Die Reise in die Dunkelheit
DMITRY GLUKHOVSKY
DAS METRO 2033-UNIVERSUM
METRO 2033 ist für mich mehr als nur ein Roman. Es ist ein ganzes Universum, und nur einen kleinen Teil davon habe ich in meinem Buch beschrieben. METRO 2033 handelt von unserer Erde, wie sie im Jahre 2033 aussehen könnte, zwei Jahrzehnte nach einem verheerenden Atomkrieg, der die Menschheit fast ausgelöscht und eine Vielzahl mutierter Ungeheuer hervorgebracht hat.
In Russland und vielen anderen Ländern haben sich Leser, aber auch Autoren für die in METRO 2033 beschriebene Welt begeistert. Schon bald nach Erscheinen des Romans bekam ich unzählige Angebote von Menschen, die darüber schreiben wollten, was 2033 in ihrer Heimat, ihren Städten und Ländern geschehen sein könnte. Gleichzeitig verlangten die Leser nach einer Fortsetzung meines Romans.
METRO 2033 ist, wie inzwischen bekannt, vor einigen Jahren als interaktives Projekt im Internet entstanden. Noch während ich den Roman schrieb, veröffentlichte ich jedes neue Kapitel auf einer eigens dafür geschaffenen, öffentlich zugänglichen Website. Die Reaktion der Leser war überwältigend: Sie diskutierten leidenschaftlich, kritisierten und korrigierten meine Arbeit, stellten Vermutungen an über den weiteren Verlauf der Geschichte – und wurden so in gewisser Weise zu meinen Koautoren.
Wie wäre es, dachte ich mir damals, zusammen mit meinen Lesern – und anderen Schriftstellern – eine ganze Welt zu erschaffen? Andere Städte, andere Länder im Jahre 2033 zu beschreiben? Die Metro mit immer neuen Protagonisten zu bevölkern – und so eine große postapokalyptische Saga entstehen zu lassen?
Als Jugendlicher habe ich mir beim Lesen von Fantasy- oder Science-Fiction-Romanen oft gewünscht, die Abenteuer meiner Helden und die Magie der Fiktion würden niemals enden. Schon damals dachte ich, wie wunderbar es wäre, wenn mehrere Schriftsteller zugleich ein und dieselbe fiktive Welt beschrieben . A uf diese Weise würde eine andere »Wirklichkeit« entstehen, die man immer wieder aufs Neue besuchen könnte.
Viele Jahre später, als METRO 2033 bereits als Buch erschienen war und ein riesiges Echo hervorgerufen hatte, begriff ich plötzlich, dass ich mir meinen Jugendtraum selbst würde erfüllen können. Ich brauchte nur andere Autoren einzuladen, auf der Grundlage meines eigenen Romans die geheimnisvolle Welt der Metro gemeinsam weiter zu erforschen.
So ist schließlich das Projekt METRO 2033-UNIVERSUM entstanden, von dem in Russland bereits fünfundzwanzig Romane erschienen sind. Deren Handlung umfasst unter anderem so unterschiedliche Städte und Regionen wie Moskau, St. Petersburg, Kiew, aber auch Nowosibirsk und den Hohen Norden.
Einer der erfolgreichsten Autoren des METRO 2033-UNIVERSUMS ist Andrej Djakow. Nach »Die Reise ins Licht« liegt nun sein zweiter Roman in deutscher Übersetzung vor.
Doch es sind nicht nur Übersetzungen, die für die internationale Ausdehnung unseres Universums sorgen. Ein englischer und ein italienischer Autor haben bereits ihre Version der Metrowelt veröffentlicht und auch Kollegen aus anderen Ländern stehen kurz davor, unseren postapokalyptischen Kosmos zu betreten. Es ist ein literarisches Experiment, das meines Wissens noch niemand zuvor gewagt hat. Umso großartiger wäre es, wenn auch deutsche Autoren, gleich ob bekannt oder unbekannt, ihre eigenen Geschichten aus dem METRO 2033-UNIVERSUM zu unserer Reihe beitrügen.
Allmählich wird sich das METRO 2033-UNIVERSUM so in einen lebendigen Kosmos verwandeln, den Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten und in unterschiedlichen Sprachen bevölkern. Umso mehr freut es mich, dass Sie unser Experiment nun auch in deutscher Sprache verfolgen können. Wer weiß, vielleicht nehmen Sie eines Tages sogar selbst daran teil?
ANDREJ DJAKOW
DIE REISE
IN DIE
DUNKELHEIT
ERSTER TEIL
AN DER SCHWELLE
ZUM KRIEG
1
NOCH EINE KATASTROPHE
Aus der Ferne sah das bizarre Geschöpf wie ein U-Boot aus. Ein träge durchs Wasser pflügendes Monster, offenbar aus der entfernten Verwandtschaft der Wale. Der hässliche Auswuchs an seinem buckligen Rücken hatte allerdings wenig Ähnlichkeit mit den eleganten Flossen der Meeressäuger, sondern glich eins zu eins dem Turm eines Unterseeboots.
Bis vor Kurzem hatte sich der Leviathan in den Weiten der Ostsee völlig unbehelligt gefühlt. Keine einzige Kreatur im Umkreis von etlichen Seemeilen hätte sich gegen die urwüchsige Kraft seiner alles zermalmenden Kiefer zur Wehr setzen können.
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