Der Metzger sieht rot
diverser Bekannter und Kollegen aus Danjelas Arbeitsumfeld.
Wobei einer der Vymetal-Besuche dem Metzger gar nicht ungelegen kam. Mit hochrotem Kopf und wild gestikulierenden Armbewegungen hat da Zusanne Vymetal draußen auf dem Gang wieder einmal eine Predigt über die Unsitten der Männer vom Stapel gelassen und diese Ausführungen eingehend am Beispiel ihres Ex-Walters erläutert. Worauf der Willibald endlich die Frage loswerden konnte. „Sag, hast du früher, wie du noch mit Walter beisammen warst, der Danjela von deinem Beziehungsschlamassel und diesen Nobelpuffausflügen erzählt?“
Dieser „Villa Orchidee – Willibald fragen“-Eintrag im Djurkovic-Timer war dem Willibald nämlich nach wie vor ein Rätsel.
Äußerst verwundert, als wäre diese Frage der Gipfelpunkt der Dummheit, hat die Vymetal den Metzger angesehen, sich vielsagend aufs Hirn gegriffen und ihm die zumindest ein wenig aufklärende Antwort gegeben:
„Na, was glaubst du, worüber Frauen reden, Willibald? Über Schuhe, Kochrezepte und Teleshopping? Du wirst doch wohl nicht wirklich ernsthaft annehmen, dass ihr Männer die Einzigen seid, die sich beziehungstechnisch mit einer Flasche Bier in der Hand beim besten Kumpel ausheulen und über das andere Geschlecht herziehen wie die Bora über das Mittelmeer!“
Und wie der Metzger, nachdem die Vymetal an diesem Tag endlich das Spital verlassen hatte, vorsichtig vor der Danjela die Bemerkung anbrachte, wie leid ihm die Zusanne Vymetal samt ihrer Kuransky-Geschichte doch täte, hat die Djurkovic auch noch das übrig gebliebene Fragezeichen beseitigt:
„Wollt ich dich eh noch fragen vor Unfall, ob du findest als Mann, dass gehen ab und zu ins Puff genauso normal ist wie für Kuransky und Saurias-Spieler. Und hätt ich dich gebeten, zu schauen in Villa Orchidee, nur mit Gelübde für Keuschheit natürlich, spionieren wegen Saurias und Owuso, weil gibt es garantiert mehr zu hören in einschlägige Lokale!“
„Und deshalb warst du in der Alten Mühle, oder, um mehr zu hören? Das mit den einschlägigen Lokalen lassen wir in Zukunft besser sein, Danjela, in mehrfacher Hinsicht!“, kommentierte der Metzger ihre Ausführungen mit strenger Miene, froh, dass über dieses Thema nun nicht mehr geredet werden muss.
Dass das Reden überhaupt ein Grundproblem der Menschheit darstellt, zeigt sich dem Metzger und vor allem der Danjela dann auf höchst unangenehme Weise. Denn kurz nach seinem Djurkovic-Zustandsbericht an die Schulleitung erfolgen ein paar überraschende, gut gemeinte Besuche einiger Lehrer, deren Redseligkeit sich offenbar an der Dauer einer Unterrichtseinheit orientiert, mit ähnlich monologartigen Auswüchsen. Gut gemeint erweist sich einmal mehr als das Gegenteil von gut. Heilfroh ist er da über Danjelas plötzliche Verlegung in die beste Privatklinik der Stadt, dem eigentlichen Wirkungsbereich von Dr. Kundmann.
Das Zimmer gleicht einer Suite, das Essen hat Haubenniveau und das Benehmen der Angestellten den Stil eines Fünf-Sterne-Ressorts. Mit Geld ist zwar alles möglich, lässt es sich aber nicht allen recht machen, denn nach wenigen Tagen schon begrüßt die Danjela den Willibald nicht mehr mit „Willkommen in Schlaraffenland“, sondern mit „Will ich nachhause!“
Eindrucksvoll wird dieses Heimweh unterstrichen. „Ist alles so fremd, Patienten sind nicht gerade beste Gesprächspartner für kroatische Schulwartin und Zimmer zwar fein, aber nix gemütlich. Brauch ich nur mein Küchentischerl und Butterbrot für gutes Frühstück, eventuell samt hungriges Restaurator.“
„Nachhause geht’s erst, wenn Sie topfit sind, Frau Djurkovic!“, lässt Dr. Kundmann seine Patientin wissen und hat ja keine Ahnung, wie dermaßen gesundheitsfördernd sich diese Feststellung auswirken wird.
Zweimal täglich besucht der Metzger nun seine Danjela, während er in der Werkstatt zügig seiner Arbeit nachgeht. Der Tabernakelschrank ist mittlerweile ein längst vergessenes und picobello instand gesetztes Waisenkind und wird in Anbetracht des neu eingetroffenen Nussholz-Gründerzeit-Schreibtisches selbst von Edgar ignoriert, und der Spieltisch hat zumindest so viel Würde erhalten, um bei der Übergabe an Johann König dem Metzger kein Gefühl der Peinlichkeit aufzuzwängen.
Doch gerade diese Übergabe scheint zu einer unlösbaren Aufgabe heranzuwachsen.
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Selbst mehrfach hinterlassene Sprachmitteilungen sind kein Garant für einen Rückruf.
Nun gibt es jene Idioten, die nach dem
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