Der Musentempel
Gastfreundschaft zu gewähren.«
»Fausta!« sagte ich. »Sullas Tochter?«
Er starrte mich ungeduldig an. »Welche andere Dame hat je diesen Namen getragen?«
»Ich habe nur meiner Überraschung Ausdruck verleihen wollen«, versicherte ich ihm. »Ich kenne die Dame. Sie ist verlobt mit meinem Freund Titus Milo.«
»Um so besser. Trommel ein paar Sklaven zusammen, sie werden eine Menge Gepäck haben. Ich werde wegen eines Empfangs für sie mit den Hofeunuchen sprechen.« Römer würden nie einen derartigen Aufwand für zwei zu Besuch kommende Damen treiben, egal, wie hochgeboren, aber der ägyptische Hof, der von Eunuchen und Prinzessinnen dominiert wurde, war da anders.
»Wer ist die andere Dame?« Ein schrecklicher Gedanke war mir gekommen. »Es ist doch nicht etwa Ciodia, oder? Sie und Fausta sind meines Wissens recht enge Freundinnen.«
Er lächelte. »Nein, du wirst bestimmt nicht unerfreut sein, sie zu sehen. Sie legen eben an den Docks an.«
Ich brüllte ein Kommando, und aus dem Nichts tauchte eine Schar Sklaven auf. Ich befahl, Sänften vorzutragen, und wie durch ein Wunder waren sie sofort zur Stelle; es war wirklich ein absolut außergewöhnlicher Ort. Ich bestieg eine, und wir marschierten zum königlichen Hafen. Dabei handelte es sich um eine vom großen Hafen abgetrennte, kleine Anlage, in der die königlichen Yachten und Barken lagen. Sie war von einem steinernen Wellenbrecher umgeben, dessen Öffnung durch die davor liegende Insel mit dem juwelenartigen Palast nochmals gesichert wurde, so daß sie selbst bei heftigen Stürmen Schutz bot.
Inmitten all der königlichen Barkassen sah das kleine römische Handelsschiff wahrlich bescheiden aus, aber die Damen, die an der Reling standen, strahlten Arroganz aus wie die Sonne Licht. Es waren nicht einfach zwei römische Damen, sondern Patrizierinnen vom Scheitel bis zur Sohle mit jener besonderen Gewißheit der eigenen Überlegenheit, die man nur durch Jahrhunderte lange Inzucht erwirbt.
Die Sklaven setzten die Sänften ab, und ich kletterte aufs Pflaster, während die Sklaven sich vor den beiden Damen, die den Landungssteg herabkamen, auf die Knie warfen. Das germanenblonde Haar von Fausta Cornelia war unübersehbar.
Sie verfügte in einem Ausmaß über die goldene Schönheit der Cornelier, die nur noch von ihrem Zwillingsbruder Faustus erreicht wurde. Die andere Dame war kleiner und dunkler, aber ebenso strahlend schön. In meinen Augen sogar um einiges schöner.
»Julia!« rief ich und hielt den Atem an. Es war in der Tat Julia Minor, die jüngere Tochter von Lucius Caesar. Vor nicht allzu langer Zeit hatten sich unsere beiden Familien getroffen, und wir waren formell mit einander verlobt worden. Daß wir uns diese Verlobung gewünscht hatten, war, soweit es unsere Familien betraf, nicht von Belang, wurde jedoch allgemein als recht glücklicher Umstand betrachtet. Damals waren die Meteller gerade damit beschäftigt, sich mit den rivalisierenden Machtblöcken gut zu stellen. Creticus hatte seine Tochter an den jüngeren Marcus Crassus verheiratet. Gaius Julius Caesar war der aufsteigende Star der Volksversammlungen, und eine Verbindung mit jener uralten, wenn gleich undurchsichtigen Familie war durchaus erwünscht. Gaius Julius' eigene Tochter war bereits Pompeius versprochen, aber sein Bruder Lucius hatte eine unverheiratete, jüngere Tochter. So wurden wir mit einander verlobt.
»Willkommen in Alexandria!« rief ich. Ich ergriff kurz Faustas Hand; dann hielt mir Julia ihre Wange zum Küssen hin, was ich gehorsam tat.
»Du hast zugenommen, Decius«, sagte sie.
»Was für eine Schmeichlerin du bist«, erwiderte ich. »Diese Ägypter glauben, sie würden ihre Götter enttäuschen, wenn sie es zuließen, daß ein Römer einen Schritt mehr als unbedingt notwendig tut, und wer bin ich, sie in ihrer frommen Hingabe zu stören?« Ich wandte mich Fausta zu. »Dame Fausta, deine Schönheit ziert diese königliche Stadt wie eine Krone. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Reise?«
»Seit Ostia haben wir uns die Eingeweide aus dem Leib gewürgt«, sagte sie.
»Ich versichere euch, die Unterbringung hier wird die Strapazen eurer winterlichen Reise mehr als wettmachen.«
Mittlerweile hatten die Sklaven das Gepäck der beiden verladen.
Als endlich alles an Land getragen war, ragte das Schiff einen knappen halben Meter höher aus dem Wasser. Die Damen waren selbstverständlich in Begleitung ihrer persönlichen Zofen sowie ein paar weiterer Sklaven
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