Die Mausefalle
Eins
1
Molly Davis trat zurück auf die Straße und besah sich die frisch gemalte Tafel neben dem Einfahrtstor.
Gästehaus
Monkswell Manor
Sie nickte zufrieden. Es sah, ja, es sah wirklich ganz professionell aus. Oder jedenfalls fast professionell, hätte man sagen können. Das T von Gästehaus schwankte zwar ein wenig bergauf, und das Ende von Manor war ein bisschen gequetscht, aber alles in allem hatte Giles das wunderbar hingekriegt. Giles war wirklich sehr geschickt. Und er konnte so viele Dinge. Ständig entdeckte sie neue Seiten an diesem, ihrem Mann. Er erzählte ja selbst so wenig von sich, dass sie erst nach und nach herausfand, wie viele verschiedene Talente in ihm steckten. Aber wer bei der Marine gewesen war, der war praktisch ein Mann für alles, so hieß es doch immer.
Na, Giles würde auch all seine Talente brauchen bei ihrem gewagten Neuanfang. Unerfahrener als sie beide, wie man eine Pension betreibt, konnte man nicht sein. Aber großen Spaß würde es machen. Und dazu war auch ihr Wohnungsproblem gelöst.
Es war Mollys Idee gewesen. Als Tante Katherine gestorben war und die Anwälte ihr geschrieben und mitgeteilt hatten, dass ihre Tante ihr Monkswell Manor vererbt hatte, war es für das junge Paar eigentlich selbstverständlich gewesen, dass sie das Haus verkaufen würden. Giles hatte gefragt: »Wie sieht es denn aus?« Und Molly hatte erwidert: »Ach, es ist ein riesiges altes Landhaus voll muffiger altmodischer viktorianischer Möbel. Der Garten ist ganz schön, aber schrecklich verwildert seit dem Krieg, weil nur noch ein alter Gärtner dageblieben ist.«
Also hatten sie beschlossen, das Haus zu veräußern und von den Möbeln gerade so viele zu behalten, um ein Häuschen oder eine Wohnung für sich einrichten zu können.
Aber sofort tauchten zwei Schwierigkeiten auf. Erstens gab es keine kleinen Häuschen oder Wohnungen, und zweitens waren sämtliche Möbel riesig.
»Na ja«, sagte Molly, »dann müssen wir es eben komplett verkaufen. Ich hoffe doch, dass es sich verkaufen lässt?«
Der Anwalt versicherte, dass sich heutzutage alles verkaufen lasse. »Höchstwahrscheinlich«, sagte er, »kauft es jemand als Hotel oder Pension und wird in diesem Fall sogar gerne die ganze Einrichtung übernehmen. Glücklicherweise ist das Haus in gutem Zustand. Die verstorbene Miss Emory hat es ganz kurz vor dem Krieg noch für viel Geld reparieren und modernisieren lassen, und seitdem hat es nur sehr wenig Verschleiß gegeben. O ja, es ist gut im Schuss.«
Und da hatte Molly ihren Einfall gehabt. »Giles«, sagte sie, »sollten wir nicht selbst eine Pension daraus machen?«
Ihr Mann hatte sie zuerst ausgelacht, aber Molly war beharrlich geblieben.
»Wir müssen ja nicht viele Gäste beherbergen – jedenfalls nicht gleich. Das Haus ist doch leicht zu besorgen – es hat warmes und kaltes Wasser in den Zimmern und Zentralheizung und einen Gasherd. Wir könnten Hühner und Enten halten und hätten dann unsere eigenen Eier. Und auch Gemüse.«
»Wer soll denn die ganze Arbeit machen – es soll doch so schwer sein, Personal zu kriegen?«
»Na, wir müssten sie machen. Aber das müssten wir anderswo auch. Und ein paar Leute mehr gäben auch nicht so viel mehr zu tun. Wir kriegen bestimmt eine Zugehfrau, wenn wir den Anfang erst mal geschafft haben. Wenn wir nur fünf Gäste hätten, und jeder zahlt sieben Pfund die Woche – « Molly hob ab in die Sphären hoffnungsvoller Kopfrechnerei. »Und überleg mal, Giles«, war das Ergebnis, »es wäre unser eigenes Haus. Mit unseren eigenen Sachen. So wie es aussieht, glaube ich, dass wir Jahre brauchen, bis wir eine geeignete Wohnung finden.«
Das, gab Giles zu, stimmte. Sie hatten so wenig Zeit zusammen gehabt seit ihrer überstürzten Heirat, dass sie sich alle beide nach einem eigenen Heim sehnten.
Und so wurde das große Experiment in Angriff genommen. Annoncen wurden in die Lokalzeitung und die Times gesetzt, etliche Antworten trafen daraufhin ein.
Und heute sollte der erste Gast kommen. Giles war früh mit dem Wagen fortgefahren, um Drahtgeflecht aus Armeebeständen zu beschaffen, das am anderen Ende der Grafschaft zum Verkauf inseriert gewesen war. Molly fand, sie müsse unbedingt ins Dorf gehen, um ein paar letzte Besorgungen zu machen.
Das Einzige, was überhaupt nicht passte, war das Wetter. Es war die letzten beiden Tage bitterkalt gewesen, und jetzt fing es auch noch an zu schneien. Molly lief die Einfahrt hinauf, und dicke, aber
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