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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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meint, Bankgeheimnisse wären auch wirklich Geheimnisse, möge sich von dieser Tiefschlafphase genüsslich in die nächste träumen.

    Entleert auf allen Ebenen, seelisch, magentechnisch und finanziell, begibt sich der Willibald auf dem Rücksitz eines Taxis in Richtung Heimat, zu keiner weiteren Äußerung als der Angabe seiner Heimadresse fähig.
    Erst der Zeitungskolporteur an einer roten Ampel reißt den Metzger, durch das deutliche Präsentieren der aktuellen Schlagzeile, aus seiner Lethargie. „Geben S’ mir eine!“
    Kicker Saurias SKANDAL!
    Darunter etwas kleiner gedruckt die Meldungsreihe:
    Rassistischer Owuso-Mord – Meistertitel ade, Erzrivale SK Athletik Süd Tabellenerster – Johann König schwer angeschlagen
    „Solche Schweine!“, hört der Metzger vom Taxifahrer, als dieser durch den Rückspiegel die Schlagzeile der aufgeschlagenen Zeitung liest, während er selbst jene reißerisch verfasste Geschichte überfliegt, die er ohnedies bereits kennt. Kreuzberger vergiftet Owuso durch Mithilfe aus Ultras-Kreisen …

    Daheim angekommen, geht er trotz heftiger Kopfschmerzen mit Edgar um den Häuserblock, füttert ihn, übergibt sich abermals und legt sich zusammengekauert bei heruntergelassenen Jalousien in sein Bett. Kaum dass er eingeschlafen ist, läutet sein Telefon.
    „Bist du gut nachhause gekommen?“
    Das gibt es nicht. Der Metzger kann es nicht glauben und kann nicht mehr davon. Seine oft unter Schweißausbrüchen geträumte Episode des Davonlaufenwollens vor bedrohlicher, sich nähernder Gefahr und des trotzdem Nicht-vom-Fleck-Kommens, hat es bis in die Realität geschafft.
    „Woher haben Sie die Nummer und warum rufen Sie an?“,
    versucht der Metzger wenigsten verbal den Schritt zurück in die Vergangenheit und denkt sich noch, und wo bleibt jetzt bitte die Trennung zwischen privat und Kundschaft?
    „Man kann Dinge nicht ungeschehen machen, Willibald!“, wird er zurück in die Gegenwart katapultiert, „du wolltest von mir wissen, was ich mit Kwabena Owuso hatte. Gezeigt hab ich es dir ja schon, aber ich denke, wir sollten wirklich auch noch reden. Am besten bald. Hast du die Zeitung schon gelesen? Gehen wir doch auf einen Kaffee oder einfach nur spazieren!“
    Der Metzger hat seine Lektion bezüglich einsamer Verabredungen mit Unbekannten im vergangenen Winter am Ufer des Baggerteiches gelernt und wird vorsichtig. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass ihn nach dieser Nacht die unbeweisbare Gewissheit erfüllt, die Besucherin der Spielergarderobe und seiner Werkstatt gefunden zu haben. Umso mehr jucken ihn da klarerweise auch die Neugierde und die Frage nach dem Warum.
    „Gehen wir spazieren, dort wo viele Leute sind und wir trotzdem reden können. Im vorderen Park beim Kurschloss.“
    So groß ist der Park, dass er als die größte Grünfläche der Stadt zu stundenlangen, weitläufigen Spaziergängen einlädt. Vor allem hinter dem Schloss. Im vorderen, eher kleinen Gartenbereich allerdings, einem Meer aus Rosen und Buchsbäumen, tummeln sich vor allem im Frühling die Menschen und streiten um die Sitzgelegenheiten. Wenn es ein prächtiges Davor gibt, reicht das ja so manchem, um gar nicht mehr dahinter blicken zu wollen.
    „Ich werde da sein“, bestätigt die Gegenseite den Vorschlag, und die beiden vereinbaren einen Termin am Nachmittag.

50
    Er hat sie nochmals angerufen. Sie solle sich keinen Stress machen wegen dieses Herrn, der könne absolut nichts in der Hand haben. Dann hörte sie endlich das, worauf sie schon so lange gewartet hat: Die beiden Podinskys wären heute noch zu ihr unterwegs, aber weil sie so verlässlich und vertrauenswürdig gearbeitet hätte, würde er ihr gerne auch noch eine zusätzliche Überraschung bereiten wollen. Heute Nachmittag.
    Ja, er hat Anstand, zumindest was Abmachungen betrifft, und er äußert seine Dankbarkeit. Kein Wunder, da gibt es ja auch ausreichend Grund, gerade was die ganze Owuso-Angelegenheit betrifft.
    Alles hat sich erfüllt, beinah, nur die Krönung fehlt noch. Die ist allerdings nur eine Frage der Zeit, und das weiß er, ihr Auftraggeber. Unglaublich, wie leicht die Menschen zu steuern sind, wenn der Plan stimmt, und sein Plan war brillant, schon von Anfang an, beginnend mit der Verpflichtung eines neuen Einsergoalis, eines Afrikaners. Wie genial, der Ausländerfeindlichkeit so einen Affen vorzusetzen, der noch dazu mit seinem Geturne zwischen den Torstangen weitaus begnadeter war als sein Kontrahent. Aus dem Inneren der

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