Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Elfi, ich
habe deinen Vater getötet und ich bereue es nicht.“
Elfi taumelte, sie
schien einer Ohnmacht nahe. Tom nahm seine Hände hinter dem
Kopf hervor und stütze sie, ohne dass Christoph ihn daran zu
hindern versucht hätte. Der Mann, den sie beide als mürrisch
und wortkarg kennengelernt hatten, redete jetzt wie ein Wasserfall.
„ Er war nicht
gleich tot. Es dauerte 20, 30 Minuten, bis er endlich verreckt war.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich war außer mir, ging
händeringend auf und ab, während ich seinen Todeskampf
beobachtete. ,Was hast du bloß getan’, fragte ich mich
selbst und erwischte mich dabei, wie ich bereits mein Handy aus der
Tasche gefischt hatte und den Notruf wählte. Doch ich legte
wieder auf. Herrmann war offensichtlich nicht mehr zu retten. Und
überhaupt: Hatte er es denn besser verdient? Hatte ich nicht
immer davon geträumt, ja sogar geplant, Gerechtigkeit walten zu
lassen? Sollte ich mich dafür etwa bestrafen lassen? So
verfluchte ich ihn, während er noch im Sterben lag.
Als es endlich vorbei
war, dachte ich bereits nur noch daran, die Leiche loszuwerden.
Alles in allem war es tatsächlich so abgelaufen, wie ich mir
den Racheakt oft vorgestellt hatte. Wenn es nun noch eine Weile
dauerte, bis sie ihn fanden, würden sie mir kaum mehr auf die
Spur kommen. Daher warf ich den Toten auf die Pritsche eines der
Lastwagen und bedeckte sie mit Grünschnitt. Im Lager machte ich
gründlich sauber. Der Alte hatte eine ganz schöne
Schweinerei hinterlassen.
Nachdem alle Hinweise
auf meinen Besuch und den Vorfall beseitigt waren, setzte ich mich
ans Steuer und fuhr in Richtung Pfälzerwald. Dort gibt es
einige sehr abgelegene Stellen, wo ich die Leiche verscharren
wollte. Ich war furchtbar nervös, aber alles ging glatt.
Niemand hat bemerkt, dass der unscheinbare Gärtnerei-Laster
einen Toten transportierte.“
„ Wenn du
wüsstest“, dachte Tom.
„ Bis ich in die
Baumschule zurückkehrte, war es längst dunkel. Ich nahm
meinen Wagen und zog durch bis nach Hause.
Mann, war ich fertig!
Kein Auge habe ich in jener Nacht zugetan. Schuldbewusstsein, Angst,
Genugtuung, Euphorie: All das strömte in mir zusammen. Den
ganzen Samstag über fühlte ich mich total beschissen und
auch am Sonntag kam ich noch nicht zur Ruhe. Ich hatte für
Gerechtigkeit gesorgt, meine eigene Lage allerdings in keiner Weise
verbessert. Im Gegenteil: Für den Rest meines Lebens würde
ich mit der Gefahr leben müssen, erwischt und angeklagt zu
werden. Für dieses Risiko wäre eine kleine Entschädigung
doch nur angemessen, oder? Und da kam mir die Idee. Die Rose!
Niemand außer mir wusste von der Rose! Falls es mir gelänge,
sie an mich zu bringen, würde ich all das zurückgewonnen
haben, worum mein Vater und ich betrogen worden waren.
Ich schmiedete einen
kühnen Plan, an den Tatort zurückzukehren. Als Mitarbeiter
der Baumschule würde ich die besten Gelegenheiten bekommen,
nach der Pflanze zu suchen. In aller Eile schusterte ich mir eine
neue Identität zusammen, erfand ,Erwin Plotzeck’ und
fälschte Bewerbungsunterlagen für ihn. Ein Personalausweis
war Gott sei Dank gar nicht nötig. Auf die Schnelle hätte
ich nämlich keinen besorgen können.
Am Montagabend fuhr
ich wieder in die Pfalz und mietete mich unter falschem Namen in
einem Hotel ein. Um diese Jahreszeit suchen die meisten Gärtnereien
Personal. Und voilà, die Baumschule Landgraf hatte in der
Zeitung vom Samstag eine Stellenanzeige platziert. Am Dienstag
bewarb ich mich. Den Rest kennt ihr.“
„ Heißt
das, dass Sie auch Lech, Marius und Stan auf dem Gewissen haben?“
„ Lech? Um Gottes
Willen nein! Wie käme ich dazu? Ich war doch auf einem
Außentermin, als das passierte. Es muss wirklich ein Unfall
gewesen sein. Marius hingegen, tja, da habe ich, wie soll ich sagen,
ein bisschen nachgeholfen.“ Er grinste wissend.
„ Leider
gestaltete sich die Suche nach der blauen Rose nicht so einfach, wie
ich gehofft hatte. Es fing damit an, dass ich kaum im Betrieb zum
Einsatz kam. Ihr werdet euch daran erinnern, dass ich mehrmals
versuchte, eine Arbeit im Innendienst zu ergattern. Gleich am Morgen
meines ersten Arbeitstages zum Beispiel und auch am nächsten
Tag. Als das nichts brachte, blieb mir nur noch, mit dieser zickigen
Kundin Krach anzufangen, um mich für den Außendienst zu
disqualifizieren. Doch statt Strafversetzung in den Innendienst
bekam ich lediglich einen Anschiss von der Chefin.
Als letzter Ausweg
blieb mir, nachts in
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