemd. Sein Blick war rasend, sein Kinn grimmig nach vorn gereckt, und er machte einen Schritt nach vorn …
    Aber er hing fest. Saß in der Falle.
    Aldiss hatte ihn.
    Owen versuchte, sich zu befreien, aber ohne Erfolg. Der Professor hielt ihn am Hemd fest, und als er daran zog, fiel Owen auf den Stuhl und warf ihn um. Owen und Aldiss fielen daraufhin beide zu Boden, aber Aldiss war obenauf. Seine freie Hand packte Owens Gesicht. Alex sah weg, als Owen schrie.
    Dann führte Keller sie weg, in den Flur und die Treppe hinauf.
    57
    Später, nachdem der schwer verletzte Matthew Owen aus dem Gebäude und Aldiss zur Vernehmung gebracht worden waren, saßen sie und Keller zusammen in einem Krankenhauszimmer und umarmten sich.
    Zunächst redeten sie nicht. Es gab keinen Grund. Alles, was sie hätten sagen können, war bereits gesagt worden.
    Kellers Kopf war verbunden, und er hatte geschwollene Augen, aber ansonsten ging es ihm gut. Alex würde keine bleibenden Schäden davontragen. Frank Marsden hatte den Kampf in den letzten Stunden verloren, und eine Gruppe Paparazzi drängelte sich im Flur. Alles, was in den letzten zwei Tagen am Jasper College geschehen war, würde heilen, aber es würde nicht verschwinden. Es würde nie verschwinden.
    Sie sagte: »Ich wollte dir schon immer etwas sagen.«
    Keller drehte sich zu ihr um. Er lehnte sich über ihr Krankenbett, und eine tiefe Erinnerung stieg in ihr auf: Iowa, Morgenlicht fällt durch die Vorhänge, sie beide so unsicher, was außerhalb der Hotelmauern geschieht.
    »Was?«, sagte er.
    »Ich hatte etwas gefunden. Eine Nachricht in einem alten Buch. Da stand, dass Aldiss …«
    »Ich weiß«, sagte Keller. »Ich meine, ich habe es mir gedacht. Es hat ein paar Jahre gedauert, aber ich bin darauf gekommen.« Er lächelte. »Dekan Fisk – er hat auch mit mir gearbeitet.«
    Alex lehnte sich verblüfft zurück.
    »Tu nicht so überrascht, Alex. Du bist nicht der einzige Held in diesem Zimmer.«
    Sie lachte, griff nach seiner Hand. Sie verfielen wieder in ein angenehmes Schweigen.
    »Es tut mir leid«, sagte Keller schließlich, »wegen des Manuskripts, weil ich mich nach Iowa nicht um dich bemüht habe. Weil …«
    »Schhhh. Es ist jetzt egal.« Sie lehnte sich gegen ihn.
    »Ich denke«, sagte er, »ich sollte jetzt wohl mal einen Ausflug nach Cambridge planen.«
    Alex nickte. »Ich denke, das solltest du.«
    Dann klopfte jemand an die Zimmertür, und sie drehte sich um. Es war eine Krankenschwester. Sie hatte einen Briefumschlag

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