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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Saurias-Kreise durch das Säen von Neid und Zwietracht den Weg ebnen, hat er gesagt, das wäre die Strategie. Der Rest war ein Kinderspiel. Das Manipulieren und Benutzen der Ultras-Idioten und das Hinterlegen überzeugender Beweise zwecks polizeilicher Orientierungshilfe.
    Die Welt des Johann König hat sich vor dessen eigenen Augen zerschlagen, aus sich selbst heraus. Wie vollkommen.
    Nur dieser Restaurator passt nicht ganz ins Konzept.
    Nachmittag also, hat er gesagt.
    Das trifft sich gut, die endgültige Sorgenbeseitigung geht somit in zweierlei Hinsicht Hand in Hand: Beides wird sich heute erledigen, sowohl der Metzger als auch die Podinskys samt lukrativer Beigaben. Sie hat die beiden Treffpunkte so organisiert, dass sie räumlich unmittelbar in der Nähe liegen, sich aber zeitlich nicht im Weg stehen.

    Am Nachmittag steigt sie in ihren Wagen, zufrieden und richtiggehend euphorisch. Der Schalldämpfer ist auf die Waffe geschraubt, und es ist ihr egal, dass es danach garantiert nicht nach Unfall aussehen wird. Kein Zusammenhang würde sich herstellen lassen, zwischen der Leiche im Kurpark und dem vorangegangenen Bordellbesuch. Ganz abgesehen davon, dass Ermittlungen, die zur Villa Orchidee führen, bisher immer durch die enormen Ängste hochkalibriger Stammkunden aus führenden Polizei- und Regierungskreisen im Keim erstickt wurden.
    Sie genießt die Fahrt durch die Stadt, der Frühling streift beschwingt ihr Gemüt und erfüllt sie mit einer dermaßen sorglosen Leichtigkeit, es könnte mir beinah einfallen, mich zu verlieben, geht es ihr durch den Kopf. So ein tollpatschiger Mann könnte ihr vielleicht ganz gut gefallen. Alles andere als perfekt müsste er sein, ein Mann zum Anlehnen, durchaus vom Typ des zum Tod verurteilten Metzger.
    Auf dem Gehsteig schlendern verliebte Paare durch die schon wärmende Sonne, und als hinter den Häuserzeilen die ersten Grünflächen auftauchen, gesellen sich zu den Pärchen auch Mütter mit ihren Kindern, Pensionisten auf dem Weg zum alteingesessenen Stammplatz auf der Parkbank und Einsame an der Leine ihres bis zur Vermenschlichung entwürdigten Vierbeiners.
    Bevor sie aussteigt, steckt sie den kleinen Revoler in die Tasche ihrer wattierten Jacke, die trotz des Schalldämpfers äußerlich keine Spur von ihrem tödlichen Inhalt erahnen lässt, und macht sich auf den Weg in den Park.

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    Dann sieht sie ihn.
    Gut sieht er aus, so im Alltagsgewand. Ganz anders als mit dieser für die Villa Orchidee typischen Verkleidung.
    Mit hochgeschlagenem Kragen schlendert er direkt auf sie zu und begrüßt sie mit kaum sichtbarer Zuwendung. Als würde er sich ihrer schämen!
    Das hasst sie an ihrem Beruf am meisten, diesen ständigen Verrat. Dieses Übermaß an Intimität und gleichzeitigem Zurückgestoßen-Werden, dieses Leben im Verborgenen. Da schüttet ihr so mancher der emotional verkümmerten Kunden das Herz aus, wie er es in der Öffentlichkeit niemals wagen würde, und dann ist sie derselben Person außerhalb der Mauern ihrer Berufsstätte nicht einmal einen Gruß wert.
    Eigentlich kennt sie niemanden, zu dem sie ein Verhältnis pflegt, für das die Bezeichnung „guter Bekannter“ oder gar „Freund“ zuträfe, wird ihr bewusst. Weder beruflich und schon gar nicht privat. Vielleicht sollte sie sich doch beizeiten ein Kind zulegen, nichts ginge leichter, vielleicht wäre diese Form der Zweisamkeit eine Lösung.
    Was sie jedenfalls am allerwenigsten braucht, ist, so wie jetzt, neben einem Mann an unverblümt und rücksichtslos glücklichen Menschen vorbeizuschlendern, neben einem Mann, der ihr gegenüber, offenkundig vor aller Augen, seine ganze Gleichgültigkeit zum Ausdruck bringt. Eigentlich hätte sie sich erwartet, dass das hier nur ein Treffpunkt sei, er ihr anbiete, irgendwo einzukehren oder zumindest seinen Wagen aufzusuchen. Immerhin geht es ja um keine Kleinigkeit.
    Es bleibt ihr also nichts anders übrig, als selbst in die Offensive zu gehen:
    „Lass uns in meinem Wagen reden! Er steht auf dem hinteren Besucherparkplatz!“
    Wortlos gehen sie zum Auto, immer wieder dreht er sich um, als würde er nach jemandem Ausschau halten, als hätte er Sorge, erkannt zu werden.
    Beinah synchron steigen sie ein, jeder auf seiner Seite, und nehmen auf den Ledersitzen Platz. Durch die getönten Scheiben legt sich ein gedämpftes Licht auf die menschenleere Umgebung und erzeugt mit der Vielzahl der leeren, abgestellten Autos ein Paradoxon der Stille.
    Nach einiger Zeit wendet sie sich

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